Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser
an. Der Mann mit dem Schwert zögerte und stieß einen Fluch aus. »Er sieht mich an!«
»Hierher, Lambert«, rief der Anführer der Reiter. Lambert zuckte wieder herum und richtete seinen entsetzten Blick auf ihn.
Der Mann mit dem Schwert holte nochmals weiter aus und schlug zu. Lioba hörte das Geräusch und hörte gleichzeitig den wilden Schrei, mit dem ihre Schwester Gertrud aus der Tür stürzte. Dann schien alles förmlich zu explodieren. Gertrud fiel dem Mann mit dem Schwert in den Arm, als dieser zum zweitenmal zuschlagen wollte. Lambert klappte langsam von seiner knienden Position auf die Arme. Die Kinder kreischten im Inneren des Hauses im Falsett. Der Mann mit dem Schwert fluchte und schüttelte Gertrud zu Boden. Auf Lamberts Rücken erblühte ein grellroter Blutstrom. Gertrud sprang wieder auf und stürzte sich auf den Mann mit dem Schwert. Dieser taumelte und prallte gegen das Pferd des Anführers. Hermann ließ sein Pferd steigen und einen Satz zu Gertrud hinüber vollführen. Der schwere Aufprall schleuderte sie ein paar Fuß weit entfernt zu Boden. Der Mann mit dem Schwert trat zum drittenmal auf Lambert zu. Hermann stellte sich mit seinem Pferd zwischen Gertrud und Lambert. Er zog mit verzerrtem Gesicht sein Schwert aus der Scheide. Gertruds dreijähriger Junge stolperte aus dem Haus und versuchte zu flüchten, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er den blutüberströmten Lambert erblickte. Der Mann mit dem Schwert vollführte seinen zweiten Streich, und Lambert fiel endgültig auf sein Gesicht. Gertrud kam wieder auf die Beine, griff wild um sich und erwischte Hermanns Bein. Sein Pferd tänzelte nervös auf und ab. Gertrud hielt sich an seinem Bein fest und schrie und knurrte gleichzeitig wie ein wütender Hund. Aus ihrem Mund sprühten Blutstropfen; Blut lief an ihrem Hals entlang in ihren Kittel hinein. Hermann befreite seinen Fuß und stieß Gertrud von sich. Der Mann mit dem Schwert zog die Klinge aus Lamberts Nacken, trat über ihn hinweg und mähte mit einer fließenden Bewegung den Jungen nieder; er stürzte nach hinten wie eine Puppe und verschwand im Dunkel der Türöffnung. Der Mann mit dem Schwert fluchte laut und sprang in das Haus hinein, empfangen von einem vielstimmigen Schrei. Der Anführer der Reiter schwang sich vom Pferd, riß ebenfalls sein Schwert aus dem Gürtel und folgte ihm auf dem Fuß. Hermann hob seine eigene Klinge und spaltete Gertrud den Schädel. Sie fiel nicht anders zu Boden als der kleine Junge ein paar Sekunden vor ihr. Lambert lag in einer größer werdenden Lache seines Blutes und bewegte sich nicht mehr. Aus dem Inneren des Hauses ertönte Kreischen und Krachen und die lauten Flüche der beiden Männer. Hermann riß sein Pferd herum und setzte damit den Pferden seiner Gefährten nach, die mit wild schüttelnden Köpfen davonzulaufen versuchten. Er holte sie ein und zerrte sie mit sich zurück. Als er wieder vor dem Haus ankam, traten die anderen Männer bereits ins Freie und wischten ihre Schwerter mit Büscheln Stroh ab. Ihre Gesichter waren finster.
Lioba starrte, unfähig zu atmen, unfähig zu denken, unfähig zu hören, wie ihre Kehle kleine Wimmerlaute von sich gab. Der Anführer der Reiter gab sich einen Ruck und steckte sein Schwert zurück. Er schlug dem anderen Mann auf die Schulter und sagte: »Gute Arbeit. Widerlich, aber schnell.« Der andere nickte. »Bringen wir die zwei hier draußen ins Innere des Hauses und zünden es an.« Dann sah er zu Hermann hinauf und grinste. »Ich dachte, sie schmeißt dich aus dem Sattel.«
Hermann grunzte unzufrieden. »Und ich dachte, sie reißt mir das Bein aus«, knurrte er. Der Anführer lachte. Der dritte Mann, der, der Lambert erschlagen hatte, trat zu seinem Leichnam und machte das Zeichen gegen den bösen Blick in seine Richtung. Dann stieg er über ihn hinweg zu Gertrud. Er sah auf ihren Körper hinunter.
»Du hättest sie noch nicht kaltmachen sollen«, sagte er. »Wir hätten sie vorher rannehmen können.«
»Du schreckst vor nichts zurück«, sagte der Anführer. »Du wolltest sogar die Schlampe an dem Pfahl ficken. Sieh mich an, ich warte lieber, bis mir eine unterkommt, die sich lohnt.«
»Warum soll ich nicht eine Gelegenheit nutzen, meinen Schwanz in eine Fut zu stecken?« fragte der Reiter.
Auf geheimnisvolle Weise war dies ein Stichwort für Lioba. Sie sprang mit einem Keuchen auf und rannte über die Wiese davon, dem rettenden Wald zu. Hinter sich hörte sie die überraschten Ausrufe der
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