Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Rückstand. Natürlich versuchen wir so schnell wie möglich zu jedem zu kommen. Aber wenn jemand einen Termin absagt, dann wandert er an das Ende der Schlange. Uns hat man informiert, sie möchte, dass das Problem bereinigt wird, bevor sie wieder zu Hause ist. Mein Abteilungsleiter ist wegen der Geschichte drei oder vier Mal angerufen worden. Er hat sie sogar aus Gefälligkeit vorgezogen. Und jetzt sagen Sie, wir sollen es vergessen? Soll mir recht sein, aber dass Sie mir das auch ja Mrs. Cameron berichten. Wenn jemand Ärger bekommt, dann bin das nicht ich.«
    In der Stimme des gequälten Telefontechnikers mischten sich Müdigkeit und verletzter Stolz; das war jemand, der für eine ungeheuer große und ungeheuer ungeliebte Bürokratie tätig war und es gewöhnt war, dass man ihm persönlich die Schuld für alle Pannen gab - zwar daran gewöhnt war, aber abgefunden hatte er sich damit nicht.
    Wenn jemand Ärger bekommt: Der Chef-Türsteher bekam jetzt anscheinend doch kalte Füße. Die Situation schrie förmlich nach einem Schuldigen, nicht wahr? Solche Situationen vermied man am besten. Er nahm die Hand von der Sprechmuschel und meinte mit vertraulicher Stimme: »Wissen Sie was? Ich glaube, Sie sollten diese Leute besser ihre Arbeit tun lassen.«
    Dann deutete er mit einer Kopfbewegung in Richtung auf die Fahrstühle. »Den Flur hinunter und links«, sagte er. »Siebter Stock. Die Haushälterin wird Sie reinlassen.«
    »Ja, wirklich? Ich habe nämlich einen langen Tag hinter mir, und es würde mir gar nichts ausmachen, früher Schluss zu machen.«
    »Fahren Sie nur in den siebten Stock - sie wird Sie einlassen«, wiederholte der Türsteher, und trotz seiner eingeübt ausdruckslosen Miene konnte man aus seinen Worten die Andeutung einer Bitte heraushören.
    Janson und Kincaid gingen über den auf Hochglanz polierten Marmorboden zu den Aufzügen. Obwohl die alte Falttür noch intakt war, gab es in der Kabine, in die sie stiegen, keinen Liftführer. Und auch keine Sicherheitskamera: Schließlich war die Lobby mit zwei Türstehern und einem Sicherheitsmann besetzt, und der Eigentümerausschuss hatte deshalb zweifellos derartige zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen als lästige Übertreibung abgelehnt; Technik dieser Art erwartete man im Übrigen auch eher in Apartmentgebäuden, wie sie Mrs. Trump baute. Ein Pärchen sollte sich im Aufzug ein keusches Küsschen erlauben dürfen, ohne sich Sorge machen zu müssen, dabei neugierige Zuschauer zu haben.
    Sie drückten den Knopf für das siebte Stockwerk -würde er aufleuchten? Er würde nicht. Sie warteten ungeduldig, während die kleine Liftkabine nach oben fuhr und dann langsam und zitternd zum Stillstand kam. In Anbetracht des Wohlstands der Bewohner des Gebäudes wirkte der Renovierungszustand der Aufzüge geradezu affektiert.
    Schließlich öffneten sich die Türen direkt im Foyer des Apartments.
    Wo war Marta Lang? Hatte sie gehört, wie die Lifttür sich öffnete und wieder schloss? Janson und Kincaid traten leise in den Flur und lauschten einen Augenblick.
    Das Klirren von Porzellan, aber sanft und weit entfernt.
    Zur Linken führte am Ende des dunklen Flurs eine Wendeltreppe ins Stockwerk darunter. Rechts gab es eine weitere Tür, die anscheinend in ein Schlafzimmer, vielleicht auch in mehrere Räume führte. Das eigentliche Wohngeschoss schien das unter ihnen zu sein. Marta Lang musste da sein. Sie suchten ihre Umgebung nach irgendwelchen Fischaugenobjektiven oder sonstigen Dingen ab, die auf Überwachung deuteten. Doch davon war nichts zu finden.
    »Okay«, murmelte Janson. »Jetzt gehen wir nach dem Buch vor.«
    »Wessen Buch?«
    »Dem meinen.«
    »Kapiert.«
    Wieder das leises Klirren von Porzellan: eine Tasse, die auf eine Untertasse aufgesetzt wurde. Janson spähte vorsichtig die Treppe hinunter. Niemand war zu sehen, und er nahm dankbar zur Kenntnis, dass die Treppenstufen aus abgewetztem Marmor bestanden: Sie brauchten also nicht zu befürchten, dass eine ächzende Treppenstufe als zufälliges Alarmsystem fungierte.
    Janson gab Jessie ein Handzeichen: Hinter mir bleiben! Dann eilte er die Treppe hinunter, den Rücken der gewölbten Wand zugewandt. Er hielt eine kleine Pistole mit beiden Händen.
    Vor ihm: ein riesiger Raum mit dicken vorgezogenen Gardinen. Zu seiner Linken: ein weiterer Raum, eine Art zusätzlicher Salon. Die Wände waren kunstvoll mit weiß lackiertem Holz verkleidet: Gemälde und Stiche in ziemlich eintöniger Zusammenstellung waren in

Weitere Kostenlose Bücher