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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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denen die Juden in Cäsarea das Maul aufreißen konnten, seien vorbei. Die jüdischen Beamten wandten sich an die Polizei. Die erklärte, sie müsse erst Instruktionen einholen. Einige Hitzköpfe unter den Juden wollten die freche Zeremonie der Griechen nicht länger mit anschauen, versuchten, den Opfertopf mit Gewalt wegzunehmen. Dolche, Messer blitzten hoch. Endlich, es gab bereits Tote und Verwundete, griffen römische Truppen ein. Sie nahmen eine Reihe von Juden als Anstifter des Landfrie densbruchs fest, den Griechen konfiszierten sie den Opfertopf. Wer von den Juden konnte, flüchtete jetzt mit seinem beweglichen Gut fort von Cäsarea; die heiligen Schriftrollen wurden in Sicherheit gebracht.
      Die Vorgänge in Cäsarea, das Edikt und seine Folgen, bewirkten, daß der Kleinkrieg, den Judäa seit nunmehr hundert Jahren gegen die römische Schutzmacht führte, überall im Land mit neuer, wilder Erbitterung hochflammte. Bisher hatten zumindest in Jerusalem die beiden Parteien der Ordnung, die aristokratischen »Unentwegt Rechtlichen« und die bürgerlichen »Wahrhaft Schriftgläubigen«, Gewalttätigkeiten gegen die Römer verhindern können: jetzt, nach dem Edikt von Cäsarea, bekam die dritte Partei die Oberhand, die »Rächer Israels«.
      Immer mehr Leute von den »Wahrhaft Schriftgläubigen« fielen jetzt ihnen zu, selbst der Chef der Tempelverwaltung, der Doktor und Herr Eleasar Ben Simon, ging öffentlich zu ihnen über. Überall sah man ihr Zeichen, das Wort Makkabi, die Initialen des hebräischen Satzes: »Wer ist wie du, o Herr?«, die Parole des Aufstandes. In Galiläa tauchte mit einemmal der Agitator Nachum auf, der Sohn des von den Römern hingerichteten Patriotenführers Juda. Er war fast ein Jahrzehnt verschollen gewesen, man hatte geglaubt, er sei umgekommen, nun plötzlich zog er durch die Städte und Dörfer der Nordprovinz, überall liefen die Massen ihm zu. »Worauf denn noch wollt ihr warten?« beschwor er inbrünstig, fanatisch die dumpf und erbittert Lauschenden. »Die bloße Gegenwart der Unbeschnittenen besudelt euer Land. Ihre Regimenter trampeln frech über die Fliesen des Tempels, ihre Trompeten kreischen scheußlich in die heilige Musik. Ihr seid auserwählt, Jahve zu dienen: ihr könnt nicht den Cäsar, den Schweinefresser, anbeten. Denkt an die großen Eiferer des Herrn, an Pinchas, an Eli, an Juda den Makkabäer. Drücken euch eure eigenen Ausbeuter nicht genug? Müßt ihr euch noch von den Fremden den Segen rauben lassen, den Jahve für euch bestimmt hat, daß sie Fechterspiele damit veranstalten und Tierhetzen? Laßt euch nicht bange machen von der Feigheit der ›Wahrhaft Schriftgläubigen‹! Kuscht nicht vor der Profitgier der ›Unent wegt Rechtlichen‹, die die Hand der Unterdrücker streicheln, weil sie ihren Geldsack beschützt. Die Zeit ist erfüllt. Das Himmelreich ist nahe. In ihm zählt der Arme genauso wie der Fettbauch. Der Messias ist geboren, er wartet nur darauf, daß ihr euch regt, dann wird er sich zeigen. Erschlagt die Feiglinge vom Großen Rat in Jerusalem! Erschlagt die Römer!«
      Die bewaffneten Verbände der »Rächer Israels«, die ausgetilgt schienen, tauchten im ganzen Land wieder auf. In Jerusalem kam es zu wilden Kundgebungen. In der Provinz wurden Römer, die sich ohne militärischen Schutz auf die Landstraßen wagten, überfallen, als Geiseln verschleppt. Da gerade die kaiserliche Finanzverwaltung gewisse Steuerrückstände mit Härte eintrieb, zeigten sich junge Anhänger der »Rächer Israels« mit Sammelbüchsen auf den Straßen, bettelten bei den Passanten: gebt eine mildtätige Gabe für den armen, unglücklichen Gouverneur. Gessius Flor beschloß, scharf durchzugreifen, verlangte, man solle ihm die Rädelsführer ausliefern. Die einheimischen Behörden erklärten, sie könnten sie nicht ermitteln. Der Gouverneur ließ durch Truppen den Obern Markt und die angrenzenden Straßen, wo man die Hauptsitze der »Rächer Israels« vermutete, Haus für Haus durchsuchen. Die Haussuchungen gingen in Plünderungen über. Die Juden wehrten sich, von den Dächern einzelner Häuser wurde geschossen. Auch unter den Römern gab es Tote. Der Gouverneur verkündete das Standrecht. Die erbitterten Soldaten schleppten Schuldige und Unschuldige vor Gericht; die bloße Bezichtigung, jemand gehöre zu den »Rächern Israels«, genügte. Es regnete Todesurteile. Das Gesetz verbot, römische Bürger anders als durchs Schwert hinzurichten. Gessius Flor ließ

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