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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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anlegen. Außerdem steckte er ohnehin bis zum Hals drin. Roessner und seine Clique hatten ihn in der Hand und würden ihn auch nicht mehr loslassen. Und es war nur ein schwacher Trost, daß er nicht der einzige unter den hohen Regierungsbeamten war, der für ein gewisses Entgegenkommen finanziell entschädigt wurde.
    »Nun, Exzellenz?« fragte Roessner mit unbeteiligtem Gesicht.
    Carillas nickte langsam. »Ich werde mich darum kümmern, Señor Roessner. Sie können sich darauf verlassen.«
    »Sehr schön«, meinte der andere und erhob sich vom Sofa. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Ach, Exzellenz, ich sehe diese Angelegenheit übrigens erst dann als erledigt an, wenn ich Entwarnung gebe. Und das kann durchaus einige Monate dauern.« Er verschwand auf dem Flur.
    Der Minister seufzte vernehmlich und ging zur Bar hinüber. Der Arzt hatte ihm zwar geraten, auf harte Alkoholika zu verzichten, aber jetzt brauchte er dringend einen Whisky.

Hempstead, Großbritannien
    V or dem Tower des kleinen Militärflugplatzes südwestlich von London parkte ein schwarzer Bentley. Auf den vorderen Sitzen saßen zwei Männer, die vom Aussehen her so gar nicht zu dem gediegenen Flair ihres Autos passen wollten. Robert Thurso und Chester Partridge trugen zu schulterlangem Haar abgeschabte Lederjacken, Jeans und Turnschuhe. Sie hatten die Seitenscheiben heruntergefahren und die Türen geöffnet, um die Füße auf die Türkante legen zu können.
    Sir Ronald hatte sie am frühen Morgen zu sich gerufen. »Meine Herren«, hatte er sie begrüßt, »ich habe den Eindruck, daß Sie im Moment ohnehin nur am Schreibtisch herumlungern. Da können Sie auch ebenso gut Ihren Freund Green vom Flugplatz abholen.«
    Idwood wurde aus Wien zurückerwartet und hatte angekündigt, daß er in Begleitung eines Gefangenen sei. Offenbar hatte er die undichte Stelle in Wien finden können und deshalb auch diese etwas aufwendige Art der Heimreise gewählt.
    Sir Ronald hatte wie immer einen mißbilligenden Gesichtsausdruck zur Schau getragen. Beim Umgang mit Thurso und Partridge verspürte er einfach ein zwiespältiges Gefühl. Daß die beiden homosexuell waren und zusammenlebten, mochte ja noch angehen, aber daß sie dazu noch derart nachlässig gekleidet herumliefen, machte Abbott sehr zu schaffen. Doch die beiden waren einfach gut, und deshalb wollte er auf ihre Mitarbeit nicht verzichten. Aus eher praktischen Überlegungen hatte er sie Idwood Green zugewiesen, zeigte doch dieser Mensch ein ebenso beklagenswertes Äußeres wie die beiden. Und auf diese Weise wußte Abbott wenigstens genau, welche Gruppe er nicht einsetzen durfte, wenn man damit rechnen mußte, daß es zu Begegnungen mit Regierungsmitgliedern oder gar der königlichen Familie kam.
    Robert Thurso stieg aus dem Bentley und ging ein paar Schritte. »Hoffentlich kommt der Trollo bald«, meinte er mit einem Blick auf die Uhr. »Mir ist langweilig.«
    Partridge schob sich gerade ein Pfefferminzbonbon in den Mund. »Mach doch nicht so einen Wind! Im Büro hättest du ja auch nur geschlafen.«
    »Spaßvogel«, brummte Thurso und suchte den Himmel über der Einflugschneise ab. Irgendwo summte es ganz leise. Dann sah er den Punkt am Himmel. »Da kommt er ja schon, der liebe Idwood!« rief er seinem Partner zu und deutete nach oben.
    Partridge blieb entspannt und mit hochgelegten Beinen sitzen. »Na, siehst du«, meinte er, »und wegen der drei Minuten regst du dich so auf.«
    Thurso warf ihm einen strengen Blick zu. »Ich habe mich doch gar nicht aufgeregt! Was erzählst du denn da? Ich habe nur gesagt, daß mir langweilig war.«
    »Na, na, wir wollen uns doch nicht streiten! Jetzt, hier im Angesicht eines herbeijettenden Topagenten.« Er zeigte auf den Lear Jet des Secret Service, der soeben auf der Landebahn aufsetzte.
    Drei Minuten später stoppte das weiße Flugzeug fünfzehn Meter entfernt. Die Tür klappte herunter, und die automatische Treppe wurde ausgefahren. Dann tauchte Idwood Green auf, der einen hageren, dunkelhaarigen Mann hinter sich herzog. Grinsend, den Gefangenen im Schlepptau, kam er auf seine beiden Mitarbeiter zu.
    »Na, ihr Vögel? Alles im Lot? Wie hat euch Abbott so früh wachgekriegt?«
    Thurso drehte sich zu Partridge um. »Ich habe dir gesagt: Laß uns lieber mit diesem tollen Auto zu einem Pferderennen fahren und Eindruck schinden. Aber nein, du wolltest ja unbedingt diesen Kerl vom Flugplatz abholen. Und was haben wir jetzt davon?«
    Partridge grinste nun auch. »Einen

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