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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Lundquists Aufregung lag woanders: Eines der beiden ziemlich verstümmelten Opfer war identifiziert worden. Es handelte sich um einen australischen Staatsbürger namens Stephen Montgomery.
    Lundquist starrte in die untergehende Sonne. Stephen Montgomery, vierunddreißig Jahre alt, gehörte demselben Verein an, für den auch Lundquist bis vor einem Jahr gearbeitet hatte. Montgomery galt in Canberra als einer der fähigsten Leute und hatte als Vertrauter von Geheimdienstchef Daniel Harris die Aktivitäten in Europa von London aus gesteuert. Aber es gab noch einen weiteren Grund für Lundquists Betroffenheit. Vor sechzehn Jahren hatten der Tote und er in Sydney zusammen die Schulbank gedrückt. Und jetzt war er tot, plattgedrückt von Tausenden Zeitungen. Lundquist brauchte nicht einmal zehn Minuten, um eine Entscheidung zu treffen. Er schloß die Terrassentür, nahm noch einen Schluck Milch und ging dann hinaus auf die Straße.
    Sekunden später ratterte der Mofamotor. Der Australier fuhr in die Stadt. Er mußte dringend telefonieren.

New Haven, Connecticut, USA
    I dwood Green parkte den Ford an der Bordsteinkante vor der Polizeistation. Dann nahm er den Briefumschlag mit Angela MacRaes Unterlagen vom Armaturenbrett und stieg aus. Hinter dem Schalter im Foyer saß ein Kaugummi kauender junger Sergeant und blätterte in einem Nachrichtenmagazin.
    »Guten Tag«, grüßte der Engländer und legte den Umschlag mit den Papieren auf die Theke.
    Der Polizeibeamte klappte das Magazin zu und blickte ihn leicht gelangweilt an. »Was gibt's, Sir?«
    Green deutete auf den Briefumschlag. »Ich komme im Auftrag meiner Schwägerin. Es geht um die Überführung ihres Bruders, Charles Kossoff, der hier vor einigen Tagen einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen ist.«
    Der Sergeant zog die Augenbrauen ein wenig hoch. »Ah, ja, Kossoff, richtig. Aber warum kommt die Dame nicht selbst?«
    Green zuckte leicht die Achseln. »Sie wissen ja, wie Frauen sind«, meinte er leichthin, »der Todesfall hat sie sehr mitgenommen. Sie ist im Hotel und fühlt sich im Moment einfach nicht dazu in der Lage, hier tätig zu werden.«
    »Ich verstehe«, meinte der Sergeant und inspizierte dann den Inhalt des Umschlags.
    »Sie sind einen Tag zu früh, Sir. Die Leiche ist erst für morgen freigegeben.«
    Green nickte. »Ich weiß, ich weiß. Wir haben uns im Datum geirrt. Aber möglicherweise könnten Sie so freundlich sein, sich zu erkundigen, ob eine Möglichkeit besteht, die Freigabe vorzuverlegen. Ich befürchte, meine Schwägerin erleidet sonst einen nervösen Zusammenbruch.«
    »Ich werde es versuchen. Wie soll der Sarg nach England transportiert werden?«
    Green deutete auf die Papiere. »Da liegt eine Bestätigung von British Airways vor, daß der Sarg heute mit der Abendmaschine nach London geflogen werden kann. Sie startet um 20.25 Uhr von JFK.«
    »Okay, warten Sie bitte einen Moment. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Er brauchte nur ein paar Telefonate, dann kehrte der Beamte zurück.
    »Alles klar. Sie können den Sarg schon heute mitnehmen. Einer unsrer Leute muß ohnehin nach New York, um ein paar Mitarbeiter abzuholen. Er kann auf dem Hinweg den Sarg im Mannschaftswagen mitnehmen, falls Sie noch keine Transportmöglichkeit haben.«
    Green nickte dankbar. »Das ist sehr freundlich. Ich nehme dieses Angebot gerne an. Läßt sich das so einrichten, daß der Sarg gegen 19 Uhr am British-Airways-Terminal ist? Ich würde dann mit meiner Schwägerin mit unserem Leihwagen nach New York fahren.«
    »Kein Problem. Ich gebe dem Mann die Reservierungsbestätigung mit, dann brauchen Sie sich auf dem Flughafen um nichts zu kümmern. Der Sarg wird im Flugzeug sein.«
    Green reichte dem Polizisten die Hand. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
    Der Sergeant wirkte etwas verlegen. »Kein Problem. Vergessen Sie's einfach!«
    Idwood entschloß sich, die entspannte Stimmung auszunutzen. »Hören Sie, Sergeant, ich habe da noch eine Frage. Können wir Charles' Apartment aufsuchen, um einige Habseligkeiten mitzunehmen?«
    »Moment!« Der Beamte verschwand durch eine Tür und kehrte nach zwei Minuten mit einem Schlüsselbund zurück. »Hier, Sir, die Hausschlüssel.« Er schob Green ein Formular hin. »Sie müßten es mir nur quittieren.«
    Nachdem das geschehen war, verabschiedete sich Green von dem Sergeant und ging zurück zum Ford. Als er hinter dem Lenkrad Platz genommen hatte, warf er einen Blick auf den Schlüsselanhänger. C. Kossoff, 141

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