- Der Jünger des Teufels
nur so viel, bis ich eine
Abmahnung bekomme oder sogar entlassen werde.«
Obwohl ich Joshs Ablehnung verstehen konnte, war ich
enttäuscht, zeigte es ihm aber nicht. Natürlich konnte ich nicht von ihm
verlangen, dass er seinen Job für mich aufs Spiel setzte. Er könnte sogar in
den Knast wandern, und er hatte schon viel für mich getan. »Ich verstehe dich.
Ich bin dir nicht böse.«
»Was wirst du jetzt tun?«
»Ich versuche es allein. Sobald es dunkel ist, verlasse ich
meinen Zufluchtsort.«
Josh schüttelte den Kopf. »Sei vernünftig, Kate. Schlag es
dir aus dem Kopf. Allein schaffst du das nie.«
»Schon möglich, aber ich muss es versuchen.«
126.
Josh führte mich ins Gästezimmer. Neal schlief. Marcie hatte sich verabschiedet
und versprochen, später noch einmal vorbeizuschauen. »Ich muss gestehen, dass
es das schlechteste Zimmer im ganzen Haus ist. Die Nachbarskinder sind gerade
in dem Alter, wo sie am liebsten Heavy Metal hören.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich bin so müde, ich könnte im
Stehen einschlafen.«
Josh schaute mich nachdenklich an, als würde ihn etwas
quälen. »Darf ich meine Meinung noch ändern?«
»In Bezug auf was?«, fragte ich.
»Ich begleite dich zum Friedhof.«
Ich war verwirrt. »Warum hast du plötzlich deine Meinung geändert?«
Josh seufzte und schaute mir in die Augen. »Wenn ich ganz ehrlich
bin, glaube ich, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Das ist der Grund.«
»Es bedeutet mir sehr viel, diese Worte von dir zu hören«, sagte
ich, und das entsprach der Wahrheit. Ich stand auf und umarmte Josh.
Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange, ehe seine Lippen
meinen Hals hinunterwanderten und schließlich meinen Mund fanden. Eine Weile
standen wir da und küssten uns. Ich schwankte in Joshs Armen. Es war ein so
schönes Gefühl, festgehalten und beschützt zu werden und die Sicherheit in den Armen
eines Mannes zu spüren. Schließlich lösten wir uns aus der Umarmung.
»Das hatte ich gar nicht vorgehabt«, sagte ich.
Er grinste. »Ich auch nicht, aber es war sehr schön. So
schön, dass ich es immer wieder tun würde. Unter anderen Umständen würde ich
dich sogar fragen, ob du mit mir schläfst.«
»Unter anderen Umständen würde ich ja sagen.« Ich strich Josh
übers Gesicht.
Er nahm meine Hand. »Jetzt muss ich mich um Neal kümmern.«
»Du bist ein guter Freund, Josh Cooper.«
Er zwinkerte mir zu. »Und du küsst gut. Was hältst du
davon, wenn ich dich um neun Uhr wecke? Dann könntest du sechs Stunden
schlafen.«
»Was wird aus Neal, wenn wir das Haus verlassen?«
»Dann bleibt Marcie bei ihm.« Josh drehte sich noch einmal zu mir
um, ehe er sich anschickte, das Zimmer zu verlassen. Ich sah die Sorge in
seinem Gesicht. »Ich hoffe nur, dass uns niemand auf dem Friedhof erwischt,
sonst kommen wir beide in Teufels Küche.«
»Du kannst noch abspringen.«
Josh schüttelte den Kopf. »Nein, mein Entschluss steht
fest. Versuch, ein bisschen zu schlafen.« Er zwinkerte mir zu, ehe er das
Zimmer endgültig verließ und leise die Tür hinter sich schloss.
Ich war so erschöpft, dass ich mich sofort aufs Bett fallen
ließ. Es dauerte keine Minute, bis ich eingeschlafen war.
SECHSTER Teil
127.
Einkaufszentrum Claremont, Virginia
Das Einkaufszentrum glich einem Filmset, nur
dass die Kameras fehlten. Stone zählte sechs Dienstwagen der örtlichen Polizei mit
dem Emblem des Sheriffs, zwei Krankenwagen und zwei Hubschrauber, die über dem
Einkaufszentrum schwebten. Das Dröhnen der Rotoren verschlimmerte seine
Kopfschmerzen erheblich. Einer der Sanitäter hatte Stones Kopfwunde verbunden
und darauf bestanden, ihn ins Krankenhaus zu fahren, doch Stone hatte sich
geweigert. »Seien Sie doch nicht so dickköpfig«, sagte der Sanitäter. »Sie
könnten einen Schädelbasisbruch erlitten haben, Sir. Die Wunde muss geröntgt
werden.«
»Später. Im Augenblick geht es nicht. Ich hab zu tun«,
beharrte Stone.
»Mann, Sie haben in zweifacher Hinsicht einen Dickschädel«,
erwiderte der Sanitäter.
Stone lief zur Freifläche auf dem Parkplatz und ließ den Mann
einfach stehen. Ein dritter Hubschrauber erschien, der zur Landung ansetzte. Stone
sah den Helikopter in der Luft kreisen, ehe die Landekufen auf dem schwarzen
Asphalt aufsetzten. Als das Dröhnen der Rotoren verstummte, stieg ein großer
Mann mit breiten Schultern aus der Kabine. Gus Norton folgte ihm. Sie
entfernten sich im Eilschritt vom Hubschrauber und senkten die Köpfe, bis der
Gefahrenbereich der
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