- Der Jünger des Teufels
zum Anhalten zwingen und aus dem Taxi steigen. Und dann kam sein
großer Auftritt. Er würde behaupten, sein Beifahrer sei krank geworden, und die
Arschlöcher im Buick um Hilfe bitten. Wenn Raines und Stone ihm halfen, den
Taxifahrer aus dem Wagen zu heben, würde er ihnen das Benzo verpassen. Dann
konnte er sich um Moran kümmern.
Der bewusstlose Taxifahrer schnarchte laut. Der Jünger
fragte sich, ob er die Dosis Benzo falsch berechnet hatte. Ob der Bursche an
einem Herzanfall krepieren würde. Im Grunde war es ihm egal. Er fühlte den Puls
des Taxifahrers. Schwach. Und er wurde immer schwächer.
Er lehnte sich wieder im Fahrersitz zurück, als sein Blick
auf einen länglichen schwarzen Gegenstand fiel, der vor dem Sitz lag. Als er
ihn genauer betrachtete, erkannte er einen Schlagstock aus Metall, eins von
diesen Teleskopdingern, die man mit einem Schütteln des Handgelenks verlängern
konnte, sodass ein elastischer Totschläger daraus wurde. Vermutlich hatte der
Taxifahrer den Schlagstock aus Sicherheitsgründen bei sich geführt. Der Jünger
steckte ihn ein. Er könnte sich noch als nützlich erweisen.
Der Jünger schaute auf das Straßenschild, an dem er soeben vorbeifuhr.
Geradeaus ging es nach Claremont Crossroads, und vor dem Eisenhower Freeway war
eine Abbiegung zu einem Einkaufszentrum. Er musste schnell handeln. Ihm stockte
das Herz, als er sah, wie der Buick scharf bremste und rechts zum
Einkaufszentrum abbog. Er fuhr auf einen verlassenen Teil des Parkplatzes und
hielt. Die Türen wurden aufgerissen.
Moran taumelte aus dem Wagen und stand gebeugt da, als müsste
sie sich übergeben. Einer der Cops stieg ebenfalls aus und stellte sich neben
sie. Perfekt. Die Reifen kreischten, als der Jünger auf die Bremse trat. Er
riss das Lenkrad nach rechts und fuhr auf den Parkplatz.
Hundert Meter vom Buick entfernt verringerte er die
Geschwindigkeit. Fieberhaft dachte er über die Änderung seines Plans nach.
Plötzlich hatte er eine Idee. Er wusste jetzt, was er tun würde. Moran beugte
sich noch immer nach vorn, als würde sie sich erbrechen. Einer der Cops stand
neben ihr.
Der Jünger überprüfte, ob sein Sicherheitsgurt fest saß,
ehe er Gas gab und mit aufbrüllendem Motor auf Moran zuraste. Sekunden später
war er keine fünfzig Meter mehr von seinem Ziel entfernt. Jetzt konnte das
Dreckstück nicht mehr ausweichen! Er grinste, als Moran den Blick hob und
entsetzt auf den Wagen starrte, der auf sie zuraste.
Zu spät, Miststück.
Der Jünger steuerte das Taxi mit Vollgas auf das Ziel zu.
115.
Die Angst war mir so sehr auf den Magen
geschlagen, dass ich heftigen Brechreiz verspürte, aber ich konnte mich nicht
übergeben. Ich würgte, keuchte, war den Tränen nahe. Die Gewissheit, Lou nicht
wirklich von meiner Unschuld überzeugt zu haben, machte alles noch schlimmer.
»Kotzen Sie jetzt endlich, oder sollen wir den ganzen Tag
hier stehen?« Das war Stone.
Er stand neben mir und hielt sich mit einer Hand an der
geöffneten Tür fest. Lou saß auf dem Fahrersitz und trommelte mit den Fingern
aufs Lenkrad, während er ungeduldig wartete.
»Ich bin … noch nicht fertig«, brachte ich hervor.
Stones Gesicht verzerrte sich. »Kommen Sie zu Potte, Moran.«
Ich spähte zum Einkaufszentrum und fragte mich, ob ich es schaffen
würde, dorthin zu laufen.
»Wie geht es ihr?«, rief Lou.
Stone antwortete nicht, sondern stieß mich wieder an,
diesmal mit den Fingerknöcheln der geballten Faust. »Mach schon, Moran. Kotz
endlich, oder steig wieder in den Wagen.«
Ich war etwa zwei Meter von Stone entfernt, dessen Arm auf der
hinteren Tür lag. Er hatte mit seinen hundert Kilo ein wenig Übergewicht. Das
Einkaufszentrum war zweihundert Meter entfernt, und ich nahm an, dass ich ihn
bei einem Sprint schlagen könnte. Doch ich trug Handschellen. Außerdem wusste
ich, dass Stone ein hervorragender Schütze war. Er würde mich abknallen, ehe
ich fünfzig Meter zurückgelegt hatte.
Als ich beschloss, wieder in den Wagen zu steigen, geschah etwas
Seltsames. Ich sah ein altes graues Taxi mit hoher Geschwindigkeit quer über
den Parkplatz auf uns zurasen. Das Gesicht des Fahrers war hinter der
Windschutzscheibe nur verschwommen zu erkennen. Ich traute meinen Augen nicht.
Das Taxi jagte genau auf den Buick zu.
»Stone! Hinter Ihnen!«, rief ich.
Blitzschnell griff Stone zum Waffenhalfter an seiner Hüfte.
»Verarschen Sie mich nicht, Moran.«
»Aus dem Weg!«, wollte ich schreien, doch jetzt hörte auch Stone
den
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