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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Regen trommelte auf seinen Mantel. Er trug noch immer keine Mütze. Ich rächte mich ein wenig an ihm, indem ich ihn meinerseits eine Minute warten ließ. Duffys Revision passte mir sehr gut. Aus Beck machte ich mir nicht viel. Er war mir ziemlich egal. Aber ich wollte Teresa. Ich würde sie dort rausholen. Und ich würde Quinn erledigen, auch wenn Duffy nichts davon hören wollte. Die angekündigte Änderung hatte ihre Grenzen.
    Ich sah zu Paulie, der geduldig wartete. Er war ein Idiot. Ich nahm den Fuß vom Bremspedal und rollte langsam durchs Tor. Dann gab ich Gas und fuhr in raschem Tempo zum Haus.
    Ich stellte den Saab in die Garage und trat auf den Innenhof hinaus. Der Hausmeister war wieder in der dritten, der leeren Garage. Ich konnte nicht sehen, was er dort machte. Vielleicht hatte er nur Zuflucht vor dem Regen gesucht. Ich rannte ins Haus. Beck hörte, wie der Metalldetektor meine Ankunft ankündigte, und kam mir in der Küche entgegen. Er deutete auf seine Sporttasche. Sie stand immer noch genau in der Mitte des Küchentischs.
    »Schaffen Sie diesen Scheiß weg«, befahl er. »Schmeißen Sie ihn ins Meer, okay?«
    »Okay«, sagte ich. Er ging in die Eingangshalle zurück. Ich griff nach der Tasche, ging wieder hinaus und folgte der dem Meer zugekehrten Mauer des Garagenblocks. Unterwegs legte ich mein Bündel wieder in das Versteck am Fuß der Mauer. Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Und ich wollte Duffy die Glock zurückgeben können. Auch ohne den Verlust ihrer Dienstwaffe melden zu müssen, steckte sie bereits tief genug in der Scheiße. Die meisten Dienste nahmen solche Verlustmeldungen sehr ernst.
    Dann ging ich bis zum Rand der Felsen weiter und schleuderte die Tasche mit Schwung ins Meer. Sie überschlug sich in der Luft, sodass die Schuhe und der E-Mail-Sender herausfielen. Ich sah das kleine Plastikding ins Wasser plumpsen und wie ein Stein untergehen. Der linke Schuh kam mit der Zehenkappe voraus auf und folgte ihm. Die Sporttasche füllte sich wie ein Fallschirm mit Luft, landete mit der Öffnung nach unten, lief voll Wasser, kippte um und sank. Der rechte Schuh trieb noch einen Augenblick wie ein winziges schwarzes Boot auf den Wellen, bis er Schlagseite bekam und dann spurlos versank.
     
    Im Haus war nichts los. Die Köchin blieb weiter unsichtbar. Richard hockte im Esszimmer, aß ein Sandwich und starrte in den Regen hinaus. Elizabeth hielt sich im Salon auf und las wieder. Dr. Schiwago. Beck war nirgends zu sehen. Ich vermutete ihn in seinem Kabinett, vielleicht in dem roten Ledersessel vor dem Sammlerschrank mit den Maschinenpistolen sitzend. Überall im Haus herrschte Ruhe. Das verstand ich nicht. Duffy hatte gesagt, für Beck seien fünf Container angekommen, und er selbst hatte von einem hektischen Wochenende gesprochen, aber niemand entfaltete irgendwelche Aktivitäten.
    Ich ging in Dukes Zimmer, das ich nicht als das meine betrachtete. Ich streckte mich auf dem Bett aus und begann wieder nachzudenken. Versuchte zu ergründen, was sich am Rand meines Bewusstseins abspielte. Das ist ganz einfach, hätte Leon Garber gesagt. Geh den Spuren nach. Erinnere dich an alles, was du gehört und gesehen hast. Also ging ich den Spuren nach. Aber ich musste immer wieder an Dominique Kohl denken. Bei unserer fünften Begegnung fuhr sie mich mit einem olivgrünen Chevrolet nach Aberdeen, Maryland. Ich hatte nachträglich Bedenken, ob es richtig war, echte Blaupausen aus der Hand zu geben. Das war ein ziemlich hohes Risiko. Normalerweise hätte mir das kaum Sorgen bereitet, aber ich brauchte größere Erfolge, als wir bisher vorweisen konnten. Kohl hatte den toten Briefkasten und das angewandte Verfahren identifiziert, sodass wir wussten, wo, wann und wie Gorowski seinem Kontaktmann mitteilte, dass eine Sendung bereitlag. Aber sie hatte noch nicht herausgefunden, wie sie abgeholt wurde. Kannte noch immer nicht den Kontaktmann.
    Die Kleinstadt Aberdeen liegt etwas über zwanzig Meilen nordöstlich von Baltimore. Gorowskis Methode bestand darin, am Sonntag in die Großstadt zu fahren und sein Material am Inner Harbor zurückzulassen. Damals war die Renovierung dieses Viertels in vollem Gang, aber die Leute hatten es noch nicht richtig angenommen, weswegen dort im Allgemeinen ziemliche Ruhe herrschte. Gorowski fuhr einen zwei Jahre alten leuchtend roten Mazda Miata. Nicht neu, aber auch nicht billig, weil er zur damaligen Zeit sehr beliebt und deshalb nicht mit Rabatt erhältlich war. Und der

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