Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich wieder nach Hause ziehen und bei ihm bleiben. Ihn würde das sicher glücklich machen. Finden Sie es egoistisch von mir, dass ich das nicht tue?«  
    »Ich weiß nicht«, antwortete Freddie. »Ich kann das nicht beurteilen.«  
    »Ihre Eltern sind tot, nicht wahr?«  
    »Sie sind beide gestorben, als ich noch ein Kind war.«  
    »Vielleicht ist das ein Glück.« Marcelle biss sich sofort auf die Lippe. »Nein, so etwas sollte ich nicht sagen. Entschuldigen Sie, bitte, verzeihen Sie mir.« Sie seufzte. »In Wiltshire habe ich immer das Gefühl zu schrumpfen.« Sie schob Daumen und Zeigefinger langsam immer näher zusammen, bis nur noch ein schmaler Spalt blieb. »So ungefähr. Ich fühle mich – reduziert. Ich habe Angst, dass nichts von mir übrig bleiben würde, wenn ich immer dort lebte. Wissen Sie, der Krieg macht mir gar nicht so viel aus. Wenn nicht das schlechte Gewissen wäre, würde ich mich ganz wohlfühlen. Dabei sind Schuldgefühle so etwas Sinnloses, ich versuche immer, sie mir vom Leib zu halten.« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Wie fanden Sie meine Freunde?«  
    »Sehr nett.«  
    »Lewis ist absolut verknallt in Clare Stuart.«  
    »Die Frau im rosa Kleid? Ach so.«  
    Nachdem die Suppe gebracht worden war, sagte Marcelle in vertraulichem Ton: »Ich war auch einmal in ihn verliebt.«  
    »In Leutnant Coryton? Er sieht ja auch wirklich gut aus. Und sind Sie immer noch verliebt?«  
    »Nein. Wir sind gute Freunde und schreiben uns regelmäßig. Ich verliebe mich ziemlich häufig, eine schlechte Angewohnheit von mir. Sie sind wahrscheinlich viel vernünftiger.«  
    » Vernünftig «, sagte Freddie. »Wie niederschmetternd. Jack nannte mich sittsam.«  
    »Achten Sie nicht auf Jack. Er kann wirklich sehr ungalant sein.«  
    Sie sprachen über ihre Arbeit und den Krieg, und dann war es Zeit, ins Büro zurückzukehren. Als sie die Mäntel anzogen, sagte Marcelle: »Ich gebe freitagabends meistens ein Essen bei mir. Jeder bringt etwas mit. Hätten Sie Lust zu kommen? Natürlich mit Angus. Und bringen Sie Ihren Freund, Mr. Fischer, mit.« Sie zog ihre Handschuhe über. »Ja. Fragen Sie doch Mr. Fischer, ob er kommen möchte.«  
    »Nicht Julian?«  
    »Julian ist wirklich lieb, aber nein, mich interessiert Ihr Max. Er hat doch niemanden?«  
    »Im Moment nicht, nein.«  
    »Jemand hat mir erzählt, dass er in Ihre Schwester verliebt war.«  
    Die Neugier in Marcelles Blick verriet Freddie, dass der Jemand ihr mehr als das über Tessa erzählt hatte, aber sie sagte nur: »Das war einmal. Es ist lange vorbei. Jahre.«  

11
     
    Die Villa di Belcanto thronte auf einer Anhöhe in der hügeligen Landschaft südlich von Florenz. Im fünfzehnten Jahrhundert waren die ursprünglichen Gebäude, zu denen ein viereckiger Turm gehört hatte, zu einem weitläufigen Herrenhaus mit einem rechteckigen Innenhof und einer Loggia vereinigt worden. Im neunzehnten Jahrhundert hatten Olivia Zanettis Vorfahren den Besitz noch mit einem englischen Garten, einer Kastanienallee und verschiedenen Nebengebäuden verschönert. Jahrhundertelang Wind und Sonne ausgesetzt, waren die Mauern zu dem hellen, blass rosa schimmernden Braun von Haselnusseis ausgebleicht. Die ehemals leuchtenden Farben des Wappenschilds über dem mächtigen Torbogen, ein Achteck, in dem ein verdrießlich dreinblickender Greif hockte, waren abgeblättert oder zu fahlen Grau- und Beigetönen verblasst.  
    Auf der einen Seite des Herrenhauses dehnten sich Ackerland, Weingärten, Olivenhaine und Maisfelder. Die dichten Eichen- und Kastanienwälder auf den Hügeln jenseits des Tals waren von Schluchten durchzogen. Die fattoria , der größte und wichtigste der zum Gut gehörigen Höfe, lag nicht weit vom Herrenhaus entfernt. Die etwa ein Dutzend anderen, kleineren Pachthöfe waren über ein weit größeres Gebiet verstreut. Um die fattoria gruppierten sich Stallungen, eine Molkerei, Werkstätten, eine Wäscherei und mehrere Häuser.  
    Auf dem Gut wurden Pferde, Schweine, Milchvieh, Hühner, Gänse und Kaninchen gehalten. Obst und Gemüse wuchsen im Nutzgarten, in der Molkerei wurde Käse hergestellt und die Bienenstöcke lieferten Honig. Im Herbst wurden Schweine geschlachtet und ihr Fleisch wurde zu Schinken und Würsten verarbeitet. Mehr als fünfzig Leute arbeiteten auf dem Gut Belcanto : Köchin, Haushälterin, Schneiderin und andere Angestellte im Herrenhaus, der Verwalter, Stefano, der mit seiner Familie auf der

Weitere Kostenlose Bücher