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Der Jade-Pavillon

Der Jade-Pavillon

Titel: Der Jade-Pavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus, denn auch in seinem Dorf vermutete er Spitzel, die alles dem Parteisekretär meldeten, und dieser war ein Mann, mit dem man nicht diskutieren konnte, sondern der alle sofort an die Parteileitung in Kunming meldete, und dann kamen ein Kommissar und ein paar Rotgardisten ins Dorf und holten die Kritischen ab. Man sah sie nie wieder, und wer fragte schon danach? Nur einmal hieß es, man habe sie umgesiedelt, in Volkskommunen, und es gehe ihnen gut; sie arbeiteten im Geist Maos und der großen Revolution.
    Aber heute, an diesem Abend, an dem ihm Jinvan das blutbefleckte Tuch gezeigt und er mit eigenen Augen den Unterleib seiner Frau betrachtet hatte, in dieser Stunde war der Schwur, Chang zu töten, kein heimlicher Gedanke mehr.
    Es mußte getan werden. Auch ein kleiner armer Dorfschullehrer hat eine Ehre.
    In der Ecke des Zimmers, auf einer braunen Schafswolldecke, lag Tifei, der zerschundene Sohn, und ließ sich von seiner Mutter behandeln. Sie strich eine grüne, nach Rosmarin duftende Heilsalbe über seine Wunden und Peitschenstriemen, wischte den Schweiß von seinem zuckenden Gesicht und sagte immer wieder: »Du lebst, mein Sohn. Sei glücklich, daß du lebst. Sie waren noch gnädig mit uns. Und wir werden leben – jetzt tötet er uns nicht mehr. Er ist Gast in unserem Haus.«
    »Ein Drache als Gast hat nie Glück gebracht, Mutter.«
    »Morgen ziehen sie weiter, dann ist alles vorbei. Vater wird Chang aus den Schriften Maos vorlesen, um ihm zu beweisen, daß er die Worte des Großen Vorsitzenden begriffen hat. Er wird in der Schule Maos Weisheiten lehren.«
    »Wir kriechen also auf dem Bauch wie ein Lurch?«
    »Lieber ein Wurm sein, der die Erde durchwühlt, als ein Held ohne Kopf.«
    »Und wenn du … wenn du ein Kind von diesen Teufeln bekommst, Mutter?«
    »Changmin, die kluge Frau, wird es schon richten. Sie hat bisher, so erzählt man sich, schon neununddreißig Kindern das harte Leben erspart. Sie wird an mir keinen Fehler begehen.«
    Lida, die Kleine, saß auf der Türschwelle und sah den Rotgardisten, Maos ›kleinen Generälen‹, zu, wie sie sich auf dem Schulplatz sammelten und Chang Lifu zu ihnen sprach. Er redete davon, daß man hier im Dorf übernachten wolle, daß jeder sich sein eigenes Quartier suchen solle, aber ohne den Besitzer des Hauses zu martern oder gar totzuschlagen. Auch die Frauen solle man in Ruhe lassen. Aber da gab es viele Rotgardisten, die jetzt verhalten zu murmeln anfingen und ihren Unwillen zeigten. Gerade der Anblick der Frauen war es, der in ihren Hosen rumorte, und nun hieß es, man dürfe die Kriegsbeute nicht anrühren und sich an ihr erfreuen. Hatte Chang überhaupt ein Recht dazu, so etwas zu befehlen? War er nicht nur ein politischer Kommissar und kein Militärkommandeur? Aber er hatte in dieser Truppe vom Beginn der Streifzüge an das Kommando an sich gerissen, und sie hatten sich alle gefügt, und nun war es unmöglich, ihm ins Gesicht zu sagen, daß er eigentlich gar nichts zu sagen habe; er sei für die Politik und Maos Ideologie zuständig, aber nicht für den Krieg gegen die kapitalistische Bourgeoisie.
    Chang ließ seine Truppe wegtreten. Sie schwärmte ins Dorf aus, besetzte die Häuser, trat den demütigen, aber jammernden Bauern in den Hintern, verlangte ein gutes Essen, Reiswein und Maisbier und eine gute Suppe mit Tofu, Pilzen und Gemüse. Und überall aus den steinernen, mit Lehm verputzten schmalen Kaminen rauchte es, und das ganze Dorf roch nach gesottenem Gemüse und gekochten Hühnern.
    Chang war in Huangs Haus zurückgekehrt und sah sich um.
    Huang verbeugte sich tief, und da er wußte, daß Höflichkeit eines der Elemente des Lebens ist (auch wenn man die Absicht hat zu töten), bot er Chang sein Bett an. In diesem Bett hatte Huang mit Jinvan seinen Sohn Tifei und seine Tochter Lida gezeugt, und wenn das auch ein ganz natürlicher Vorgang war, so hatte es doch für Huang eine Bedeutung, tief innen in der Seele. Aber darüber spricht man nicht.
    »Wenn mein Bett Ihnen nicht zu unwürdig und schmutzig erscheint, ist es Ihr Bett, Genosse Kommissar«, sagte Huang mit aller Unterwürfigkeit. »Es schläft sich gut in ihm. Es ist weich und angenehm für den Rücken, für den ganzen Körper.«
    »Angenommen.« Chang setzte sich auf das Bett und spreizte die Beine. Dabei sah er die geschändete Jinvan an, die das Feuer entfachte, die Glut zur Flamme blies und neues Holz in das Steinviereck legte. »Habe ich mich schon entschuldigt?« fragte er.
    »Für

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