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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Hael. »Reiten wir weiter? Bis zum Einbruch der Dämmerung können wir sie eingekreist haben.«
    Hael verabschiedete sich von Twila, und sie ritten weiter nach Süden. Inzwischen fühlte er sich unwohl. Irgendetwas Bedrohliches lag in der Luft, obwohl er sicher war, dass ihn kein Amsi angreifen würde. Aber wer sonst? Die Antwort auf diese Frage erhielt er nur allzu bald.
    In der flimmernden Hitze, die über der Steppe lag, sah Hael Deno weit vor seinen Leuten herreiten, die an der Spitze der kleinen Gruppe ritten. Vor ihnen lag eine Bodenwelle, die sich von Südosten nach Nordwesten zog. Deno hatte berichtet, dass dahinter ein Fluss durch die Ebene strömte. Die Caboherde sollte sich zwischen der Bodenwelle und dem Fluss aufhalten.
    Innerhalb weniger Minuten hatten Hael und seine Leute die Erhebung erklommen und trafen dort auf die Vorhut, die sich suchend nach allen Seiten umschaute. Deno war nirgendwo zu sehen.
    »Wohin ist der Amsi verschwunden?« wollte Hael wissen.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete einer der Reiter. »Er befand sich ungefähr drei Pfeilschußlängen vor uns, als er diese Stelle passierte. Als wir hier ankamen, war er verschwunden. Anscheinend ist er sofort losgaloppiert, als er außer Sichtweite war.«
    Besorgt ließ Hael seine Blicke umherschweifen. In der Ferne erspähte er den Fluss: ein schmales Band lehmigen Wassers, das sich auf dem Grund eines flachen Tals träge dahinbewegte. Im Laufe der Jahrhunderte hatte der Fluss auf dem Talboden zahlreiche Kanäle hinterlassen, die sich zwischen niedrigen Hügeln hindurchzogen. Das Wasser und das reichlich vorhandene saftige Gras hatten viel Wild angezogen, und an den sumpfigen Ufern des Flusses tummelten sich zahlreiche Wasservögel.
    »Cabos!« rief einer der Männer und wies mit dem Finger in die Richtung. Hinter einem der kleinen Hügel war ein halbes Dutzend Cabos aufgetaucht.
    »Sie wollen ihren Durst löschen«, meinte Hael. »Der Rest der Herde muss sich hinter dem Hügel befinden. Wahrscheinlich ist Deno dorthin geritten. Wir wollen ihnen langsam und ruhig entgegenreiten, als handele es sich bei uns auch nur um eine Caboherde, die es zur Tränke zieht. Wir dürfen sie nicht erschrecken.«
    Als sie den Abhang hinabritten, bereitete Hael sein Wurfseil vor und überzeugte sich davon, dass die Schlinge geschmeidig war. Er wollte den großen Hengst fangen, während seine Kameraden die Herde einkreisten. Bis jetzt hatte er den Anführer der Cabos noch nicht entdeckt. Außerdem bereitete ihm Denos Verschwinden Kopfzerbrechen.
    »Seht nur!« schrie Hosha. Die Männer, die Hael begleiteten, stießen halblaute Flüche aus.
    »Spannt die Bögen!« brüllte Hael. Vor ihnen tauchte eine große Truppe bewaffneter Reiter auf. Sie stießen Kriegsschreie aus und fuchtelten mit Lanzen, Speeren und Äxten. Jetzt bemerkte Hael auch, dass die sechs Cabos Fußfesseln trugen. Sie waren der Köder gewesen, und jetzt war die Falle zugeschnappt!
    Mit wütendem Gesicht wandte sich Hosha zu Hael um. »Ach, die Amsi sind also unsere Freunde? Die da werden uns auf raue Art willkommen heißen!« Er versuchte den Bogen zu spannen. Auf dem Caborücken war das nicht leicht, und Hael hatte seine Leute immer wieder üben lassen, aber die Aufregung über den bevorstehenden Kampf machte die Männer unsicher.
    Hael war wie erstarrt und konnte eine Zeitlang nichts tun. Wie kam es, dass die Amsi, die ihm noch vor kurzem zugejubelt hatten, sich plötzlich gegen ihn wandten? Dann bemerkte er, dass die Männer zum Teil in Stofftuniken und Federumhänge gekleidet waren.
    »Das sind keine Amsi«, erklärte er, »jedenfalls nicht alle.«
    Hosha, der den gespannten Bogen vor sich hielt, sah genauer hin. »Du hast recht. Sieh nur, die beiden da!« Er deutete mit dem Pfeil auf zwei Burschen, die bunte Hosen und Hemden aus Stoff trugen. »Der Kleidung nach sind es Matwa.« Er hörte sich ebenso verwirrt an, wie Hael sich fühlte. Jetzt fiel ihnen auf, wie eigenartig die übrigen Fremden gekleidet waren.
    »Wilde!« rief Hael. »Solche gab es auch in meiner Heimat. Ausgestoßene und Verbrecher jeder Nation, die sich ihren Lebensunterhalt durch Raubzüge verdienen.«
    »Egal, wer sie sind«, sagte Hosha, »es sind doppelt so viele wie wir!«
    »Haltet euch zurück«, befahl Hael. »Schießt erst, wenn ihr euch ganz sicher seid. Zielt auf die Männer. Ich will die Cabos haben!«
    Hosha und die anderen Matwa starrten ihn entsetzt an. »Bist du verrückt geworden? Ein Cabo ist ein viermal

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