Der Judas-Code: Roman
müssen schnellstmöglich Dr. Kokkalis’ Labor nutzen, um Dr. Barnhardts wilde Vermutung entweder zu bestätigen oder zu widerlegen.«
»Mir wäre es lieber, wenn wir bis zu Monks Rückkehr warten würden«, erwiderte Lisa und wich einen Schritt zurück. »Bei den Geräten handelt es sich um Spezialanfertigungen. Wir sind auf seinen Sachverstand angewiesen, wenn wir sie nutzen wollen.«
Lindholm zog finster die Brauen zusammen - sein Missmut galt allerdings weniger Lisa, als vielmehr dem Leben im Allgemeinen. »Na schön.« Er wandte sich ab. »Ihr Kollege müsste im Laufe der nächsten Stunde zurückkehren. Dr. Barnhardt, in der Zwischenzeit sollten Sie die Proben nehmen, die Sie für die Untersuchung benötigen werden.«
Der niederländische Toxikologe nickte, doch Lisa bemerkte,
dass er die Augen verdrehte, als der WHO-Einsatzleiter hinausging. Lisa folgte Lindholm.
»Lassen Sie mich ausrufen, sobald Dr. Kokkalis wieder da ist!«, rief Barnhardt ihr hinterher.
»Selbstverständlich.« Ihr war ebenso sehr an einer Erklärung gelegen wie allen anderen auch. Allerdings hegte sie die Befürchtung, dass sie bislang lediglich an der Oberfläche kratzten. Hier braute sich etwas Furchtbares zusammen.
Aber was?
Hoffentlich kam Monk bald zurück.
Die letzten Worte des Patienten kamen ihr wieder in den Sinn.
Geh nicht ins Wasser...
11:53
»Wir müssen schwimmen«, sagte Monk.
»Sind... sind Sie verrückt?«, entgegnete Graff, der mit Monk zusammen hinter dem Felsen kauerte.
Kurz zuvor war das Speedboot der Piraten auf eines der vielen Riffe aufgelaufen, denen dieser Teil der Insel seinen Namen verdankte: Smithsons Blight - Smithsons Verderben. Das Gewehrfeuer war verstummt. Stattdessen war das Motorengebrüll des Boots zu hören, das von der Untiefe loszukommen versuchte.
Als Monk den Kopf hervorgestreckt hatte, um sich ein Bild von der Lage zu machen, war ihm die Kugel eines Scharfschützen am Ohr vorbeigepfiffen. Sie saßen immer noch in der Falle und hatten keine Chance zu flüchten - es sei denn, sie stellten sich dem Gegner.
Monk öffnete in Höhe des Schienbeins den Reißverschluss seines Schutzanzugs. Er langte durch die Öffnung und zog die 9mm-Glock aus dem Halfter.
Graffs Augen weiteten sich. »Glauben Sie etwa, damit könnten Sie die Piraten erledigen? Wollen Sie den Treibstofftank zur Explosion bringen oder was?«
Monk schüttelte den Kopf und zog den Reißverschluss wieder zu. »Sie haben zu viele Bruckheimer-Filme gesehen. Wenn ich mit dieser Spielzeugpistole feuere, ziehen die nur die Köpfe ein. Vielleicht
gerade so lange, bis wir die Brandung dort drüben erreicht haben.«
Er zeigte zu einer Reihe von Felsen, die knapp aus dem Wasser ragten. Wenn sie es bis dorthin schafften, würde es ihnen vielleicht gelingen, um die nächste Landspitze herumzukommen. Und wenn sie dann den dortigen Strand erreichten, bevor die Piraten ihr Boot wieder flottgemacht hatten... und wenn ein Weg ins Inselinnere führte...
Verdammt, das waren eine Menge »Wenn«...
Sicher war im Moment nur eines.
Wenn sie wie zwei verängstigte Kaninchen hier hocken blieben, würden sie bald tot sein.
»Wir müssen möglichst lange unter Wasser bleiben«, sagte Monk. »Wenn wir die Schutzanzüge mit Luft aufblasen, müssen wir vielleicht nur ein-, zweimal Atem holen.«
Graff verzog das Gesicht. Obwohl das Schlimmste überstanden war, bestand immer noch Vergiftungsgefahr. Die Angreifer wagten es nicht, ihr Boot zu verlassen. Anstatt auszusteigen und auf diese Weise den Tiefgang zu verringern, versuchten die Maskierten, sich mit Rudern von den Felsen abzustoßen.
Wenn selbst Piraten davor zurückschreckten, ins Wasser zu gehen...
Monk kamen auf einmal Zweifel. Außerdem tauchte er nicht gerne. Schließlich hatte er bei den Green Berets gedient und nicht bei den verdammten Navy SEALs.
»Was ist?«, fragte Graff, wobei er Monk forschend musterte. »Sie glauben selbst nicht, dass Ihr Plan funktionieren könnte, stimmt’s?«
»Lassen Sie mich einen Moment in Ruhe nachdenken!«
Monk ließ sich auf den Boden plumpsen und blickte zu der verwitterten Buddha-Statue unter dem Schutzdach hinüber, die von abgebrannten Räucherstäbchen beschützt wurde. Er war zwar kein Buddhist, wäre sich aber nicht zu schade gewesen, zu Buddha oder sonst einem Gott zu beten, wenn der ihn aus dieser Klemme hätte befreien können.
Er fasste die abgebrannten Räucherstäbchen in den Blick. Ohne Graff anzusehen, sagte er: »Wie sind die
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