Der Jakobsweg - El camino.
ersten Checkpoint: 203 Kilometer in sechs Tagen. Dank meiner Füße, dank Gott!
Gedanke: Manchmal geschehen noch Wunder!
8. September 2011 – Viloria de Rioja
Heute startete ich bequem um 7:40 Uhr und lief ebenso bequem 30 Kilometer nach Viloria de Rioja. Immer gegen Ende einer Etappe, wo ich mir ein Ziel gesetzt hatte, konnte es schon mal vorkommen, dass die Füße sehr schmerzten, auch wenn es vorher keinerlei Probleme gab. Egal, wie gut sie vorher waren, wenn ich das Ziel vor Augen hatte, fingen sie an zu weh zu tun.
Etwa zehn Kilometer hinter Azofra lag der Ort
Cirueña
. Dieser Ort ist aus dem Boden gestampft worden. In ihm sollten wahrscheinlich gut betuchte Bürger ein Zuhause finden. Jedoch wirkte dieser Ort wie ausgestorben. Überall standen Häuserreihen, die alle identisch aussahen. Und dann gab es in diesem Ort auch noch einen Golfplatz, der dort völlig fehlplatziert war in dieser trockenen Region.
Auf meiner Etappe kam ich auch an Santo Domingo de la Calzada vorbei, wo sich in der Kathedrale ein Hahn und eine Henne befinden. Es soll Glück bringen, wenn man die Kirche betritt und der Hahn kräht. Ich wollte mir dieses Schauspiel durchaus anschauen, aber einen Normalpreis von 3,50 Euro und 2,50 Euro für Pilger fand ich für diese Zufälligkeit dann doch zu viel. Hinterher war ich auch froh, dass ich diesen Preis nicht bezahlt hatte. Auch eine Touristengruppe, die vor mir anstand, nahm mir den Spaß, die Kathedrale zu betreten. Am Abend konnte ich die beiden Hühner dann doch noch in einem Bilderbuch in dem Refugio sehen.
Tja, dieses Refugio! In Redecilla del Camino traf ich ein bayerisches Ehepaar, die im nächsten Ort auch ihre Unterkunft suchen wollten. Ich war in Redecilla schon sehr müde vom Tag, denn es war sehr heiß und ich hatte nicht viel zu trinken dabei. Es gab auf dieser Strecke einfach nicht ausreichend Quellen. Wir gingen also zusammen bis nach Viloria de Rioja, wo sich ein Refugio befand. Wir traten ein und ein sehr auffälliger Räucherstäbchengeruch erschlich unsere Nasen. Dazu hörten wir eine Art Entspann dich! -Musik. Diese lief den ganzen Tag und erinnerte mich stark an die Eingeborenenmusik mit Panflöte, Rassel und Regenmacher in den deutschen Fußgängerzonen. Wir wussten zunächst nicht, in welcher Art Esoterik-Tempel wir hier gelandet waren, wollten allerdings auch nicht mehr weiterlaufen. Ein Mann mit Schirmmütze kam durch einen Vorhang in den Eingangsbereich. Er fragte zunächst, wann wir gedenken würden, am nächsten Tag weiterzulaufen. Darüber hatten wir uns noch keine Gedanken gemacht. Wir antworteten also: „Gegen 7:00 Uhr“. Und dann machte er uns mit der wichtigsten Hausregel vertraut: Niemand steht vor 7:00 Uhr auf. Jeder solle sich hier entspannen können. Das gefiel uns. Denn ein wenig Ausruhen war gar nicht verkehrt. Ich war schließlich seit sieben, die Bayern seit zehn Tagen unterwegs. Acacio, der Mann mit der Mütze, zeigte uns danach das Refugio. Die Nacht kostete fünf Euro. Frühstück und Abendessen waren auf Spendenbasis. Wir traten durch den Vorhang, durch den er zuvor kam und kamen in ein Wohnzimmer mit Küche. Dort befanden sich ein PC mit Internet, eine Couch, mehrere Sessel und Acacios Frau Orienta, die gerade dabei war, das Essen zuzubereiten. Wir gingen durch das Wohnzimmer und kamen in den Schlafraum. Hier standen vier Einzel- und drei Hochbetten. Die Bayern und ich entschieden uns selbstverständlich für drei Einzelbetten. Da wir sehr müde waren vom heutigen Tag, wollten wir erstmal eine Siesta machen. Wir legten uns in die Betten, wo zum Schutz der Matratzen Folien unter dem Laken lagen. Das ließ dieses Refugio gleich noch suspekter erscheinen, denn diese Folien erzeugten einen ordentlichen Lärm, wenn man sich nur leicht bewegte. Als wir von draußen in das Schlafzimmer eintraten, war es schön kühl. Man bedenke: draußen waren es mindestens 35°C im Schatten. Nach 30 Minuten Mittagsschlaf wurde uns Dreien allerdings so kalt, dass wir uns einen Pullover anzogen. Nachdem es immer noch zu kalt war und wir schon in den Schlafsäcken lagen, entschieden wir uns, raus vor die Tür zu gehen. Ich legte mich draußen mit der Isomatte in den Schatten, während die Bayern in ihren Reiseführern blätterten und nachschauten, wie weit sie schon gelaufen waren.
Nach einer kurzen Siesta entschied ich mich, einen Rundgang durch das Dorf zu machen. Dieser war allerdings schon nach wenigen Minuten vorbei. Mir taten meine Füße sehr weh. In dem
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