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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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geschärft ist, würde es nicht bemerken.
    »Ein Schmuckhändler ist ein Geschäftsmann, und alle guten Geschäftsleute sind Opportunisten. Als ich über Bradleys Homepage gestolpert bin, habe ich die Gelegenheit erkannt. Und nach einem persönlichen Treffen war mir klar, daß ich mich nicht getäuscht hatte. Die Zusammenarbeit bot sich an. Er hatte bereits eine Reise nach Laos, in den Dschungel an der birmesischen Grenze, hinter sich, wo er ein paar Brocken Jadeit für Experimente erwarb. Aber diese Experimente mißlangen. Es ist unmöglich, über Nacht Jadeithändler zu werden, dazu muß man ein Leben lang lernen. Er steckte aufgrund seines luxuriösen Lebensstils in finanziellen Schwierigkeiten. Ich glaube, ich muß Ihnen nicht erklären, was das in diesem Land bedeutet. Die Chiu-Chow-Kredithaie, denen er letztlich nur geringe Beträge schuldete, wurden allmählich ungeduldig. Natürlich habe ich seine Schulden bezahlt und die Kosten für seine Homepage übernommen, ihm sozusagen das Leben gerettet. Später habe ich ihm genug Geld – übrigens zu einem moderaten Zinssatz – für den Erwerb des Teakhauses geliehen, das er gemietet hatte. Außerdem habe ich ihm dabei geholfen, es mit Stücken aus meiner Sammlung einzurichten. Ich habe ihm eine ganze Menge über den Jadehandel beigebracht und ihn Partnern – alles Chinesen – vorgestellt, die bereits in der dritten Generation Geschäfte mit mir machen. Sie sind vor Ort in Birma, Laos und Kambodscha, und ich würde nie eine Entscheidung treffen, ohne sie konsultiert zu haben. Sie beraten mich unter anderem über die besten Möglichkeiten, die Jade anonym nach Thailand zu bringen. Angesichts der Grenzprobleme zwischen Thailand und Birma haben sie mir oft geraten, den Stein über Laos und Kambodscha vom Osten her nach Thailand zu holen, durch Khmer-Gebiet. Dann wieder transportieren wir ihn vom Nordwesten hierher, durch Karen-Territorium.« Er nimmt einen Zug von seiner Zigarette. »Bradley wurde mein thailändischer Agent, ein Geheimagent, wenn Sie so wollen, der dafür sorgte, daß der Stein in einem meiner Lager landete. Er hat auch arrangiert, daß einige der Stücke aus meiner Sammlung von örtlichen Handwerkern kopiert wurden. Ich habe diese Stücke dann den diskreteren und anspruchsvolleren meiner Kunden angeboten. Ein guter Detektiv wie Sie hätte keinerlei Schwierigkeiten gehabt, ihre Herkunft nachzuverfolgen, aber ich war mir ziemlich sicher, daß das dem durchschnittlichen Sensationsjournalisten nicht gelingen würde.« Er zuckt mit den Achseln. »War ich Bradleys finanzielle Rettung? Nicht ganz und auch nicht immer. Ich habe ihm aus einem Engpaß herausgeholfen und ihm eine Ergänzung seines Einkommens als Marine ermöglicht, aber so hätte er nie das Geld verdient, das bei seinem Lebensstil im Ruhestand nötig gewesen wäre. Wußte ich, daß die Kontakte, die ich ihm vermittelte, sich auch für illegale Aktivitäten nutzen ließen, in die er möglicherweise verwickelt war? Ich wäre dumm gewesen, wenn ich das nicht von Anfang an erkannt hätte. Meine einzige Bedingung war, daß meine Steine nie in denselben Lieferungen transportiert wurden wie seine eigenen Importe. Leider hat er sich nicht immer an diese Bedingung gehalten.« Er lächelt. »Allerdings hätte ein so vernachlässigenswerter Vertrauensbruch mich nicht dazu gebracht, ihn ermorden zu lassen.«
    Gebannt lausche ich, wie er meinen Fall Punkt für Punkt auseinandernimmt. Seine Rede ist brillant, voller kryptischer Anspielungen auf eine unausgesprochene Anschuldigung, wie die eines Anwalts, der eine Verkehrswidrigkeit zugibt, um eine Anklage wegen Mordes abzuwehren. Ich begreife jetzt, daß Warren gegen den Rat der beiden Colonels, die uns die ganze Zeit stumm und mit beleidigter Miene beobachten, darauf bestanden hat, mit mir zu sprechen. Nach seinen Ausführungen habe ich das moralische und juristische Recht verloren, die Ermittlungen in seine Richtung weiterzuverfolgen. Das ist eine weit effektivere Methode, mich auszuschalten, als mich durch irgendeine Autorität mundtot machen zu lassen. Nie zuvor habe ich die Ehre gehabt, einen solch genialen Gangster kennenzulernen, neben dem sogar mein Colonel Vikorn wie ein Amateur wirkt. Ich bedanke mich auf thai dafür, daß er mir seine Zeit geopfert hat, und bitte ihn, mir zu verzeihen, falls ich ihm unbeabsichtigt Unannehmlichkeiten bereitet habe.
    Die beiden Colonels wirken erleichtert, als sie meine Worte hören. Warren bedenkt mich mit einem

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