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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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veranstalten im Fall der Weigerung Strafexpeditionen, die bedenklich nach Raub und Plünderung ausschauen. Josefs Polizei greift selten ein, seine Gerichte behandeln die Abgefaßten mit Milde.
      Josef freut sich stürmisch, als Sapita zu ihm kommt. Galiläa beginnt ihm zu vertrauen, Galiläa kommt zu ihm. Jetzt, das spürt er, wird es nicht mehr lange dauern, bis er auch den hochmütigen Justus aus seiner Zurückhaltung herausgekitzelt haben wird. Aber er verbirgt klug seine Freude. Er schaut sich Sapita an. Der ist kräftig, gedrungen von Wuchs, eine seiner Schultern hängt. Er hat einen schüttern, zweispitzigen Bart, kleine, besessene Augen. Josef unterhält sich mit ihm, unterhandelt mit ihm, alles in halben Worten. Mit ihm sich zu verständigen ist leichter als mit Justus. Es wird nichts Schriftliches festgelegt; aber als Sapita geht, wissen beide, daß eine Vereinbarung zustande gekommen ist, wirkungsvoller als ein umständlicher Vertrag. Wer von den Leuten des Sapita sich in Tiberias nicht mehr sicher fühlt, kann ruhig in das Gebiet des Josef flüchten; man wird dort glimpflich mit ihm verfahren. Und Josef braucht in Zukunft nicht mehr soviel Schweiß daran zu wenden, Gelder für seinen Kriegsfonds aus dem knauserigen Doktor Jannai herauszuquetschen; was ihm der verweigert, bekommt er von Sapita.
      So wird es auch gehalten. Und jetzt hat Josef den Justus wirklich so weit, daß er von Politik spricht. In einem Schreiben fordert er dringlich, die Jerusalemer Herren sollten seine Bemühungen, das Bandenwesen in Galiläa zu unterdrücken, nicht länger sabotieren. Der alte Doktor Jannai stellt einige ungemütliche Fragen an Josef. Aber der gibt sich erstaunt, Justus hat offenbar Halluzinationen. Sowie er allein ist, lächelt er befriedigt. Er freut sich auf den Kampf.
      Es wird eine mündliche Aussprache mit Justus vereinbart. Zusammen mit dem alten Doktor Jannai reitet Josef auf seinem schönen arabischen Pferd Pfeil durch die gepflegten Straßen von Tiberias, von der Bevölkerung neugierig angestaunt. Er weiß, daß er zu Pferd eine gute Figur macht, er sieht unbeteiligt, ein wenig hochfahrend geradeaus. Man reitet den Hügel hinauf, zum Palais des Königs Agrippa. Weiß und prunkvoll vor dem Eingang spreizt sich die Kolossalstatue des Kaisers Tiber, nach dem die Stadt genannt ist. Auch die Arkaden davor sind bevölkert mit Statuen. Den Josef wurmt das. Er hängt nicht an den alten Bräuchen, aber sein Herz ist voll von dem unsichtbaren Gott Jahve, es bringt ihn im tiefsten auf, wenn er im Lande Jahves die verbotenen Bilder sehen muß. Die Gestalt zu bilden bleibt das alleinige Recht des schöpferischen Gottes. Dem Menschen hat er erlaubt, diesen Gestalten Namen zu geben: sie selber bilden zu wollen ist Vermessenheit und Frevel. Die Standbilder ringsum schänden den unsichtbaren Gott. Die leise, schuldbewußte Unruhe, mit der Josef die Reise zu Justus antrat, ist fort; jetzt ist er voll von einer reinen Erregung, fühlt sich dem Justus überlegen. Der vertritt eine wassernüchterne Politik: er, Josef, kommt als Soldat Jahves.
      Justus, erklärter Gegner alles Feierlichen, bemüht sich, der Unterredung das Amtliche zu nehmen. Die drei Herren liegen einander gegenüber, frühstückend. Justus hat zuerst griechisch gesprochen, hat dann aber höflich ins Aramäische hin übergewechselt, trotzdem ihm diese Sprache sichtlich schwerer fällt. Langsam gleitet man ins Politische. Doktor Jannai ist betulich, jovial wie immer. Josef verteidigt seine eigene Politik; er wird heftiger, als er möchte. Gerade um die Kriegspartei vor unüberlegten Angriffen zurückzuhalten, muß man ihr entgegenkommen. »Sie meinen, man müsse den Frieden aktivieren?« fragte Justus, es klang unangenehm ironisch. »Ich kann nicht umhin, dem Autor des Makkabäerbuches zu versichern, daß mir in der praktischen Politik die Makkabäergesten, zu welchem Zwecke immer, auch heute noch fehl am Ort scheinen.« – »Sitzen die unangenehmsten Makkabäer nicht hier in Ihrem Tiberias?« fragte gemütlich Doktor Jannai. »Leider habe ich nicht die Macht«, gestand Justus freimütig zu, »meinen Sapita zu verhaften. Sie könnten das eher, meine Herren. Aber wie ich Ihnen schon schrieb, es ist ja gerade die Milde Ihrer Gerichte, die mir meine ›Rächer Israels‹ so üppig macht.« – »Es ist auch für uns nicht ganz so einfach«, entschuldigte sich Doktor Jannai. »Schließlich sind diese Leute keine gemeinen Räuber.«
      Josef griff ein:

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