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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Er achtete darauf, zu jedem der Araber gleich viel Blickkontakt zu halten. Er führte das große Wort. Lächelte, gestikulierte, lachte. Er wirkte wie ein Mann, der spielt und gewinnt.
    Ich schlich geduckt an dem Fenster vorbei und in Richtung Küche weiter. Zog meinen Mantel aus und ließ die Persuaders in ihn gewickelt an einer Stelle liegen, wo ich sie leicht wiederfand. Dann ging ich in die Küche. Der Metalldetektor piepste wegen der Beretta in meiner Tasche. Die beiden Männer vom Partyservice waren damit beschäftigt, Vorspeisenteller zu garnieren. Ich nickte ihnen zu, als wohnte ich hier, durchquerte die Küche und trat auf den Korridor hinaus. Die dicken Teppiche, mit denen er ausgelegt war, dämpften meine Schritte. Ich konnte die Stimmen der Partygäste im Speisezimmer hören und einen Kerl sehen, der an der Haustür Wache hielt. Er kehrte mir den Rücken zu und starrte aus dem Fenster neben der Tür.
    Ich trat hinter ihn. Zögerte einen Augenblick. Umfasste dann sein Kinn mit der Rechten. Drückte die Fingerknöchel der linken Hand in sein Genick. Riss die rechte Hand nach oben und hinten, während meine Linke nach unten und vorn drückte, und brach ihm das Genick am vierten Halswirbel. Als er zusammensackte, packte ich ihn unter den Armen und schleppte ihn in Elizabeth Becks Salon, wo ich ihn aufs Sofa fallen ließ. Auf einem Beistelltischchen lag dort noch immer Doktor Schiwago .
    Einer erledigt.
    Ich schloss die Salontür hinter mir und machte mich auf den Weg zur Treppe. Stieg rasch und lautlos hinauf. Blieb vor Dukes Zimmer stehen. Eliot lag vor der offenen Tür auf dem Flur. Tot. Sein Jackett stand offen, und das Hemd war voller Löcher und mit Blut getränkt. Die Teppiche unter ihm hatten sich damit voll gesogen. Ich stieg über ihn hinweg, blieb hinter der Tür und warf einen Blick in den Raum. Erkannte, weshalb Eliot gestorben war. Das NSW hatte eine Ladehemmung gehabt. Er musste nach Duffys Anruf auf dem Weg aus dem Zimmer gewesen sein, als er plötzlich eine Autokolonne auf der Straße gesehen hatte. Also war er an das großkalibrige MG zurückgehastet. Hatte einen Feuerstoß hinausjagen wollen, aber das NSW hatte Ladehemmung gehabt. Das Ding war Schrott. Der Mechaniker hatte es auf dem Fußboden zerlegt und versuchte, die Gurtzuführung zu reparieren. Er konzentrierte sich ganz auf seine Arbeit. Sah mich nicht kommen. Hörte mich nicht.
    Zwei erledigt.
    Ich ließ ihn auf dem großen MG liegen. Der Lauf ragte unter ihm hervor und sah wie ein dritter Arm aus. Ich warf erst einen Blick aus dem Fenster und dann auf meine Armbanduhr. Von meiner Stunde hatte ich bis jetzt genau dreißig Minuten verbraucht.
    Ich ging wieder nach unten. Durch den Korridor. Zur Kellertür. Dort unten brannte Licht. Ich stieg die Treppe hinunter. Lief durch den Fitnessraum. An der Waschmaschine vorbei. Zog die Beretta aus der Tasche. Entsicherte sie. Hielt sie schussbereit, bog um die Ecke und marschierte geradewegs auf die beiden abgesperrten Räume zu. Einer von ihnen war leer, und seine Tür stand offen. Vor der geschlossenen Tür des anderen Raums saß ein hagerer junger Mann auf einem Stuhl, den er schräg nach hinten gekippt hatte. Er starrte mich überrascht an. Sein Mund öffnete sich, aber er brachte keinen Laut heraus. Er kam mir nicht besonders gefährlich vor. Er trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck Dell . Vielleicht war es Troy, der Computerspezialist.
    »Klappe halten, wenn du leben willst«, sagte ich.
    Er hielt den Mund.
    »Bist du Troy?«
    Er schwieg, nickte nur.
    »Okay, Troy«, sagte ich.
    Ich rechnete mir aus, dass wir uns genau unter dem Speisezimmer befanden. Also durfte ich nicht riskieren, einen Schuss abzugeben. So steckte ich die Beretta wieder ein und brach ihm das Genick. Ich verspürte keine Gewissensbisse, weil ich ihn irregeführt hatte. Wegen seiner Nachforschungen am PC war das Dienstmädchen ermordet worden.
    Drei erledigt.
    Den Schlüssel fand ich in seiner Tasche. Ich sperrte die Tür auf und fand Teresa Daniel auf einer Matratze sitzend vor. Sie sah genau wie auf den Fotos aus, die Duffy mir am frühen Morgen des elften Tages gezeigt hatte. Sie schien bei bester Gesundheit zu sein. Ihr Haar war frisch gewaschen. Sie trug ein Kleid in jungfräulichem Weiß. Dazu weiße Strümpfe und Schuhe. Ihre Haut wirkte blass, und ihre Augen leuchteten blau. Sie sah wie für ein Menschenopfer geschmückt aus.
    Ich zögerte einen Augenblick. Ich konnte ihre Reaktion nicht vorhersagen. Sie wusste

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