Der Infekt
Mount war zwar an sich eine Pfeife, aber mit dieser Furie Margo de Keyser im Rücken wuchs er mitunter über sich hinaus. Und für den Konzern stand einiges auf dem Spiel. Über einen Aspekt war sich Cruikshank völlig im klaren: Wenn der Laden ins Schlingern geriet, wäre er der erste, den es zerschmettern würde. Von einer Sekunde zur anderen würde der Täter zum Opfer werden. Keine Frage! FunFries hatte einen langen und kompromißlosen Arm.
Es klopfte an der Tür.
Emilio Roessner trat ein. »Hallo, Cruikshank! Wie sieht es aus? Wann wollen Sie in London Druck machen?«
Cruikshank winkte gelangweilt ab. »Schon geschehen, Roessner, schon geschehen.«
»Ach so? Und? Wie war die Reaktion? Was haben Sie denen überhaupt gesagt?«
Cruikshank grinste leicht. »Die Reaktion war befriedigend. Ich habe angedeutet, daß die Gefahr bestünde, englische Rinder könnten mit dem Virus infiziert werden, wenn nicht endlich etwas Entscheidendes gegen diese Schnüffler unternommen würde. Er ist fast gestorben vor Sorge. Ich denke, das wird jetzt laufen da drüben.«
»Schön, schön«, nickte Roessner. »Das hört man gern.« Denn es ist sehr praktisch, fügte er in Gedanken an. Der Boden ist bereitet für mich. Ein paar Tage würde er noch warten, und dann ging es ans große Geldverdienen. Aber davon hatte Cruikshank nicht die geringste Ahnung. Der dachte ja, er wäre im Besitz eines ganz gefährlichen Viruspräparats. Und was besaß er? Natron!
Emilio Roessner unterdrückte ein Grinsen und sagte ernst: »Es gab ein weiteres Problem, Cruikshank.«
Der blonde Amerikaner sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Nämlich? Welches?«
»Heistrom«, erwiderte Roessner kurz.
»Na, und weiter?« fragte Cruikshank ungeduldig.
»Er wollte erst plaudern und dann türmen, der Gute. Ich habe ihn bei meinem Sicherheitsrundgang erwischt. Hatte bereits angefangen, das ein oder andere einzupacken, und wollte eben telefonieren.«
»Und? Problem erledigt?«
Roessner nickte. »Endgültig.«
»Dieser Trottel!« kommentierte Cruikshank kopfschüttelnd. »Hätte er doch einfach die Klappe gehalten. Aber wenn er nicht leben will! Jetzt kann ich ihm auch nicht mehr helfen. Wollen Sie auch einen Whiskey, Roessner?«
»Warum nicht?«
»Eben, warum nicht?« wiederholte Cruikshank. »Vielleicht fallen wir ja bald tot um, und dann hätten wir nicht mal mehr einen Bourbon getrunken!«
Roessner lachte halblaut. Wie recht du hast, du arrogantes Arschloch, dachte er, wie recht. Allerdings wirst nur du tot umfallen. Nur weißt du es noch nicht! Aber warte, ein paar Tage noch …!
London, Großbritannien
A h, Dr. Green, kommen Sie herein! Ich warte schon auf Sie.« Sir Ronald Abbott wies auf die Besuchersessel vor seinem Schreibtisch. »Nehmen Sie doch bitte Platz!«
»Danke, Sir«, antwortete Idwood Green höflich. »Darf ich Ihnen zunächst meine Begleiter vorstellen?« Er zeigte auf die beiden Männer, die hinter ihm eingetreten waren. »Dr. Lundquist kennen Sie ja sicher noch.«
»Selbstverständlich! Wie geht es Ihnen, Dr. Lundquist? Schön, Sie wieder zu sehen. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, nachdem Sie sich nach Korfu zurückgezogen hatten.«
»Ich freue mich auch, Sir Ronald!« gab der lange Australier zurück. »Und ehrlich gesagt, ich habe auch nicht geglaubt, daß ich so schnell wieder mittendrin in einem Fall bin. Wie das Leben so spielt!« Er drückte Abbotts Hand.
»Und dies hier«, fuhr Idwood Green fort, »ist mein alter Kommilitone und Forscherkollege Dr. Samuel O'Brien, Sir, der so freundlich war, eine fachliche Expertise über Kossoffs Notizen abzugeben, wie ich Ihnen am Telefon bereits angedeutet hatte.«
Abbott musterte den Wissenschaftler prüfend und reichte ihm dann die Hand. »Ich freue mich sehr, einen so renommierten Forscher wie Sie persönlich kennenzulernen, Dr. O'Brien.«
»Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Sir Ronald. Es geschieht nicht alle Tage, daß ich einem Geheimdienstchef die Hand drücke.«
Idwood Green lachte laut auf. »Sie müßten hören, wie er normalerweise über den ganzen Geheimdienstzirkus schimpft, Sir. Ich hätte nicht gedacht, daß er sich Ihnen gegenüber so friedfertig verhält.«
»Nun, Dr. Green, nicht jeder riskiert für seine Überzeugung sofort einen Eklat. Sie vielleicht, aber Sie sind kein Normalfall!«
Sam O'Brien grinste breit. »Sehr gut gekontert, Sir Ronald. Idwood hat mitunter ein recht loses Mundwerk.«
»Das kann man wohl sagen! Aber bitte, setzen Sie
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