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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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daß er sich diese Narben wegheilen lasse. Er darf es nicht, niemals. Er hat sich die Narben für sie geholt, süße Narben sind eine Auszeichnung für sie, er muß sie behalten.
      Sie ließen niemand zu sich, keinen Diener, niemand, den ganzen Tag nicht. Sie wuschen ihre Haut nicht, daß einer nicht des Geruchs des andern verlustig gehe, sie aßen nichts, daß einer nicht des Geschmacks des andern verlustig gehe. Sie liebten sich, es gab nichts auf der Welt außer ihnen. Was außer ihrer Haut war, war nicht in der Welt.
      In der nächsten Nacht, vor dem Morgen, lagen sie wach, und alles war sehr verändert. Josef wog ab. Dorion stand auf den hassenswerten Bildern ihres Vaters mit ihrem tellerlekkenden, milchstehlenden Gott, und sie war ganz fremd. Mara war Wegwurf, Mara war das Ausgespiene des Römers, aber sie war nicht fremd, nie. Sie hat ihm einen Sohn geboren, einen Bastard freilich. Aber wenn man Mara umarmte, dann umarmte man ein pochendes Herz. Und was umarmt man, wenn man diese Ägypterin umarmt?
      Dorion lag, den vorspringenden, begehrlichen Mund halb offen; zwischen ihren ebenmäßigen Zähnen kam frisch und leicht der Atem heraus. Von unten, leise, stieg der gleichförmige, kehlige Singsang der ägyptischen Diener. Jetzt sangen sie: Wenn ich meine Geliebte küsse und ihre Lippen sind offen, dann wird mein Herz fröhlich auch ohne Wein. Manchmal, mechanisch, summte Dorion mit. Was alles hat sie diesem Mann geopfert, einem Juden, und großen Dank, Götter, es ist sehr gut. Sie hat sich kaufen lassen nach dem höchst lächerlichen und höchst verächtlichen jüdischen Recht, und großen Dank, Götter, es ist sehr gut. Sie hat ihren Vater verleugnet, den ersten Künstler der Epoche, um eines Mannes willen, der stumpf und blind ist und ein Bild nicht von einem Tisch unterscheiden kann, und großen Dank, Götter, es ist sehr gut. Sie hat dem albernen Jerusalemer Dämon zugeschworen, in dessen Allerheiligstem ein Eselskopf verehrt wird oder vielleicht, was noch schlimmer ist, gar nichts, und wenn sie von diesem Mann verlangen würde, er möge ihrem lieben, kleinen Gott Immutfru opfern, dann würde er einfach lachen, und doch, großen Dank, Götter, es ist sehr gut.
      Josef sah sie daliegen, nackt und in der Haltung eines ganz kleinen Mädchens, und ihr gelbbraunes Gesicht war schlaff von den Anstrengungen der Liebe. Sie war blaß, ihr Leib war kalt, ihre Augen waren meerfarben, und sie war sehr fremd.
      Ein strahlender Mittag kam. Sie hatten einige Stunden geschlafen, sie waren frisch, sie sahen sich an, sie gefielen einander, und sie waren sehr hungrig. Sie frühstückten stark, derbe Gerichte, die die Diener ihnen nach ihrem eigenen Geschmack bereiten mußten, einen Mehl- und Linsenbrei, eine Pastete aus verdächtigem Schabefleisch, dazu tranken sie Bier. Sie waren vergnügt, einverstanden mit sich und ihrem Schicksal.
      Am Nachmittag durchstöberten sie das ganze Haus. Unter den Sachen des Josef fand Dorion ein paar merkwürdige Würfel mit hebräischen Buchstaben. Josef wurde nachdenklich, als sie ihm die Würfel zeigte. Er sagte, das sei ein glückbringendes Amulett, aber jetzt, da er sie habe, brauche er dieses Amulett nicht. Im stillen beschloß er, nie mehr mit falschen Würfeln zu spielen. Noch um Dorion hatte er im Grund mit falschen Würfeln gespielt, denn hatte er sie nicht glauben lassen, er habe ihrethalben die Geißelung auf sich genommen? Lachend, vor ihren Augen, warf er die Würfel ins Meer. Vespasian hatte seinen Sohn sehr scharf beobachtet, auch die Dame Cänis hielt ihn gut im Auge. Viele Zungen und Hände arbeiteten daran, den Jungen an Stelle des Alten zu schieben. Der Junge hatte Mut und Besonnenheit, seine Truppen hingen an ihm. Auch zerrte an ihm unablässig diese hysterische, jüdische Prinzessin, deren Fanatismus sich von dem jungen, tollverliebten Prinzen viel mehr für Judäa versprach als von dem kalten Vespasian. Der Kaiser sah das alles sehr gut. Er fand es richtig, die Dinge beim Namen zu nennen. Oft zog er seinen Jungen auf, berechnete, wie lange der wohl noch werde warten müssen. Oft auch kam es zu scharfen Auseinandersetzungen. Titus, darauf hinweisend, welch weite Vollmachten sein Bruder, das Früchtchen Domitian, in Rom habe, bestand darauf, seinesteils hier im Osten mehr Befugnisse zu bekommen. Es war ein frischer, barscher Ton zwischen den beiden. Knarrig, witzig, väterlich warnte Vespasian den Sohn vor der Jüdin. Antonius, als er bei der Ägypterin

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