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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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derartiger Fehler vorlag. Er faßte unwillkürlich an die Gürteltasche, in der das Pergament Radolfs mit den dürren Daten lag, an die der Burgherr sich erinnert hatte.
    »Oder die Unterlagen sind nicht richtig einsortiert; genauso wie die Dokumente, die Bruder Pio gefunden hat. Wenn Ihr ein paar Wochen Zeit habt, kann ich mich für Euch auf eine systematische Suche machen.«
    »Soviel Zeit habe ich nicht«, erklärte Philipp, und Severin ließ den Kopf hängen.
    Philipp starrte die Regalreihen entlang, die sich am Ende des Archivs in der Dunkelheit verloren. Bis jetzt hatte er ausschließlich Fehlschläge angehäuft. Die Dokumente, die Yohai ben David besessen haben mochte, befanden sich in den Händen der Stadtbehörden und waren unerreichbar (wenn sie überhaupt aufgrund Radolfs falscher Namensangaben verwendbar gewesen wären). Die Unterlagen aus dem Kloster waren verschwunden. Radolf hatte es versehentlich vermocht, seine Vergangenheit so sehr zu verschleiern, daß ihm nicht zu helfen war. Er würde zu Radolf reiten und ihm mitteilen müssen, daß er seinen Auftrag nicht erfüllen konnte.
    Ohne es zu merken, war Philipp langsam durch das Archiv gegangen, dabei seinen Gedanken nachhängend. Er fand sich an der gegenüberliegenden Stirnwand des Archivs wieder. Vor ihm auf dem Boden lag der fast kniehohe Stapel mit den sensationellen Dokumenten, die Bruder Pio gefunden haben wollte. Er hätte beinahe mit dem Fuß dagegengetreten und hielt sich nur im letzten Augenblick zurück. Sensationell wäre tatsächlich gewesen, wenn er dieHeiratsdokumente von Radolf Vacillarius gefunden hätte. Bruder Severin war ihm langsam gefolgt und sagte nun: »Wollt Ihr einen Blick hineinwerfen? Die Dokumente sind hochinteressant.«
    Philipp zögerte; die unvermutet aufgetauchten Unterlagen interessierten ihn keineswegs. Er war wütend wegen seiner fehlgeschlagenen Mission. Severin sah ihn voller Erwartung an, und schließlich nickte er eher, um dem jungen Bruder einen Gefallen zum Dank für seine Hilfsbereitschaft zu erweisen und um die Zeit bis zu Johannes’ Wiederkehr herumzubringen. Er ging in die Hocke und faßte nach einer der tönernen Rollen, entschied sich aber dann für einen zwischen zwei harten ledernen Deckeln zusammengebundenen Stoß und schnürte ihn auf. Er fuhr mit der Hand müßig durch die losen Blätter.
    Die Pergamente waren unterschiedlich groß, wenn sie auch allesamt ungefähr dieselben Maße besaßen. Einige von ihnen waren dick und steif, andere dünn und fast durchscheinend, so oft waren sie mit Bimsstein bearbeitet worden, um frühere Einträge auszulöschen. Soweit sich aus den Schriftzügen und dem Zustand der Pergamente erkennen ließ, umfaßte das Alter der gesamten Dokumente einen Zeitraum von mehreren Generationen. Philipp, der während seiner Zeit im Scriptorium auch die alten Schriften zu entziffern und einzuordnen gelernt hatte, begann damit, sie ihrem Alter entsprechend zu sortieren. Severin sah ihm mit gerunzelter Stirn zu.
    »Bringt sie bitte nicht durcheinander«, sagte er. »Bruder Pio hat sie bereits geordnet.«
    »Dann hat Bruder Pio ein schlechtes Augenlicht«, sagte Philipp. »Die Minuskeln können einem in der Regel sagen, von wann die Pergamente stammen, abgesehenvom Zustand der Pergamente selbst ...« Er zögerte plötzlich und hielt sich eines der Pergamente vor die Nase.
    »Was ist damit? Habt ihr es zerrissen?« fragte Se verin alarmiert.
    Philipp richtete sich auf und schritt zur Mitte des Archivs, wo der Lichtstrahl aus einem der Dachfenster einen hellen Fleck auf den Boden malte.
    »Wo wollt Ihr hin?« rief Severin. »Ihr dürft die Ordnung nicht durcheinanderbringen.«
    Philipp antwortete nicht. Er hielt das Pergament ins Licht und studierte es eingehend. Er war sicher, die Schrift schon einmal gesehen zu haben.
    »Was ist mit dem Dokument?« rief Severin, der ihm nachgelaufen war und ihn jetzt wie ein Huhn umflatterte.
    »Das hier ist ... merkwürdig«, brummte Philipp und starrte einen Augenblick ins Leere. »Ich dachte zuerst, es sei ... aber hier im Licht... Es ist nichts«, sagte er entschlossen und reichte Severin das Blatt zurück, der angesichts dessen Unversehrtheit unverhohlen aufatmete. Er trug es zurück und begann, den auseinandergenommenen Stapel wieder zusammenzuraffen. Philipp kniete sich neben ihn auf den Boden, um ihm zu helfen. Schon nach wenigen Augenblicken legte er die Hand auf den Stapel und deutete auf ein Blatt, das Severin in der Hand hielt. »Warum

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