Der Insulaner
hörten, dass ihr danach sucht, und mein Häuptling sandte mich aus, um euch dorthin zu führen.«
Hael fühlte Aufregung in sich aufsteigen. »Wunderbar! Sahen sie gut aus?«
Deno grinste verzerrt. »Sehr gut! Ein großer Hengst führt die Herde an, wahrscheinlich das verwilderte Kriegsroß eines Häuptlings. Seine Fohlen werden gute Reittiere abgeben, auch wenn ihre Mütter klein sind. Die kleineren Hengste« – er zuckte die Achseln -»könnt ihr kastrieren und einreiten. Sie sind gut genug, damit die Kinder das Reiten lernen.«
Hael grinste vergnügt und wandte sich an seine Männer. »Esst schnell, holt eure Cabos und löscht die Feuer! Wir brechen auf.«
Freudestrahlend beeilten sich die Krieger, ihren Pflichten nachzukommen, und Hael war stolz auf ihre Umsicht und Geschicklichkeit. Er hatte besonderen Wert darauf gelegt, ihnen immer wieder einzuprägen, die Feuer sehr gründlich auszulöschen. Die Männer hielten die Ermahnung für überflüssig, da sie als Waldbewohner gewöhnt waren, vorsichtig mit Feuer umzugehen. Aber ein Steppenbrand konnte in Windeseile eine riesige Fläche verbrennen, und bei den Amsi gab es wahrhaft phantasievolle Strafen, wenn jemand durch Nachlässigkeit einen Brand verursachte.
Als sie aufgesessen waren, ritt Deno voraus, da er nicht viel für die Matwa übrig zu haben schien. Einer der Anführer gesellte sich zu Hael. Es war Hosha, der junge Häuptling von Rankenkraut. »Mir gefällt dieser Bursche nicht«, murmelte er mit gerunzelter Stirn.
»Könnte dir überhaupt ein Amsi gefallen?« fragte Hael.
»Nein. Aber der Gauner da sieht aus, als würde er in zu viele Kämpfe verwickelt und sie alle verlieren. Er behandelt dich mit einem Respekt, der schon an Unverschämtheit grenzt. Vertrau ihm nicht.«
»Ich werde vorsichtig sein. Aber er ist allein und kann uns nichts anhaben. Wenn er tatsächlich ein Gauner ist, ist das bestimmt der Grund, weshalb ihn sein Häuptling ganz allein ausgeschickt hat. Wenn den eine Pelzschlange frisst, entsteht wenigstens kein Verlust.« Hosha wirkte unzufrieden, schwieg aber.
Den ganzen Tag lang ritten sie nach Süden. Als sie ihr Nachtlager aufschlugen, hielt sich Deno abseits, um sich einen Schlafplatz zu suchen. Hael fand das eigenartig aber vielleicht fühlte sich der Mann trotz der Gegenwart des Verheißenen unsicher, inmitten seiner ehemaligen Feinde zu schlafen.
Der nächste Tag verlief ereignislos. Am Morgen des dritten Tages blieb Deno neben Hael. »Wir sind nicht mehr weit entfernt. Irgendwann im Laufe des Tages haben wir sie.«
»Sehr schön«, sagte Hael. »Ich will so viele wie möglich haben.«
»Ganz einfach«, versicherte ihm Deno. »Du musst nur den Leithengst fangen. Die anderen werden ihm folgen, wohin er auch geht.«
Am späten Vormittag begegneten sie einer Gruppe von dreißig Amsi. Die Krieger galoppierten auf sie zu, stießen ihre gellenden Schreie aus, fuchtelten aber nicht mit den Waffen, als Zeichen für friedliche Absichten. Bei ihrem Anblick verzog Deno wütend das Gesicht, sagte aber kein Wort.
Ein junger Häuptling, der in wunderschöne weiße Lederkleidung gehüllt war, ritt lächelnd auf sie zu. Sein Haar war zu Zöpfen geflochten, in denen Perlenketten hingen, und die Ohren waren mit goldenen Ringen geschmückt.
»Ich grüße dich, Geistermann!« rief er. »Wir hörten, dass ihr nach wilden Cabos sucht. Ich bin Twila, Unterhäuptling des Zwei-Felsen-Stammes der Nordwestamsi. Ich sah, wie du gegen Impaba kämpftest.«
»Ja, ich erinnere mich an dich«, antwortete Hael. Zu seiner Erleichterung wirkten diese Amsi keineswegs feindselig. Er erzählte Twila von Denos Auftrag.
Twila runzelte die Stirn. »Seltsam, dass wir die Cabos nicht gesehen haben. Sonst kommen die Leute aus dem Südosten um diese Jahreszeit nicht so weit nach Norden.«
Deno grinste verächtlich. »Im letzten Jahr haben wir im Süden gute Bronze eingetauscht. Wir kamen deshalb früh nach Norden, um die besten Pelztiere zu erlegen. Wenn ihr die Herde nicht gesehen habt, liegt es daran, dass die Nordwestamsi eher darauf achten, ob sie auch gut aussehen und weniger Wert auf die Jagd legen.« Er betrachtete die feine Kleidung Twilas mit abfälligen Blicken.
Twila lief rot an. »Aus Respekt vor dem Verheißenen werde ich dich nicht ohrfeigen, wie du es verdient hättest. Wir treffen uns auf dem Mittsommerfest. Dann setzen wir unsere Unterredung auf dem Kampfplatz fort.«
Deno lachte. »Ich stehe dir ganz zur Verfügung.« Er wandte sich an
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