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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ausdruckslosen Blick zu und baute sich dann neben Lambert auf, der die zweite Untersuchung des Pferdes abgeschlossen hatte.
    »Dem Pferd fehlt nichts«, sagte er.
    Der Reiter zuckte mit den Achseln und faßte Lambert genauer ins Auge.
    »Eine schöne Blesse hast du da auf der Stirn«, erklärte er mitleidlos. Lambert preßte die Lippen zusammen und erwiderte nichts.
    »Pferdetritt?« fragte der Reiter.
    Lambert grunzte etwas Unverständliches. Der Reiter hielt Lambert den Steigbügel hin, und dieser packte ihn undhielt ihn fest, damit der Mann sich in den Sattel schwingen konnte. Er ließ das Pferd auf der Stelle tänzeln.
    »Jetzt lahmt es nicht mehr.« Er nickte anerkennend. »Du hast eine gute Hand mit Pferden. Woher hat ein Bauer dieses Wissen?«
    »Dem Pferd hat nichts gefehlt, es war keine Kunst«, brummte Lambert, aber sein Gesicht hatte sich ein kleines bißchen aufgehellt. Der Reiter lächelte, und aus irgendeinem Grund wurde es Lioba noch ein wenig kälter. Er nickte Lambert zu und sprengte davon.
    Lioba erwachte von einem Druck auf ihrer Blase und schlug die Augen auf. Von der Türöffnung drang bereits graublaues Licht herein und holte vage Umrisse im Inneren des Hauses aus dem Dunkeln: die Tiere, die im hinteren Teil des Raumes schliefen oder träge in ihrem abgepferchten Bereich herumstolzierten; die eingerollten Leiber ihrer Neffen und Nichten, ein unordentlicher Haufen magerer Gliedmaßen, zwischen denen sie die Umrisse ihrer Schwester Renata erkannte; der blankgescheuerte Baumstamm, auf den man sich beim Essen setzen konnte. Die Geräusche waren der frühen Dämmerstunde angemessen; die Kinder atmeten oder schnarchten leise, die Tiere schnoberten und grunzten, und eines der Schweine schien asthmatisch zu keuchen. Nach einer Weile, in der sie endgültig wach geworden war, erkannte sie, daß das Keuchen nicht von den Schweinen kam. Sie drehte den Kopf herum und sah, daß Lambert wieder auf Gertrud lag. Sein Hintern pumpte auf und ab, Lioba verdrehte die Augen, richtete sich leise auf und kletterte über die Leiber der Kinder hinweg aus dem Haus. Die Kälte draußenumfing sie wie mit einer groben Decke, und sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und huschte über den Weg zu dem Baum, den noch Ulrich Einaug gefällt und den Lambert aus irgendwelchen Gründen noch nicht zerhackt und weggeschafft hatte. Mittlerweile hatte er sich zur bevorzugten Latrine des Hauses Lambert entwickelt. Lioba tänzelte auf Zehenspitzen hinüber, in ihrem dünnen Kittel fröstelnd, und suchte sich eine Stelle, an der noch keine Überreste der gestrigen Abendmahlzeit lagen. Sie schürzte den Kittel, hockte sich nieder und verschaffte sich seufzend Erleichterung. Sie hatte wieder zuviel Wasser getrunken nach der Arbeit auf ihrem kümmerlichen Feld.
    Die Schritte der Pferde spürte sie eher, als daß sie sie hörte. Sie spähte über die Schulter zum Weg und sah, daß sich drei Reiter näherten. Die Hufe der Pferde waren mit Lumpen umwickelt. Die drei Reiter hielten unmißverständlich auf das Haus zu, und Lioba fühlte den ersten Ruck der Sorge und verfluchte ihre Blase dafür, daß sie noch nicht zum Ende gekommen war. Die Reiter näherten sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Binnen weniger Augenblicke drängten sie sich vor dem Haus zusammen. Einer der Reiter riß an den Zügeln, und sein Pferd wieherte grell. Aus dem Inneren des Hauses ertönten erschreckte Aufschreie. Ein zweiter Reiter wandte den Kopf suchend um. Lioba duckte sich reaktionsschnell hinter den Baum. Sie hatte sein Gesicht gesehen: Es war der Mann, der gestern sein Pferd hatte nachsehen lassen.
    »Lambert, komm raus!« brüllte einer der Männer.
    Es war einen Moment lang still, dann begann das erste Kinderweinen. Die Leiber der Pferde verhinderten, daß jemand aus dem Haus kam. Von innen mußte es aussehen, als ob die Bestien der Apokalypse das schwache Licht desMorgens verdunkelten. Lioba hörte das Weinen der Bälger; von Lambert oder ihrer Schwester war nichts zu vernehmen. Sie schienen verstummt vor Schreck. Lioba jedenfalls war es. Sie spähte hinter dem Baumstamm hervor und hätte nicht einmal um Hilfe rufen können, wenn die Bewohner des Dorfes nur ein paar Fuß weit entfernt gewesen wären.
    Einer der Reiter stieg ab und leuchtete mit seiner Fackel in das Haus hinein. Nach einem kleinen Moment trat er durch die Türöffnung. Das Kreischen der Kinder wurde lauter.
    »Das sind ja nur verlauste Bauern«, rief er nach draußen. »Hermann muß sich

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