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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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verfügte weder über einen Strand noch über einen Hafen und wies schroffe Bergspitzen auf. Sie glich einer steinernen Krone, umhüllt von Kletterpflanzen und Dschungel.
    Vor dem Hintergrund des schwarzen Himmels wirkte sie besonders bedrohlich. Das Kreuzfahrtschiff war einem Unwetter davongefahren. In der Ferne gingen aus den tief ziehenden Wolken dunkle Regenschauer aufs aufgewühlte Meer nieder. Der Wind hatte zugenommen, zerfledderte die bunten Fähnchen und peitschte das Deck mit Böen.
    Monk hielt sich mit einer Hand an der Reling fest, denn das große Schiff rollte in den Wogen, welche die Stabilisatoren einer harten Prüfung unterzogen.
    Was zum Teufel hatte der Kapitän vor?
    Das Schiff hatte die Fahrt verlangsamt. Sie hielten geradewegs auf die unwirtliche Insel zu, die keinen einladenderen Eindruck machte als all die vielen anderen Inseln, an denen sie vorbeigekommen waren. Was unterschied diese Insel von den anderen?
    Der einfallsreiche, sprachgewandte Jessie hatte von einem einheimischen Schiffskoch, der sich in der Gegend auskannte, einiges in Erfahrung gebracht. Die Insel hieß Pusat oder Nabel. Dem Koch zufolge mieden Boote die Gegend. Angeblich war die balinesische Hexenkönigin Rangda aus dem Nabel geboren worden, und ihre Tierdämonen, die aus der Tiefe auftauchten und nichts ahnende Seeleute in ihre Unterwasserwelt hinabzogen, schützten ihren Geburtsort.

    Jessie hatte eine andere Erklärung anzubieten gehabt: Wahrscheinlich gibt es hier tückische Untiefen und gefährliche Strömungen.
    Oder verhielt es sich ganz anders?
    Plötzlich tauchten scheinbar mitten aus den steilen Klippen drei Speedboote auf. Blaue, flache Boote mit langem Kiel.
    Schon wieder Piraten.
    Kein Wunder, dass sich niemand hierhertraut, dachte Monk. Tote erzählen keine Geschichten.
    Mehrere Männer rannten an Monk vorbei und riefen etwas auf Malaiisch. Er spitzte die Ohren, bemühte sich, etwas zu verstehen. Er sah auf die Uhr. Wo blieb Jessie? Im Moment hätte er einen Übersetzer gut gebrauchen können.
    Er fasste die vor ihnen liegende Insel in den Blick.
    Internationalen Berichten zufolge gab es hier Hunderte geheimer Höhlen. Über achtzehntausend Inseln gehörten zu Indonesien: Ganze sechstausend davon waren bevölkert. Somit blieben zwölftausend Inselverstecke übrig.
    Monk beobachtete, wie die drei Boote herangerast kamen und inmitten von Gischtwolken unvermittelt einen scharfen Bogen beschrieben. Eines setzte sich vor den Bug, die anderen beiden nahmen das Schiff in die Mitte. Mit bollernden Motoren fuhren sie durch die kurzen, steilen Wellen zurück zur Insel.
    Eine Eskorte.
    Die Speedboote geleiteten ihre große Schwester in den Hafen.
    Als die Insel näher kam, machte Monk in den Klippen unauffällige Spalten aus. Die Lücken wirkten zu schmal für das Kreuzfahrtschiff. Unwillkürlich dachte er an das Kamel, das durch ein Nadelöhr gehen sollte. Doch anscheinend hatte jemand genaue Peilungen durchgeführt und sie mit den Abmessungen des Schiffes verglichen.
    Der Schiffsbug schob sich zwischen zwei steile, schwarze Felswände. Der Rest des Schiffes folgte notgedrungen. Monk wich unwillkürlich zurück, als ein Felsvorsprung zwei Rettungsboote zerschmetterte und die Trümmer auf ihn herabregneten.
    Plötzlich ertönte ein durchdringendes Kreischen.
    Monk hielt den Atem an. Doch sie brauchten nicht mehr weit
zu fahren. Die Felswände traten vor ihnen auseinander. Die Mistress of the Seas glitt aus der Schlucht hinaus in eine Lagune von der Größe eines kleinen Sees.
    Monk trat wieder an die Reling und blickte sich um. Verdammt noch mal. Kein Wunder, dass die Insel Nabel heißt.
    Eigentlich handelte es sich um einen Vulkankegel mit einer großen Lagune in der Mitte. Sie waren umgeben von schroffen Felswänden, welche die Krone der Insel bildeten. An der Innenseite waren die Felsen weniger steil, bedeckt mit dichtem Urwald, durchzogen von silbernen Wasserfällen und gesäumt von Sandstrand. An der anderen Seite der Lagune standen Palmhütten und Baracken. Der Strand der Siedlung war gesäumt von zahlreichen Anlegestegen und steinernen Molen. Mehrere Boote lagen zur Reparatur auf dem Sand; andere waren vollkommen verrostet.
    Die Heimat der Piraten.
    Mehrere Boote kamen dem Kreuzfahrtschiff entgegen. Monk nahm an, dass die Besatzung keine Souvenirs verkaufen wollte.
    Er blickte zum Himmel auf, denn bei der Einfahrt in die Lagune war es dunkler geworden. Als hätten die Unwetterwolken sie auf einmal erreicht.
    Doch

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