Der jüdische Krieg.
ist möglich«, erklärte Pedan, »daß wir uns auch mit Feuerbränden gegen die Juden gewehrt haben. ›Der Gegner ist mit Energie abzuweisen‹, hieß es im Befehl. ›Mit Energie‹, darunter darf man wohl auch Feuer verstehen, wenn man gerade ein Feuerscheit bei der Hand hat.« – »Hatten Sie die Absicht, die Baulichkeiten zu schonen?« wurde gefragt. Pedan zuckte die Achseln. Ein alter, ehrlicher Soldat, schaute er bieder und einfältig auf seine Richter. »Es war«, meinte er, »eine dicke, steinerne Mauer, von keiner Maschine zu erschüttern. Innen waren Steinböden, Steintreppen. Wer konnte vermuten, daß Stein Feuer fängt? Es war offenbar der Ratschluß der Götter.«
»Haben Sie«, fragte man, »einen Plan des Tempels gesehen? Haben Sie gewußt, daß das goldumrahmte Fenster in die Holzhalle führte?« Der Hauptmann Pedan ließ sich Zeit mit der Antwort. Sein lebendiges Auge blinzelte den Prinzen an, die Richter, dann wieder den Prinzen. Er lächelte verschmitzt, er betonte sein Einverständnis mit Titus, alle sahen es. Und dann wandte er sich geradezu an den Prinzen. Mit seiner quäkenden Stimme, frech und unbekümmert sagte er: »Nein, Cäsar Titus, ich habe nicht gewußt, daß Holz hinter dem Fenster ist.«
Sehr deutlich sah Tiber Alexander, daß dieser Hauptmann Pedan log, und ebenso deutlich sah er, daß er sich dabei im reinen Recht glaubte, daß er überzeugt war, einen wortlosen Auftrag des Prinzen ausgeführt zu haben. Dieser Prinz und dieser Hauptmann, der Marschall sah es klar, so verschieden sie schienen, waren im Grund das gleiche: Barbaren. Der Prinz hatte sich und allen andern geschworen, er werde den Tempel erhalten, wahrscheinlich hatte er es ehrlich gemeint, aber in seinem Innern war er genau wie Pedan von Anfang an gewillt gewesen, das da, das Bewußte niederzureißen, unter die Stiefel zu treten.
Die übrigen, Hauptleute, Unteroffiziere, Mannschaften, blieben dabei: sie hatten nichts gesehen. Keiner konnte sich auch nur im entferntesten erklären, wodurch der Brand entstanden war. Auf alle Fragen hatten sie immer die gleiche, treuherzige Antwort: »Cäsar Titus, wir wissen es nicht.«
Titus, während der Beratung des Gerichts, war auffallend fahrig. Der freche Blick des Einverständnisses, den dieser unflätige Pedan ihm zugezwinkert hatte, störte sein Inneres auf. Was ihn vorher noch dunkel bedrängt hatte, ob er nicht doch an der Roheit dieses Burschen teilhabe, das schob er jetzt weit von sich. War sein Befehl nicht klar gewesen? Hat er nicht immer eisern für Disziplin gesorgt? Er wartete gespannt auf die Meinung seiner Generäle, entschlossen, dem Liebling der Armee die Begnadigung zu versagen, wenn ihr Urteil auf Tod lautete.
An eine solche Demonstration dachte aber offenbar keiner der Herren. Vage redeten sie herum. Man sollte vielleicht den einen oder andern der Unteroffiziere in eine Strafkompanie versetzen. »Und Pedan?« rief Titus dazwischen, ungestüm, mit kippender Stimme.
Ein unbehagliches Schweigen entstand. Dem Pedan, dem Träger des Graskranzes, eines auf den Kopf geben, das wollte keiner riskieren. Schon schickte sich Cerealis, der General der Fünften, an, etwas in diesem Sinn zu sagen, als der Marschall Tiber Alexander das Wort ergriff. Was Pedan, führte er aus, wahrscheinlich getan habe oder zumindest willentlich habe geschehen lassen, das habe die ganze Armee gewollt. Nicht ein einzelner sei schuld an der Schandtat, die den römischen Namen für immer beflecke. Mit seiner leisen, höflichen Stimme schlug er vor, alle Offiziere und Mannschaften, die an den Aufräumearbeiten beteiligt gewesen waren, antreten zu lassen und jeden zehnten hinzurichten.
Gerade weil man der Rede des Marschalls Folgerichtigkeit nicht absprechen konnte, empörte man sich dagegen einmütig und heftig. Es war eine Frechheit, daß dieser Mann seine jüdischen Ressentiments an römischen Legionären auslassen wollte. Die Urteilsverkündung wurde vertagt.
Am Ende geschah nichts. In einem lahmen Befehl wurde der Ersten Kohorte der Fünften die Unzufriedenheit der Heeresleitung ausgesprochen, weil sie den Brand nicht verhindert habe.
Titus war tief verdrossen über diesen Ausgang der Untersuchung. Es war aussichtslos, sich jetzt vor der Frau rechtfertigen zu wollen. Er scheute sich, zu erkunden, wohin sie gegangen war. Er fürchtete, es könnte sie jene wilde Laune überkommen haben, die sie schon dreimal in die Wüste getrieben hatte, auf daß sie,
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