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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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der Mappe, darunter auch einen Brief, dessen Absender ihn sehr interessierte. Stan Lundquist! Greens Blick fiel auf den Poststempel. Er runzelte die Stirn. Irland? Was, zum Teufel, trieb der Lange in Irland? Gespannt begann er zu lesen.
    Lieber Freund,
    sicher wunderst Du Dich über meine Adresse, stimmt's? Du wirst Dich noch mehr wundern, wenn ich Dir berichtet habe, was ich hier in Limerick treibe.
    Vielleicht erinnerst Du Dich an Stephen Montgomery, der uns im letzten Jahr ein wenig zur Seite gestanden hat. Und möglicherweise hast Du gehört, daß er in Holyhead einem Unfall zum Opfer gefallen ist. Dieser Unfall, lieber Idwood, war aber keiner.
    Es war Mord!
    Ich hatte durch Zufall in der Zeitung darüber gelesen, und da ich Stephen seit langer Zeit kenne, habe ich mich entschlossen, die Gründe für seinen Tod herauszufinden. Mit anderen Worten: Ich arbeite wieder für Kay und Harris.
    Es sieht so aus, als habe Stephen die Spur zu einem Mann aufgenommen, der sich vor einigen Jahren in Australien unbeliebt gemacht hat, und zwar durch eine Art Waffenhandel in Tateinheit mit Politikerbestechung. Der Name dieses Mannes ist Efrem Blunstone. Nachdem ich da angefangen hatte, wo Stephen aufhören mußte, bin ich nun in Irland gelandet. Und Du wirst es nicht glauben: Ich habe diesen Blunstone tatsächlich gefunden. Er leitet eine Biofirma in der Nähe von Limerick. Ihr Name ist Interclone Laboratories. Inzwischen arbeite ich auch dort, als wissenschaftlicher Leiter einer kleinen Forschungsgruppe. Sollte sich herausstellen, daß Blunstone für Stephens Tod verantwortlich ist, wird er dafür büßen.
    Nach dem, was ich bisher herausfinden konnte, habe ich Grund zu der Annahme, daß Blunstones Firma neben ›normalen‹ Aufträgen auch militärische Forschungsprojekte ausführt, soweit ich weiß, für deine Regierung, Idwood. Aber wahrscheinlich erzähle ich Dir damit überhaupt nichts Neues; Jeanne wird Dir bereits davon berichtet haben. Ihrem Verhalten zufolge war sie ja auch nicht rein aus Gründen der Journalistik hier.
    Wie dem auch sei, ich hoffe, daß wir uns bald wiedersehen. Grüß Jeanne bitte von mir und sag ihr, daß ich sie beim nächsten Mal angemessener begrüßen werde. Ihr fehlt mir beide!
    Und noch etwas, Idwood! Angesichts des Mordes an Stephen Montgomery bin ich hier auf alles gefaßt! Deshalb schreibe ich jeden Abend meine Gedanken und Erkenntnisse in Stichworten nieder. Diese Notizen liegen bei meiner Hauswirtin Mrs. Meehan, 34 Flaherty Street. Falls mir etwas zustoßen sollte, und Du erfährst davon, weißt Du wenigstens, woran ich gerade gearbeitet habe. Mrs. Meehan wird Dir die Notizen übrigens nur aushändigen, wenn Du ihr Ernestines Nachnamen nennst.
    Ich hoffe, daß diese Vorsichtsmaßnahmen unnötig sein werden, aber ich habe mich bemüht, von Dir zu lernen, mein Freund!
    Bis bald!
Stan.
    Es dauerte einige Zeit, bis Idwood den Inhalt des Schreibens einigermaßen verdaut hatte. Was ihn vor allen Dingen verwirrte, war Stans Hinweis auf Jeanne.
    »… nicht rein aus Gründen der Journalistik hier!«
    Er mochte es drehen und wenden, wie er wollte, es konnte nur das eine bedeuten: Jeanne hatte diese Firma aufgesucht. Warum denn bloß?
    Plötzlich fuhr es ihm durchs Hirn.
    Natürlich! Kossoff!
    Jeanne hatte bestimmt die Spur der Telefonnummer auf Kossoffs Wandkalender verfolgt. Und Interclone Laboratories war wahrscheinlich der Laden, in dem Kossoff gearbeitet hatte.
    Die zwei Wochen in Wien hatten die Erinnerung an die Ereignisse in New Haven schon fast wieder verschüttet, und es dauerte eine ganze Weile, bis sich Green alle Einzelheiten ins Gedächtnis zurückgerufen hatte. Er warf noch einen Blick auf den Poststempel. Stans Brief war vor drei Tagen abgeschickt worden. Wenn er Jeanne bei Interclone getroffen hatte, mußte sie inzwischen wieder zurück sein.
    Er griff zum Telefonhörer und wählte Jeannes Privatnummer. Das Freizeichen kam, aber auch nach zwei Minuten hatte auf der Gegenseite niemand abgenommen.
    Sehr merkwürdig!
    Nun wählte er die Nummer beim Daily Mirror . Auch hier tutete das Freizeichen länger als gewöhnlich. Aber dann meldete sich endlich jemand. Jeannes Chef war selbst am Apparat.
    »Hi, Kevin, wie geht's?«
    Micheals' Antwort klang eher wie ein Schrei der Erleichterung. »Idwood, herrje, gut, daß du anrufst!«
    »Was ist denn los, Kevin?« wollte Green erstaunt wissen. Der Chefredakteur suchte offensichtlich nach den richtigen Worten, denn er druckste einige Momente

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