Der Jade-Pavillon
gibt ein Glück, das stumm werden läßt.
Lida streifte ihr Kleid ab, und als Jian ihren nackten Körper küßte und an ihrem Rücken hinuntersah, bemerkte er zwei rötliche Flecken auf ihrer Haut. Er tastete die Flecken ab und streichelte ihren Rücken. Ein Zittern huschte über ihre Haut. »Hast du dich gestoßen?« fragte er.
»Ein Esel hat mich umgerannt.«
»Wann war das?«
»Oh, es ist Wochen her. Es waren viele blaue Flecken, aber diese beiden sind geblieben.«
»Warst du bei einem Arzt?«
»Zhou Chen hat mich behandelt.«
»Womit?«
»Das weiß ich nicht. Es war eine Salbe und eine Tinktur.«
Wieder tastete Jian die Stellen ab; er spürte unter seinen Fingerspitzen deutlich Verhärtungen, als hätten sich die Blutergüsse eingekapselt und nicht, wie es hätte sein sollen, nach einigen Tagen aufgelöst. »Hast du Schmerzen, wenn ich darauf drücke?« fragte er.
»Nein, ich fühle nur deine Finger.« Sie dehnte sich wohlig unter seinen Händen und seufzte leise. »Sie sind so weich und zärtlich.«
Er küßte ihren Nacken, und dann hob er sie hoch, trug sie zum Bett und legte sie ganz vorsichtig nieder, als sei sie aus ganz feinem Porzellan. Er kniete vor dem Bett nieder, berührte mit den Lippen ihre Brüste, den Leib und die Schenkel und legte seinen Kopf in ihren Schoß, der sich ihm entgegenwölbte. »Du bist so schön«, sagte er leise. »So schön, wie kein Märchen eine Prinzessin beschreiben kann.«
»Ich bin kein Märchen, ich bin Wahrheit.« Sie umklammerte seinen Kopf und drückte ihn fest an sich. »Ich liebe dich, und ich werde sterben, wenn es diese Liebe nicht mehr gibt.«
Zum ersten Mal seit Jahren stand Lida am folgenden Morgen nicht um fünf Uhr auf, um ihre Arbeit im Haus und auf den Feldern zu beginnen. Sie schlief in Jians Armen bis um acht Uhr, und der Büffel, an den Zeitablauf gewöhnt, wurde unruhig, stampfte mit den Hufen, stieß seine Hörner gegen die Bretterwand seines Stalles, brüllte und benahm sich, als habe ihn ein ganzer Wespenschwarm gestochen.
Auch Huang sah immer wieder auf seine Uhr und schüttelte mißbilligend den Kopf.
Jinvan legte ihm die Hand auf den Arm und beruhigte ihn durch ein Lächeln. »Es ist ihre erste Nacht im neuen Haus«, sagte sie. »Gönne ihnen diese Stunden, sei nicht so streng.«
»Das Leben hat wie eine Münze zwei Seiten: Die eine ist die Liebe, die andere die Pflichterfüllung. Beides ergibt ein Ganzes.«
»Der Reis wird nicht verdorren, wenn er einen Tag allein gelassen wird. Und das Gemüse wird nicht welken und der Mais nicht abfallen. Morgen früh ist Lida wieder allein, wenn Jian nach Kunming zurückfährt. Und wer weiß, wann er wiederkommen kann.«
Huang war schon in der Schule, als Jian und Lida endlich zum Frühstück kamen.
Jinvan sagte kein Wort, sie schaute Lida nur an, und Lida senkte den Kopf, und Röte stieg in ihr Gesicht, und Jian sagte: »Wir wollten die Zeit festhalten. Ich bitte um Vergebung, Jinvan.«
Nach dem Frühstück, an dem er ebenfalls teilgenommen hatte, packte Zhang seine Sachen, steckte sie in den Kofferraum des ›schnaufenden Drachens‹, wie er das verbeulte alte Auto nannte, und Su Hongmo wiegte den Kopf hin und her, dachte an die bevorstehende Rückfahrt über diese schreckliche Straße und meinte zu Zhang: »Ehrwürdiger Herr Zhang, wenn der Wagen auseinanderfällt, bin ich ein armer Mann ohne Arbeit und Reis. Ich kann mir keinen anderen Wagen kaufen. Wir sollten gemeinsam nachdenken, was dann zu tun ist.«
»Ich habe Sie gemietet, und es ist Ihr Risiko, Hongmo.«
»Sie haben mir nicht gesagt, daß wir über ein kilometerlanges Waschbrett fahren müssen. So viel Yuan hätten Sie gar nicht zahlen können, um mich dazu zu überreden.«
»Ich kannte den Weg nach Huili selbst nicht. Ich bin zum ersten Mal hier. Hätten Sie Ihren Wagen besser gepflegt – «
»Gepflegt?« rief Su und warf beide Arme hoch in die Luft. »Es ist eines der besten Autos von Dali! Aber es ist nicht für eine Fahrt in die Wildnis gebaut.« Er zeigte auf Jians Wagen, der zwar staubüberzogen, aber sonst ganz neu aussah. »Warten Sie ab, wie dieses Auto aussieht, wenn es ein paarmal diese Höllenstraße gefahren ist. Herr Zhang, teilen wir uns die Reparatur?«
»Nein. Es muß für Sie eine Ehre sein, mich zu fahren. Lassen Sie den Motor an, wir fahren in Kürze.«
Su riß die Tür auf, setzte sich hinter das Lenkrad, und als er den Motor startete, krachte es mehrmals wie Kanonenschüsse. Dann beruhigte sich der Motor
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