Der Infekt
entschlossenem Gesichtsausdruck um und verließ den Raum.
»Hm«, machte Cruikshank und sah Roessner fragend an, »ein effektvoller Abgang! Was machen wir jetzt?«
Der Breedwell- Sicherheitschef schürzte die Lippen. »Nun, viele Möglichkeiten haben wir nicht. Was soll denn eigentlich mit diesem Santos-Cruz passieren?«
David Cruikshank wiegte den Kopf. »Das wird sich herausstellen. Mal sehen, wieviel er zu wissen glaubt und was er im einzelnen vorhat. Möglicherweise müßten wir aber die Notwendigkeit in Betracht ziehen, daß er nicht nach Montevideo zurückkehren darf.«
»Das wollte ich nur wissen«, antwortete Roessner. Er ging zur Tür und drehte sich dann noch einmal zu Cruikshank um. »Vielleicht können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, sagte er ruhig. »Warten Sie hier! Ich werde Lorimer unsere Entscheidung mitteilen. Es wird nicht lange dauern!«
Kurze Zeit später klopfte er an eine Tür im zweiten Stockwerk.
»Herein!«
Dr. Lorimer saß hinter seinem Schreibtisch und blickte ihn erwartungsvoll an. »Ah, Señor Roessner! Nun, welche Entscheidung haben Sie getroffen?«
Roessner drückte die Tür hinter sich ins Schloß und ging auf den Tierarzt zu. »Wir haben uns entschlossen, Ihre Kündigung zu akzeptieren, Dr. Lorimer.«
Der Veterinär starrte ihn entsetzt an. »Das heißt, Sie wollen die Behörden also wahrhaftig über die Gründe für diese Erkrankungen im unklaren lassen? Das kann nicht Ihr Ernst sein! Ich werde das nicht zulassen! Ich werde …«
»Sie werden überhaupt nichts!« unterbrach ihn Roessner, während er seelenruhig eine Pistole aus dem Gürtelhalfter zog und mit der anderen Hand einen Schalldämpfer aufschraubte.
Lorimer sah ihm mit weitaufgerissenen Augen zu und wich angstvoll zurück. »Das … das … können Sie doch nicht machen, Roessner! Bitte …! Ich … ich verspreche Ihnen, daß ich nichts sagen werde!«
Ungerührt überprüfte der andere den Sitz des Schalldämpfers und legte auf den Tierarzt an. Als Lorimer den Mund öffnete, um ihn erneut anzuflehen, drückte er ab. Der Körper des Veterinärs fiel gegen die Wand hinter dem Schreibtisch und sackte wie in Zeitlupe in sich zusammen.
Roessner schraubte den Schalldämpfer wieder von der Waffe und steckte ihn in seine Jackentasche. Dann verstaute er die Pistole im Halfter und ging zur Tür. Er zog den Schlüssel ab, der an der Innenseite steckte, trat hinaus auf den Flur und schloß die Tür ab. Dann kehrte er in sein Büro zurück.
David Cruikshank saß in seinem Sessel und rauchte einen dünnen Zigarillo. »Und?«
Roessner ging hinüber zur Kaffeemaschine und füllte eine Tasse. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, meinte er ruhig: »Dr. Lorimer hat gekündigt!«
»Schön, schön«, lobte Cruikshank, »dann werde ich jetzt mal hinuntergehen und zum Flugplatz fahren. Santos-Cruz muß in wenigen Minuten eintreffen. Ich werde ihn abholen. Wir wollen doch einen guten Eindruck machen!«
»In Ordnung, tun Sie das! Ich kümmere mich um den Rest.«
Dr. Jorge Santos-Cruz blickte aus dem Kabinenfenster auf die Landschaft hinunter. Eben flog der Pilot eine leichte Linkskurve, und schon war der braune Strich der Landebahn zu sehen, der wie ein Kunstwerk von Richard Long die unendlichen grünen Weideflächen der Breedwell Farms in zwei Hälften teilte. Das sonore Brummen der Motoren änderte die Tonlage, als der Copilot den Schub zurücknahm und die kleine Maschine in den Sinkflug überging. Mit einem sanften Ruck setzten die Räder des Propellerflugzeugs auf der Lehmpiste auf.
»So«, meinte der Pilot, der eben die automatische Treppe hinunterließ, »da wären wir! Wann geht es weiter?«
Santos-Cruz nickte freundlich. »Danke, Señor Pena. Ich denke, daß ich nicht viel länger als eine halbe Stunde brauche. Wir haben schließlich heute noch ein paar weitere Ziele vor uns.«
»Gut, dann warte ich mit Rodriguez im Flugplatzcafé auf Sie.«
In diesem Moment bremste etwa zehn Meter entfernt eine dunkle amerikanische Limousine. Die hintere rechte Tür schwang auf und der FunFries -Sicherheitschef stieg aus. Lächelnd kam er auf Santos-Cruz zu und streckte ihm die Hand entgegen.
»Guten Tag, Señor. Sie müssen Dr. Santos-Cruz sein, wenn ich nicht irre. Mein Name ist David Cruikshank. Ich bin beauftragt, Sie durch unsere Firma zu führen und Ihnen die benötigten Auskünfte zu erteilen, soweit ich das überhaupt kann.«
»Guten Tag, Mr. Cruikshank«, antwortete Santos-Cruz höflich. »Es ist
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