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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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mit ihren eigenen Fallstricken fangen. Was Ihr braucht, sind Unterlagen, die die Echtheit der gegnerischen Dokumente noch zusätzlich bestätigen, die Tatsachen jedoch so darstellen, daß Euch ein anderer Vorteil über sie entsteht. Dann haben sie keine Chance, gegen Eure Unterlagen Einspruch zu erheben, weil sie damit gleichzeitig die ihren für nichtig erklären. Ihr aber könnt den neuen Vorteil – über dessen Aussehen man sich beraten müßte – nützen oder ihn gegen Eure ursprünglichen Rechte eintauschen.« Philipp erlaubte sich ein Grinsen. »Stellt es Euch so vor: Wenn ich wüßte, daß ein Fürst sich die Legitimation seiner Herrschaft durch gefälschte Dokumente erschlichen hat, die er von einem fiktiven Würdenträger – sagen wir: einem erfundenen Heiligen, der vor ein paar Generationen gestorben sein soll – ›beglaubigen‹ ließ, würde ich mit einem weiteren Dokument, das auf die Legitimierung Bezug nimmt, eine ebenfalls von diesem Heiligen beglaubigte Schenkung aus dem Vermögen jenes Fürsten zu meinen Gunsten anfertigen. Entweder er zahlt, oder er erklärt seinen Heiligen für nicht existent, was jedoch seine ganze Herrschaft in Frage stellen würde.«
    Radolf sah ihn mit entsetzten Augen an. Sein Mund öffnete und schloß sich mehrmals, ohne daß er ein Wort sagte.
    »Wie kommst du auf eine solche Idee?« fragte er endlich rauh.
    Philipp zuckte mit den Schultern und betrachtete Radolf argwöhnisch.
    »Es ist nur ein Beispiel unter vielen«, erklärte er. »Ich könnte mir auch etwas anderes ausdenken. Nehmen wir an ...«
    »Es ist gut«, unterbrach Radolf und schüttelte den Kopf. »Es ist schon gut.« Er war schon vorher bleich gewesen, aber jetzt sah er krank aus. Als er auf der Treppe ein Geräusch hörte, drehte er sich müde um. Das Mädchen aus der Küche erschien und schleppte einen Eimer mit heißer Flüssigkeit. Der Duft der erhitzten Kräuter stieg daraus auf. Sie sah Radolf fragend an. »Stell es vor meine Kammer«, krächzte er. Das Mädchen stellte den Eimer ab und lief die Treppe wieder hinunter, sichtlich froh, aus Radolfs Gegenwart zu entkommen. Der Burgherr schlurfte auf den Eimer zu. Mit einem Arm winkte er Philipp, ihm zu folgen. Er hob die Decke beiseite und ging in seine Kammer; Philipp nahm den Eimer auf und trat nach ihm ein.
    Radolf ließ sich ächzend auf sein Lager fallen. Er wickelte sich aus der Decke und warf sie hinter sich. Seine Hose war bis zu den Knien aufgerollt. Er gestikulierte nach dem Eimer, und Philipp stellte ihn vor seinen Beinen ab. Radolf hob die Füße und stellte sie vorsichtig in das heiße Wasser. Der Kräuterdampf stieg auf und erfüllte die kühle Kammer mit dem angenehmen Geruch eines warmen Frühlingstags. Mit vielem Zurückzucken und Platschen senkte Radolf seine Füße schließlich in das heiße Wasser. Aufseufzend beugte er sich nach vorne und atmete mit geschlossenen Augen den Dampf ein, der ihm entgegenwallte.
    »Ich habe verstanden, was du meinst«, sagte er aus dem Dampf hervor.
    »Ich muß dazu nur Einsicht in die Unterlagen nehmen, die gegen Euch vorliegen«, erklärte Philipp. Radolf schüttelte den Kopf, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ich habe sie nicht bei mir.«
    »Sicherlich liegen sie irgendwo vor – beim Lehnsherrn derMine oder in der Kanzlei des Bischofs oder beim Rat der Stadt.«
    »Wahrscheinlich«, knurrte Radolf. »Aber wir kommen nicht daran.«
    »Weshalb nicht? Man kann Euch doch den Einblick nicht verwehren ...«
    »Das ist damals alles sehr unsauber abgelaufen«, erklärte Radolf langsam, als müsse er sich die Details erst Stück für Stück in sein Gedächtnis rufen. »Es sollte mich nicht wundern, wenn sie überhaupt keine derartigen Dokumente angefertigt hätten. Eine Menge Gold hat den Besitzer gewechselt. Ich konnte nichts dagegen unternehmen, da ich außer Landes war.«
    »Das macht die Angelegenheit etwas schwierig.«
    Radolf lachte unlustig.
    »Gibt es noch Unterlagen von Seiten Eurer Frau, die wir verwenden könnten? Vielleicht läßt sich daraus etwas fabrizieren.«
    »Die Unterlagen meiner Frau«, sagte Radolf zähneknirschend, »sind verbrannt.«
    »Verbrannt?« echote Philipp fassungslos.
    »Es gab ein Feuer in der Kammer meiner Frau«, murmelte Radolf. »Schon Vorjahren. Es war nicht groß; wir konnten es selbst löschen; nur ein paar Truhen, die davon verzehrt wurden. Vielleicht ist eine Olschale umgestürzt oder etwas ähnliches. Jedenfalls sind keinerlei Mitgiftdokumente mehr erhalten.«
    Philipp

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