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Der Jade-Pavillon

Der Jade-Pavillon

Titel: Der Jade-Pavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kunming nicht noch einmal bei mir sehen.«
    Jian saß in den Vorlesungen, aß mittags in der Mensa, ging in die Universitätsbibliothek und nahm an Anatomiekursen teil. Diese belasteten sein Gemüt nicht wenig. Abends saß er in dem Lokal, in dem Holgers Band spielte, und wenn Holger bravourös seine Trompete blies und die Tanzpaare über die Tanzfläche rockten, löste sich seine innere Verkrampfung, und er verscheuchte den quälenden Gedanken, ob er wirklich dazu ausersehen sei, ein Chirurg zu werden.
    Mit Bai Hongda hatte er bisher nur viermal gesprochen, belanglose Worte. Bai hatte ihn bis jetzt noch nicht über seine Pläne informiert, wie Holger angekündigt hatte. Er tastete Jian ab, beobachtete ihn mißtrauisch, vor allem seit die KP von Kunming ihm in einem verschlüsselten Befehl mitgeteilt hatte, daß er einen Tong Jian in seine Gruppe aufnehmen solle. Wer war dieser Tong Jian wirklich? Ein Spion? Warum war er von Kunming nach Beijing gewechselt? Fragen, die Bai erst beantwortet haben wollte, bevor er Jian in seine Pläne einweihte.
    Drei Monate wartete Jian auf eine Antwort von Lida. Er hatte ihr jede Woche geschrieben, nun war er der Verzweiflung nahe und wußte keine Erklärung für ihr Schweigen. »Ich fliege nach Kunming«, sagte er zu Holger. »Drei Monate kein Lebenszeichen, da stimmt doch etwas nicht. Ich habe Angst, daß Fengxia an ihr Rache genommen hat.«
    »Die chinesische Post ist nicht gerade ein Musterbetrieb«, meinte Holger. »Ehe ein Brief in ein so abgeschiedenes Dorf wie Huili kommt, kann es etwas dauern.«
    »Aber nicht drei Monate.«
    »Du kannst jetzt nicht aus Beijing abhauen. Damit würdest du dir deine ganze Zukunft verbauen.«
    »Das ist es, was ich unter persönlicher Freiheit verstehe: Ich will fahren können, wann und wohin ich will, ohne um Erlaubnis zu betteln, ohne von einer Einheit bevormundet zu werden. Hier stehe ich, und dort ist die übrige Welt, und es soll mir keiner verwehren, sie zu sehen.«
    »Das ist auch ein Programmpunkt in den Plänen von Bai Hongda. Hast du schon mal eine Rede von Charly angehört?«
    »Reindl ist ein Schwätzer. Für ihn ist eine Revolution ein Gesellschaftsspiel. Was er sagt, glaubt er selbst nicht, aber er hämmert es den anderen ein und heizt sie so lange auf, bis sie überkochen. Holger, das ist gefährlich für eure Sache. Er hat sich als Freund bei euch eingeschlichen, und ihr vertraut ihm, aber er will gar keine chinesische Demokratie, sondern ein Chaos wie in der Kulturrevolution. Er haßt eine geordnete Gesellschaft und liebt den Terror. Er will euch zeigen, wie frei man leben kann, und führt euch doch nichts anderes vor als Zügellosigkeit. Es gibt kein Zusammenleben ohne eine feste Ordnung.«
    »Du weißt selbst nicht, was du willst«, sagte Holger und sah Jian kopfschüttelnd an. »Auf der einen Seite beschwerst du dich, daß in China alles unter der Kontrolle der Partei steht, auf der anderen Seite willst du eine ›feste Ordnung‹. Wie stellst du dir das neue China eigentlich vor?«
    »Ich weiß es nicht.« Jian zuckte mit den Schultern. »Eine Milliarde Menschen zu regieren und es jedem recht zu machen ist eine Aufgabe, die unsere Kraft übersteigt. – Holger, warum höre ich nichts von Lida?«
    Es war Winter, Beijing lag unter Schnee begraben, die schneidende Kälte durchdrang jede Wattejacke und jeden gefütterten Filzstiefel. Jian hatte auch zweimal an Onkel Zhang Shufang geschrieben und ihn angefleht, nach Huili zu fahren oder wenigstens anzurufen, denn Huang Keli mußte sein Telefon längst bekommen haben. Zhang antwortete, er liege krank im Bett und sei sehr schwach. »Ich bin von heute auf morgen ein alter, zittriger Mann geworden«, schrieb er mit schön gemalter Schrift. »Eine Fahrt nach Huili wäre wie eine Reise zum Mond. Und das Telefonamt in Dali sagt, es gebe keinen Anschluß in Huili. Wenn er beantragt sei, müsse man Geduld zeigen. Mein lieber Jian, mehr kann ich dir nicht berichten. Mir geht es wie einem Kerzenstumpf, der nur noch kurze Zeit zu brennen hat.«
    »Ich muß nach Huili«, sagte Jian. »Ich habe Angst um Lida.«
    »Dann mußt du dein Studium aufgeben. Dein Name wird von der Liste der Studenten gestrichen werden«, erwiderte Holger.
    Von seinen Eltern hörte Jian das Übliche. Sein Vater schrieb, er sei stolz auf ihn, und seine Mutter berichtete, daß Fengxia schwanger sei, was Jian zu der Antwort veranlaßte: »Der arme Wu Junghou! Jetzt mußt er sich bald mit zwei Drachen schlagen.«
    Jians

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