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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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den Boden hinunter und klopfte sich den Staub ab. Gray leuchtete in die Kammer. Ein dunkler Bogengang lockte.
    Gefolgt von Seichan, kletterte er vom Altarstein auf den Boden.
    Zwei Kreuzbogen überspannten die kleine Kammer, die halb so groß war wie die Kapelle. Die Taschenlampe beleuchtete eine kleine, in die rückseitige Wand eingelassene überwölbte Nische.
    »Ein loculus« , sagte Vigor. »Eine Grabkammer.«
    In der Nische lag auf dem nackten Stein ein Toter, bedeckt mit einem weißen Tuch.
    »Kokejins Grab«, sagte Vigor. »Wir haben es gefunden.«
    Ungeachtet ihrer Erregung näherten sie sich der Grabstätte mit feierlicher Gemessenheit. Sie mussten sich Gewissheit verschaffen. Vigor schlug ein Kreuz und murmelte ein Gebet.
    Er streckte die Hand zum Leichentuch aus.
    »Sobald sich irgendwas bewegt«, flüsterte Kowalski, »mach ich mich dünn. Nur damit Sie Bescheid wissen.« Offenbar war es ihm todernst damit.
    Ohne ihn zu beachten lupfte Vigor eine Ecke des Tuchs. »Seide«, flüsterte er.
    Als er das Tuch zurückschlug, wirbelte Staub auf.
    Ein Totenschädel mit einem goldenen Diadem kam zum Vorschein. Besetzt war es mit funkelnden Rubinen, Saphiren und Diamanten.
    »Das Diadem der Prinzessin«, flüsterte Vigor.
    Gray dachte an Vigors Bemerkung, das Schmuckstück habe sich in Marco Polos Sterbezimmer befunden.
    Vigors Hand zitterte. »Offenbar hat Marco verfügt, dass es der Prinzessin nach seinem Tod zurückgegeben werde. Vielleicht wurde ihr Leichnam sogar verlegt und irgendwo versteckt, bevor er hier seine letzte Ruhe fand.«
    Gray ergriff Vigors Hand. »Der dritte Paitzu... der dritte Schlüssel.«

    Im allerletzten Moment hatte es also doch noch geklappt.
    Gray schlug den Rest des Seidentuchs zur Seite.
    Mit einem Laut des Erstaunens wich Vigor zurück.
    Auch Gray stutzte.
    Das Tuch hatte nicht nur einen Leichnam bedeckt.
    Zwei Skelette ruhten in der Kammer und hielten einander in den Armen.
    Gray erinnerte sich, dass Vigor berichtet hatte, Marco Polo sei im Jahr 1324 in der Kirche San Lorenzo bestattet worden, doch bei späteren Instandsetzungsarbeiten habe man entdeckt, dass der Leichnam in der Zwischenzeit verschwunden sei.
    »Wir haben nicht nur Kokejins Grab entdeckt«, sagte Vigor.
    Gray nickte. »Hier ruht auch Marco Polo.«
    Er betrachtete das eng umschlungene Liebespaar.
    Was ihnen im Leben vorenthalten worden war, hatten sie im Tod gefunden.
    Endlich vereint.
    Für immer und ewig.
    Gray fragte sich, ob er jemals seine große Liebe finden würde. Er dachte an seine Eltern, die so viel durchgemacht hatten und deren Beziehung durch die Demenz seines Vaters einer schweren Prüfung unterzogen wurde. Dennoch hatten sie einander nicht im Stich gelassen.
    Jemand musste sie retten.
11:01
Washington, D. C.
    Painter wäre lieber vor Ort gewesen, doch das hätte alles nur noch weiter verzögert. Von der Befehlszentrale von Sigma aus verfolgte er die Videoübertragung. Es handelte sich um den Breitband-Stream der Helmkamera eines Mitglieds der Spezialeinsatzkräfte.
    Vor zehn Minuten hatten sie einen Durchbruch erzielt.
    Den ganzen Morgen über hatte er den Leuten Dampf gemacht, die Monsignor Veronas Telefonverbindungen in die Vereinigten Staaten zurückverfolgten. Gray hatte erwähnt, Amen Nasser habe
Vigors Handy angerufen. Um diesen Anruf zurückzuverfolgen, musste Painter alle Hebel in Bewegung setzen, angefangen vom Vatikan bis zum Einsatzleiter des Heimatschutzes. Da Seichan in die Sache verstrickt war, konnte er wenigstens die Terrorismus-Karte ausspielen. Die hatte ihm Türen geöffnet, die ihm ansonsten verschlossen geblieben wären.
    Gleichwohl hatte es länger gedauert, als Painter lieb gewesen war, doch jetzt wusste er, woher der Anruf gekommen war. Die Einsatzkräfte warteten auf sein Okay.
    Er beugte sich zum Mikrofon vor. »Los.«
    Die Türen des Vans glitten auf. Das Videobild schwankte und ruckte. Das Team näherte sich dem Zielobjekt mit vorgehaltenen Sturmgewehren und in geduckter Haltung aus mehreren Richtungen, von vorn und von hinten.
    Die Männer brachen wie ein Unwetter über das Gebäude herein.
    Die Haustür wurde mit einem Rammbock geöffnet.
    Als der Kameramann den anderen ins Gebäude folgte, wurde das Bild dunkel. Die Männer verteilten sich.
    Painter wartete.
    Da er nicht länger still sitzen konnte, stand er auf und stützte die Fäuste auf die Übertragungskonsole. Außer ihm hielten sich noch mehrere Techniker im Raum auf, welche die Satellitenbilder aus dem

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