Der Jakobsweg - El camino.
Anschluss machte ich einen Mittagsschlaf, während Louise „How I Met Your Mother“ guckte. Als ich wieder aufwachte, schaute ich mit. Louise hatte es tatsächlich fertig gebracht, einen Laptop mit auf den Jakobsweg zu nehmen. Dass ihr Rucksack so schwer war, wunderte mich jetzt nicht mehr.
Am Nachmittag gingen wir an der Küste entlang zum etwa vier Kilometer entfernten Leuchtturm. Dort badeten die Pilger im Meer, verbrannten ihre Klamotten, die sie auf der letzten Etappe trugen und beobachteten dann den Sonnenuntergang.
Vor dem Ritual gingen wir allerdings erst einmal direkt zum Leuchtturm, wo eine deutsche Touristengruppe herum lief. Es handelte sich um ältere Badener, die den Jakobsweg abfuhren und eine Liste bekommen hatten, wie sich Pilger wo verhalten, was sie wo machen und so weiter. Es war schrecklich mit anzusehen. Eine Kaffeefahrt auf dem Jakobsweg. Wir wurden von ihnen gefragt, ob wir das nicht auch mal machen wollten. So könne jeder vom Camino am meisten erleben und bräuchte sich dafür noch nicht einmal großartig anstrengen. Wir lehnten grinsend ab.
Zum Baden gingen wir einen sehr steilen Hang hinab, der keinen Weg besaß. Es war sozusagen ein Geheimtipp. Das Bad im Atlantik war sehr kalt, aber wir hielten uns an den Felsen fest, denn nicht das Hinaustreiben war gefährlich, sondern die Wellen, die gegen die Felsen peitschten. So sollte unser Camino dann doch nicht zu Ende gehen. Anschließend verbrannten wir unsere Klamotten. Ich mein Paar „Asics“-Turnschuhe, die ich etwa 600 Kilometer trug und Louise ein paar Kleidungsstücke, mit denen sie spezielle Erinnerungen verband. Gegen Abend gingen wir direkt zum Leuchtturm, öffneten eine Flasche teuren Sekt und genossen den Sonnenuntergang.
28. September 2011 – Santiago de Compostela
Louise organisierte heute ein Frühstück im Bett. Es gab O-Saft, Rührei, Brötchen und viele leckere Sachen. Danach nahmen wir den Bus zurück nach Santiago, weil mein Flug am nächsten Tag ging und ich kein Risiko eingehen wollte, falls die Busfahrer streikten oder wegen eines Unfalls etc.
Wir liefen noch ein wenig durch die Santiago und trafen Morten und Falk wieder, die es auch bis nach Santiago geschafft hatten.
Danach gingen wir noch einmal in die Kathedrale und besichtigten das Grab des Apostels Jakobus während der Messe, weil dann keine Warteschlange davor war. Der Gang führte hinter dem großen Altar der Kathedrale vorbei in die Gruft. Hinter dem Altar hielten wir kurz inne und schauten auf die Massen an Pilgern und Besuchern, die den Predigern lauschten.
Anschließend suchten wir uns eine Herberge. Wir fanden eine, die nicht nur für Pilger war. Sie kostete 10 Euro pro Nacht und war sehr gut eingerichtet. Wir fühlten uns dort sofort wohl, auch wenn die Regeln hier und da etwas streng waren. Aber immerhin passte der nette und lustige Hausmeister auf Louise während meiner Abwesenheit auf.
Wir gingen dann auf den Monte de Gozo zurück, machten ein paar Fotos und genossen den Sonnenuntergang, der sich so schnell vollzog, dass wir ihn beinahe verpasst hätten.
Am Abend schauten wir noch die ein oder andere Folge von „How I Met Your Mother“ und freuten uns über die Zeit, die wir gemeinsam hatten und auf die Zeit, die wir noch in Deutschland haben würden.
29. September 2011 – Rückkehr nach Frankfurt am Main bzw. Gießen
Wir schliefen heute bis 9:00 Uhr, da ich mein Bett bis um 10:00 Uhr geräumt haben musste. In der Innenstadt frühstückten wir lange. Es gab Cola, O-Saft, Kaffee mit Milch, Empanada und Tortilla. Ein herrlicher Frühstücksabschluss. Danach gingen wir ein letztes Mal an der Kathedrale vorbei und trafen Andy, den Louise auf ihrem Weg kennengelernt hatte.
Ich wollte mir eigentlich eine Mappe oder einen Pullover mit dem Logo der Universität von Santiago de Compostela als Souvenir kaufen. Leider fand ich es nicht oder es war nicht in meiner Größe verfügbar. Für Louise allerdings schon. Sie trägt ihren Pulli heute immer noch sehr gerne.
Als wir wieder im Hotel waren, schauten wir noch ein, zwei Folgen „How I Met Your Mother“. Auch heute noch erinnert mich diese amerikanische Fernsehserie an den gemeinsamen Weg mit Louise. Vor allem die ersten Folgen wecken in mir eine gewisse Fern- und Sehnsucht, wieder nach Spanien zurückzukehren und diesen Weg erneut zu laufen. Später gab mir Louise noch einen mehrseitigen Brief zum Abschied und auch ich schrieb ihr noch zügig eine Seite zusammen, denn ich hatte daran nicht
Weitere Kostenlose Bücher