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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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wurde von Bakterien hervorgerufen, im Allgemeinen von betahämolytischen Streptokokken.
    »Wie lautet Ihre Einschätzung?«, fragte Lisa. »Handelt es sich um eine Sekundärinfektion?«
    »Ich habe unseren Bakteriologen hinzugezogen. Eine gestern Abend angefertigte Gramfärbung hat eine starke Vermehrung des Propionibakteriums ergeben.«
    Lisa runzelte die Stirn. »Das ergibt keinen Sinn. Das ist ein ganz gewöhnliches nichtpathogenes Hautbakterium. Sind Sie sicher, dass es sich um keine Verunreinigung handelt?«
    »Dafür sind die Konzentrationen in den Blasen zu hoch. Wir haben die Untersuchung mit anderen Gewebeproben wiederholt. Mit dem gleichen Ergebnis. Bei der zweiten Untersuchung wurde im umliegenden Gewebe eine eigenartige Nekrose bemerkt. Ein Zersetzungsmuster, wie es bisweilen lokal auftritt. Die Symptome gleichen denen der nekrotisierenden Fasciitis.«
    »Und was ist die Ursache?«
    »Der Stich des Steinfischs. Der ist sehr giftig. Der Fisch gleicht einem Stein und verfügt über steife Rückenstacheln mit Giftdrüsen. Die produzieren eines der gefährlichsten Gifte überhaupt. Ich habe das Gewebe von Dr. Barnhardt untersuchen lassen.«
    »Von dem Toxikologen?«
    Lindholm nickte.
    Dr. Barnhardt, ein Experte für Umweltgifte und organische Toxine,
war aus Amsterdam eingeflogen worden. Unter der Schirmherrschaft von Sigma hatte Painter persönlich darum ersucht, ihn in das WHO-Team aufzunehmen.
    »Die Ergebnisse liegen seit einer Stunde vor. Er hat im Gewebe des Patienten aktives Gift entdeckt.«
    »Das verstehe ich nicht. Dann wurde der Mann also von einem Steinfisch vergiftet, als er im Delirium herumgeirrt ist?«
    »Nein«, sagte jemand hinter ihrem Rücken.
    Lisa wandte sich um. In der Tür stand ein Bär von einem Mann, der sich in einen zu kleinen Schutzanzug gezwängt hatte. Sein graumelierter Vollbart passte zu seiner Körpergröße, aber nicht zu seinem zartfühlenden Wesen. Dr. Henrick Barnhardt schob sich in die Kabine.
    »Ich glaube nicht, dass der Mann von einem Steinfisch gestochen wurde. Dennoch trägt er dessen Gift im Körper.«
    »Wie ist das möglich?«
    Barnhardt ignorierte ihre Frage zunächst und wandte sich stattdessen an den WHO-Einsatzleiter. »Ich habe das von Anfang an vermutet, Dr. Lindholm. Ich habe mir Dr. Millers Kulturen des Propionibakteriums geborgt und sie analysiert. Jeder Zweifel ist ausgeschlossen.«
    Lindholm erbleichte.
    »Was bedeutet das?«, sagte Lisa.
    Der Toxikologe strich behutsam John Does Decke glatt, was sich bei einem so großen Mann seltsam ausnahm. »Das Bakterium«, sagte er, »das Propionibakterium produziert das Gift des Steinfischs in so großen Mengen, dass sich das Körpergewebe dieses Mannes auflöst.«
    Lindholm schnaubte. »Genau das habe ich gesagt.«
    Lisa achtete nicht auf ihn. »Aber das Propionibakterium produziert keinerlei Giftstoffe. Es ist harmlos.«
    »Ich kann mir das auch nicht erklären«, sagte Barnhardt. »Bevor ich mehr sagen kann, brauche ich erst einmal ein Elektronenmikroskop. Aber schon jetzt kann ich Ihnen versichern, Dr. Cummings, dass sich dieses harmlose Bakterium in einen der übelsten Plagegeister dieses Planeten transformiert.«
    »Was meinen Sie mit >transformiert
    »Ich glaube nicht, dass der Patient sich damit infiziert hat. Ich glaube, das Bakterium stammt aus seiner Darmflora. Irgendetwas aber hat die Biochemie des Bakteriums verändert, seine genetische Struktur modifiziert und es virulent werden lassen. Jetzt ist es ein Fleischfresser.«
    Lisa vermochte es immer noch nicht zu glauben. Sie wollte weitere Beweise sehen. »Mein Kollege Dr. Kokkalis hat in unserer Suite ein transportables Forensiklabor aufgebaut. Wenn Sie...««
    Etwas streifte an ihrer behandschuhten Hand. Sie schreckte zusammen. Doch es war nur der alte Mann im Bett. Er suchte ihren Blick. In seinen Augen lag Verzweiflung. Seine rissigen Lippen zitterten.
    »Sue... Susan...«
    Sie wandte sich um und nahm seine Hand. Offenbar fantasierte er und hielt sie für jemand anderen. Aufmunternd drückte sie ihm die Hand.
    »Susan... wo ist Oscar? Er bellt im Wald...« Der Mann verdrehte die Augen. »... er bellt... hilf ihm... aber geh nicht ins Wasser...« Seine Finger erschlafften. Die Lider schlossen sich. Der klarsichtige Moment war vorüber.
    Eine Krankenschwester kam herein und überprüfte seine Körperfunktionen. Er hatte wieder das Bewusstsein verloren.
    Lisa schob seine Hand unter die Decke.
    Lindholm drängte sich in den Vordergrund. »Wir

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