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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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entfernt war, bot es für bestimmte Treffen die idealen Voraussetzungen, insbesondere für Abstimmungsgespräche zwischen einzelnen Ministerien, für die rein formal keinerlei Notwendigkeit vorlag. Treffen, die in diesem Gebäude abgehalten wurden, hinterließen nicht die nur schwer zu verbergende Papierspur, die die Sicherheitsprozeduren des Weißen Hauses, des Pentagon oder der diversen Geheimdienste erforderten. Sie konnten hier stattfinden, ohne dass irgendwelche offiziellen Protokolle erstellt wurden. Sie konnten sogar stattfinden, ohne offiziell überhaupt je stattgefunden zu haben.
    Die fünf graugesichtigen Männer, die um den kleinen Konferenztisch versammelt waren, gingen alle ähnlichen Tätigkeiten nach, und doch hätten sie im Hinblick auf die offizielle Struktur der Regierungsbehörden unter normalen Umständen nie Anlass gehabt, sich zu treffen. Es bedurfte daher keiner Erwähnung, dass das Programm, das sie hierher zusammengeführt hatte, weit außerhalb der üblichen Normen lag, und dass die Umstände, denen sie sich jetzt gegenübersahen, möglicherweise von geradezu katastrophaler Tragweite waren.
    Im Gegensatz zu ihrem Titularvorgesetzten verdankten sie ihre Ämter nicht ihrer Parteizugehörigkeit; sie waren Karrierebeamte und mit Programmen betraut, die weit über die Amtszeit einer einzelnen Regierung hinausreichten. Sie arbeiteten mit den Männern und Frauen zusammen, die in Vier-Jahres-Zyklen ins Amt kamen und es auch wieder verließen, und standen ihnen auch zur Verfügung, aber so wie sie ihre Verantwortungsbereiche sahen, reichte ihr Horizont wesentlich weiter.
    Gegenüber dem Mann von der DIA hatte der stellvertretende Direktor der National Security Agency Platz genommen, ein Mann mit einer hohen, glatten Stirn und schmalen, verkniffen wirkenden Gesichtszügen. Er hielt sich viel darauf zugute, dass ihn auch die widrigsten Umstände nicht von seiner ruhigen Gelassenheit abbringen konnten. Jetzt allerdings war diese Gelassenheit im höchsten Maße strapaziert und damit auch sein Stolz. »Geheimhaltung, ja, natürlich - das Wesen der Direktive ist klar«, sagte er ruhig. »Nicht so klar ist, was es mit der betreffenden Person auf sich hat.«
    »Paul Elie Janson«, sagte der Unterstaatssekretär im State Department, der auf dem Papier den Nachrichtendienst seines Ministeriums leitete. Er war ein athletisch gebauter Mann mit glattem Gesicht und zerzaust wirkendem strohblondem Haar; für eine ganze Weile hatte er nicht das Wort ergriffen. Seine wuchtige schwarze Brille ließ ihn älter erscheinen, als er war. Ein Überlebenstyp, das wussten die anderen Männer. Und weil er das war, achteten sie sorgfältig darauf, welche Haltung er zu den hier in Rede stehenden Themen einnahm. »Janson war, wie Sie wissen, einer von unseren Leuten. Die Akten, die Ihnen über ihn vorliegen, sind leicht redigiert worden. Dafür muss ich um Nachsicht bitten - sie sind so, wie sie aus dem Archiv kamen, und wir hatten nicht viel Zeit, uns mit ihnen zu befassen. Im Übrigen reichen sie aus, um Ihnen einen allgemeinen Eindruck zu verschaffen.«
    »Eine Ihrer gottverdammten Killermaschinen, Derek, das ist er«, sagte Albright und funkelte den Unterstaatssekretär an. Trotz Albrights hohem Rang in der Verwaltungshierarchie hatte er seine ganze Karriere nicht etwa im operativen Sektor sondern im Analysebereich verbracht und war auch im Kern seines Wesens Analytiker geblieben. Das tief verwurzelte Misstrauen, das solche Menschen gegenüber ihren Kollegen aus dem operativen Sektor empfanden, war nur allzu oft berechtigt. »Sie schaffen diese seelenlosen Maschinen, lassen sie auf die Welt los und überlassen es dann einem anderen, hinter ihnen sauber zu machen. Ich verstehe einfach nicht, was für ein Spiel der Mann spielt.«
    Das Gesicht des Mannes aus dem State Department rötete sich verärgert. »Haben Sie einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass jemand mit ihm ein Spiel treibt?«
    Der Unterstaatssekretär starrte sein Gegenüber durchdringend an. »Vorschnelle Folgerungen könnten gefährlich sein. Ich bin nicht bereit, hier zu erklären, dass Janson ein Abtrünniger ist.«
    »Das Entscheidende ist, dass wir es nicht mit Sicherheit wissen«, meinte der NSA-Mann, Sanford Hildreth, nach einer Weile. Er wandte sich seinem Nachbarn zu, einem Computerspezialisten, der sich als junger Mann den Ruf eines Genies erworben hatte, als er praktisch im Alleingang die entscheidenden Strukturen für die Datenbank der CIA

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