- Der Jünger des Teufels
Moran,
ehemaliger FBI-Agent.«
Clay hatte das unbestimmte Gefühl, diesen Mann schon mal gesehen
zu haben. Er erinnerte ihn an einen Schauspieler, diesen Tommy Lee Jones, nur
mit einem dünnen Pferdeschwanz. »Kennen wir uns?«
»Nein, aber ich glaube, Sie kennen meine Schwester, Agentin
Kate Moran. Ich würde gerne mit Ihnen sprechen, Sir.«
Clay pfiff, worauf die Hunde verstummten. »Könnte ich Ihren
Ausweis sehen, Dr. Moran?«
Der Besucher zog seinen Führerschein aus der Tasche und zeigte
dem Gefängnisdirektor das Foto. Clay betrachtete es, blieb aber wachsam. »Worüber
wollen Sie mit mir sprechen?«
Moran steckte die Fahrerlaubnis zurück in die Gesäßtasche.
»Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Mr Clay. Ich
glaube, Sie können mir helfen.«
»Das hat Captain Tate gesagt?«
»Ja, Mr Clay.«
Clay seufzte. »Dann hat Tate eine lebhaftere
Fantasie, als ich ihm zugetraut hätte. Ein verurteilter Häftling kann eine
Giftspritze auf keinen Fall überleben, Dr. Moran. Es werden zu viele Sicherheitsmaßnahmen
ergriffen. Dieser Artikel, den Sie schreiben wollen, für wen ist der gedacht?«
»Für eine anerkannte medizinische Zeitschrift«, erwiderte Frank.
»Ich habe zufällig mit Kate darüber gesprochen, und sie meinte, ich könne Sie um
Ihre Meinung bitten.«
Clay ging auf den Zwinger aus Maschendraht zu. Die Hunde winselten,
als er sich näherte. »Sie sagten, Miss Moran sei im Ausland?«
»Richtig.«
»Wann kehrt sie zurück?«
»Das weiß ich nicht genau. Warum fragen Sie?«
Clay schüttelte den Kopf. »Nur so. Nun, um noch einmal auf
Ihre Frage zurückzukommen – es ist nicht möglich, dass ein verurteilter
Häftling eine Hinrichtung überlebt. Er kann sich nicht tot stellen. Das geht
nicht.«
»Auch nicht, wenn ihm ein hoher Gefängnisbeamter hilft? Ich
meine, wenn jemand seine Befugnisse missbraucht. Zum Beispiel jemand in Ihrer
Position, Mister Clay. Sie haben als Gefängnisdirektor sehr viel Macht.«
Clay blieb vor dem Zwinger stehen und warf seinem Besucher
einen scharfen Blick zu. »Was wollen Sie damit andeuten, Dr. Moran?«
Frank schaute dem Gefängnisdirektor in die Augen. »Es ist rein
hypothetisch. Tate scheint zu glauben, dass es mit Hilfe eines Insiders
gelingen könnte. Ich wollte Ihre Meinung wissen.«
»Meine Meinung haben Sie gehört«, erwiderte Clay barsch.
»Sie persönlich glauben also nicht, ein Gefängnisbeamter in
hoher Position könne seine Macht missbrauchen, Mr Clay?«
Clay wandte kurz den Blick ab. Als er sich Frank wieder
zuwandte, zog er misstrauisch die Augenbrauen zusammen. »Tate kann glauben, was er
will, aber darf ich mal etwas sagen?«
»Natürlich.«
»Könnten Sie mir vielleicht erklären, warum ich das Gefühl habe,
dass dieses Gespräch nichts mit akademischen Studien zu tun hat?«
»Wie kommen Sie darauf, Mr Clay?«
»Weil ich ein Gespür dafür habe, wenn ich verarscht werde«,
erwiderte Clay. »Warum sagen Sie mir nicht einfach, worauf Sie hinauswollen?
Sie wollen doch auf irgendetwas hinaus, Dr. Moran, nicht wahr?«
Frank blickte auf die beiden Schäferhunde, die gehorsam im Zwinger
saßen und ihn aufmerksam beäugten. Dann trat er mit dem Schuh in den Kies, ehe
er den Blick wieder hob. »Okay, dann muss ich wohl deutlicher werden. Es
kursiert das Gerücht, dass Sie Probleme mit der Strafvollzugsbehörde hatten,
weil Sie am Sinn der Todesstrafe zweifeln. Dass Sie moralische Bedenken hätten,
Gefangene in Ihrem Gefängnis hinrichten zu lassen.«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann.«
»Ich habe Ihnen nur von den Gerüchten erzählt, die ich
gehört habe«, erwiderte Frank. »Ist da etwas dran?«
Clay errötete. »Wollen Sie etwa andeuten, ich könnte
versucht sein, aufgrund meiner persönlichen Anschauungen in die Hinrichtung
eines zum Tode verurteilten Häftlings einzugreifen?«
»Das müssen Sie mir sagen, Mr Clay.«
Clay wurde wütend. »Was soll ich Ihnen sagen? Wenn Sie Ihre
Andeutungen meinen – die sind absurd.«
Frank ließ nicht locker. »Und die Hinrichtung von
Constantine Gemal? Was war das für ein Gefühl?«
»Für wen schreiben Sie, Moran, und was sollen diese blöden Fragen?
Arbeiten Sie auch für eine von den Zeitungen, die versuchen, mir das Wort im
Munde umzudrehen? Ich wette ja.«
»Sie verstehen das falsch, Mr Clay …«
Clay unterbrach ihn ungehalten. »Ich habe nichts mehr dazu
zu sagen. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, was Sie mir hier
unterschieben wollen, außer dass Sie
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