Der Jade-Pavillon
verteilten, und als sie sagte: »Dreh dich um, mein Liebster«, gehorchte er ihr stumm und ließ sich den Rücken einreiben, und es war ein nie gekanntes, unbeschreibliches Gefühl, den Druck ihrer Finger auf sich zu spüren, ihren Körper mit dem seinen zu fühlen.
Lida hielt die Handbrause hoch, und gemeinsam standen sie dann unter den Wasserstrahlen, eng aneinander gedrückt.
Er atmete den Duft der Seife auf ihrer Haut und schlang die Arme um sie. »Du bist ein Wunder«, sagte er leise. »Ein Wunder der Schöpfung. Ich möchte niederknien und dich anbeten.«
»Und du bist der dümmste Mann der Welt«, entgegnete sie, »denn noch immer nicht bist du mein Mann.«
Da stellte er die Dusche ab, stieg aus der Wanne, hob Lida auf seinen Armen heraus und trug sie in das Zimmer. Naß wie sie waren, fielen sie auf ein Bett, und Lidas Arme und Beine umklammerten ihn, und aus der Tiefe ihres Körpers drang ein Seufzen. Sie fühlte den ersten kurzen Schmerz, das winzige Stückchen Angst, das Wegtauchen in die Seligkeit und die aufsprühende Lust, Jian und seine Bewegungen in sich aufzunehmen.
»Nun bin ich deine Frau«, sagte sie später, als ihre schwitzenden, erhitzten Körper nebeneinanderlagen. »Wir können jetzt nur noch gemeinsam leben oder gemeinsam sterben.« Und dann lachte sie, wälzte sich auf ihn, küßte ihn und stemmte sich auf den Armen hoch. »Und duschen müssen wir uns auch noch mal.«
Sie blieben bis zum Abend auf dem Zimmer, lagen nebeneinander auf dem Bett, sahen im Fernsehen einen Film aus Hongkong, eine Familiengeschichte mit viel Geld und viel Tränen, und Lida fragte: »Ist das wirklich so? Gibt es so prunkvolle Häuser, so große Autos, tragen die Frauen wirklich solchen Schmuck?«, und als Jian nickte und antwortete: »Ja, in Hongkong schon«, sagte sie: »Das alles brauche ich nicht, um glücklich zu sein. Mein Glück bist du, mehr will ich nicht von diesem Leben.«
So lagen sie Hand in Hand bis zur Abenddämmerung, die kleine Miao und der Sohn des großen Tong, und vergaßen, daß es um sie herum noch eine Welt gab.
Als die Sonne sie am Morgen weckte, da die halb heruntergerissene Gardine die Strahlen nicht abhielt, blieb Jian ganz still liegen und sah Lida lange an. Ihre erste gemeinsame Nacht war vorüber. Lida hatte sich an ihm zusammengerollt wie eine schlafende Katze, lag in der Wölbung seines Leibes, und in ihrem Gesicht hatte sich ein Lächeln eingegraben, als sei sie noch immer von einem wunderbaren Traum davongetragen. Ihr nackter Körper glänzte in der Morgensonne wie helle Bronze. Es war die Haut eines Mädchens, das Tag für Tag auf dem Feld arbeitete und dem die Kraft der Sonne durch alle Kleidung gedrungen war, aber es war eine glatte, samtige Haut, die unter dem Streicheln einer Hand sich zu straffen schien und mit jeder Pore die Zärtlichkeit in sich aufnahm.
Mit großer Innigkeit küßte Jian ihre geschlossenen Augen, und als sie sich dehnte und den Kopf, noch im Halbschlaf, ihm zuwandte, küßte er ihre Lippen und blieb an ihrem Mund, bis sie völlig aufgewacht war.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken. »Ich liebe dich«, sagte sie leise. »Es gibt keine zweite Liebe wie unsere.«
»Wir müssen den Tag nutzen«, erwiderte er. »Ich will dir noch so vieles zeigen.«
»Laß uns noch liegen bleiben, ein paar Minuten noch. Ich will dich spüren, in deine Augen sehen, deinen Atem hören.« Ihre Hände glitten über seinen Rücken, und Jian erzitterte unter diesem Streicheln, legte den Kopf in ihre Halsbeuge und genoß den Duft ihrer Haut, der wie ein Hauch von frischen Orangenblüten war. So lagen sie noch eine Weile ganz still beieinander, eingehüllt in die Seligkeit, eins zu sein, und es gab keine Worte mehr, die jetzt noch zu sprechen waren.
Nach dem Frühstück in dem großen Speiseraum, in dem die anderen Gäste lärmten – denn es gibt kaum einen Chinesen, der still vor sich hin ißt –, fuhr Jian zum Jadedrachen-Berg, dessen Gipfel mit dem ewigen Schnee in der Morgensonne leuchtete.
An einem der Bäche in der weiten Ebene, die das kristallklare Schmelzwasser aus den Bergen zum Jinsha-Fluß bringen, hielt Jian an und stieg aus. Vor ihnen weideten die dickbehaarten Yaks. Die ganze Hochebene war wie ein Blütenteppich, und es war, als habe die Natur ihn zur Ehre des Jadedrachen-Bergs ausgelegt, des weißhäuptigen Königs des Gebirges, auf dessen Gipfel noch nie ein Mensch gestanden hatte.
Lida setzte sich auf einen Stein und blickte stumm über dieses
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