Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
damit beschäftigt gewesen, in einem Internet-Cafe an der Kibris-Sehitleri-Straße den Namen aus einer Teilnehmerliste von Holiday Express ausfindig zu machen.
    »Richtig. Dicky Cavanaugh lässt in der Türkei die Sau raus und lernt seine Lektion, wie man sauber lebt.«
    Einen harmlosen Kunden zu schikanieren - einen, dessen missliche Lage ihn jeder Möglichkeit beraubte, sich zu beschweren - schien ihm unendlichen Spaß zu bereiten.
    Janson blieb stumm und blickte finster drein.
    Der Mann mit dem weißblonden Haar rief über sein Handy das Izmir-Büro von Thomas Cook an und schilderte die Notlage des Kunden, wobei er die interessanteren Teile von »Cavanaughs« Story verschwieg. Er wiederholte den Namen zweimal. Das Gespräch dauerte insgesamt zehn Minuten, wobei er sich in zunehmendem Maße auf das Hören verlegte.
    Als es schließlich beendet war, schüttelte er den Kopf und lachte. »Ha! Die meinen, Sie wären vor zwei Stunden mit Ihrer Gruppe in Stansted eingetroffen.«
    »Was zum Teufel?«
    Jansons Augen weiteten sich ungläubig.
    »Kommt vor«, sagte der Mann philosophisch und kostete seine eigene Weitläufigkeit damit bis zur Neige aus. »Kommt vor. In der Liste steht, dass eine zwanzigköpfige Reisegruppe eintrifft, und keiner hat Lust, den ganzen Papierkram noch einmal von vorne anzufangen, also glaubt der Computer, dass alle zwanzig wirklich dabei sind. Bei einem Linienflug könnte das nicht passieren, aber die Chartergesellschaften sind da nicht so pingelig. Uups - sagen Sie bloß dem Chef nicht, dass ich das gesagt habe. >Billigpreise für Urlaub Erster Klasse< behaupten wir immer. Wenn der Computer Recht hätte, dann würden Sie jetzt schon wieder in Ihrem Optikerladen in Uxbridge stehen, statt in diesem beschissenen Izmir rumzuhängen und sich zu fragen, ob Sie je wieder Haus und Herd zu sehen bekommen.«
    Ein verschmitzter Blick. »War sie wenigstens gut?«
    »Wer?«
    »Die Tussi. War sie gut?«
    Janson ließ sich die Verlegenheit anmerken. »Das ist ja das Tragische, verstehen Sie. Ich war zu voll, um mich daran zu erinnern.«
    Der Mann legte ihm gönnerhaft die Hand auf die Schulter. »Ich glaube, diesmal kann ich das für Sie in Ordnung bringen«, sagte er. »Aber nur, und damit das klar ist, Bums-Urlaube sind nicht unser Geschäft. Halten Sie Ihren Hosenlatz geschlossen, Kumpel. Wie mein Mädchen immer sagt, passen Sie auf, dass Sie mit Ihrem Prügel keinem ein Auge ausstoßen.«
    Er lachte brüllend über seinen anspruchslosen Witz. »Und ausgerechnet Sie, mit einem Scheiß-Brillenladen!«
    »Wir ziehen >Zentrum für gutes Sehen< vor«, sagte Janson frostig und fiel in die Rolle des stolzen Ladenbesitzers zurück. »Und Sie sind auch sicher, dass ich in Stansted bei der Einreise keinen Ärger bekomme?«
    Die Stimme des Reiseleiters wurde leiser. »Ja, sehen Sie, das versuche ich Ihnen ja klar zu machen. Holiday Express wird sicherstellen, dass es keine Pannen gibt. Haben Sie verstanden? Wir werden Ihnen helfen.«
    Janson nickte dankbar, obwohl ihm klar war, welchem Umstand er die plötzlich so auffällig zur Schau gestellte Hilfsbereitschaft zu verdanken hatte - dem Unbehagen nämlich, das der Anruf des Reiseleiters im Büro der Firma ausgelöst hatte. Durch Jansons Schachzug war die Firma, ganz wie er das beabsichtigt hatte, in eine knifflige Lage gebracht worden: Angestellte eines Reiseveranstalters hatten eindeutig den britischen Zollbehörden eine unrichtige Auskunft gegeben, nämlich dass ein gewisser Richard Cavanaugh, wohnhaft 43 Culvert Lane, Uxbridge, im Vereinigten Königreich eingetroffen sei. Eine genaue Überprüfung der Aktivitäten der Firma und damit auch ihrer Lizenz war nur dadurch zu vermeiden, dass man sicherstellte, dass Richard Cavanaugh tatsächlich im Vereinigten Königreich eintraf, und zwar ohne eine Datenspur zu hinterlassen, die zu peinlichen Fragen hinsichtlich schlampiger Geschäftspraktiken führen könnte. Die provisorischen Papiere, die der hühnerbrüstige Mann für ihn ausstellte - dringender Transport/Flugpersonal -, waren ein primitives Hilfsmittel und wurden normalerweise bei eiligen Krankentransporten eingesetzt, aber sie würden das Problem lösen. Holiday Express würde eine peinliche kleine Panne aus der Welt schaffen, und »Dicky« Cavanaugh konnte bis zum Abendbrot zu Hause sein.
    Der Reiseleiter schmunzelte, als er Janson den Stapel gelber Papiere gab. »Zu voll, um sich zu erinnern, was? Da möchte man doch am liebsten in Tränen ausbrechen,

Weitere Kostenlose Bücher