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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Kopfes und Schulterbereiches eines Mannes, der
mit geschlossenen Augen auf einem Stahltisch lag, offensichtlich tot. Es war
eine Draufsicht, und die Qualität des Fotos war gut. Ich schaute mir zwei
weitere Bilder an, die das Profil des Mannes zeigten.
    Ich atmete tief durch. Es bestand nicht der geringste
Zweifel. Wenn niemand diese Fotos manipuliert hatte, musste der Leichnam auf
den Bildern definitiv der von Constantine Gemal sein.

147.
    Ein paar Minuten saß ich verwirrt und sprachlos
auf meinem Stuhl. Es sah so aus, als wäre Gemal tatsächlich tot. Eigentlich hatte
ich damit gerechnet, einen anderen Leichnam auf dem Tisch liegen zu sehen.
Waren die Fotos nachträglich bearbeitet worden, damit es so aussah, als wäre
Gemal gestorben?
    »Was ist los?«, fragte Lacy.
    Ich versuchte, mir meine Verwunderung nicht anmerken zu lassen.
Nachdem ich mir die Fotos angesehen hatte, schob ich sie zusammen und steckte
sie in den Umschlag. »Nun, da wäre noch etwas. Ich glaube, das
gerichtsmedizinische Institut besitzt Videoaufnahmen der Hinrichtung. Angeblich
für Forschungszwecke.«
    Lacy schien überrascht zu sein. »Wo … woher wissen Sie das?«
    »Als der Gefängnisdirektor mich damals in den Raum neben der
Hinrichtungskammer brachte, sah ich einen Mann, der eine Videokamera
installiert hat, um durch das Spiegelglas alles aufzunehmen. Da Hinrichtungen
normalerweise nicht auf Video aufgezeichnet werden, ließ sich leicht
herausfinden, dass die Gerichtsmedizin darum gebeten hatte. Ich möchte wissen,
wer den Antrag gestellt hat.«
    »Ich glaube, der Leiter des gerichtsmedizinischen Instituts
hat Mr Clay persönlich darum gebeten, aber das müssen Sie selbst überprüfen«,
sagte Lacy ruhig.
    »Haben nicht Sie den Antrag gestellt?«
    »Natürlich nicht.«
    »Haben Sie sich die Videoaufnahmen angesehen?«
    Lacy schüttelte den Kopf. »Nein. Ich brachte es nicht über mich,
mir die Hinrichtung ein zweites Mal anzusehen.«
    »Dürfte ich mir das Band ansehen?«
    Lacy zögerte. »Ich glaube, das ist nicht möglich.«
    »Warum nicht?«
    Lacy schaute auf die Uhr. »Wie ich bereits sagte, habe ich
eine Verabredung. Der Zeitpunkt ist ungünstig, und es ist eine Genehmigung
erforderlich. Sie müssen einen offiziellen Antrag stellen.«
    »Wollen Sie mir etwas verheimlichen, Dr. Lacy?«
    »Verheimlichen?«, entgegnete sie aufgebracht. »Was soll das
heißen?«
    »Ich war bei der Hinrichtung zugegen. Ich habe alles
gesehen, was in jener Nacht geschah. Was ist dabei, wenn ich mir die Hinrichtung
noch einmal ansehe? Es würde uns beiden eine Menge Ärger ersparen, wenn wir den
offiziellen Weg vermeiden. Auf diese Weise erfährt es außer uns niemand.«
    Lacy dachte nach. Sie schien noch immer zu zögern, lenkte schließlich
aber ein. »Also gut. Kommen Sie mit.«
    »Wohin?«
    »Am Ende des Ganges haben wir einen kleinen Videoraum, in
dem das Band aufbewahrt wird.«
    Über den Gang gelangten wir in einen winzigen Raum mit einem
Tisch und Stühlen, elektronischen Aufnahmegeräten und einem Metallsafe. Dr. Lacy
öffnete den Safe mittels eines Codes. In dem Safe waren mehrere Fächer, in
denen ordentlich aufgestapelte Videobänder lagen. Die Kassettenrücken waren mit
beschrifteten weißen Aufklebern versehen. Lacy nahm ein Videoband mit der
Aufschrift 14. Januar. Liste Nr. 2315B heraus.
    Sie drückte auf eine Taste unten am Videogerät, worauf das grüne
Licht aufleuchtete, und schob die Kassette ein. Bevor sie den Film startete,
fragte sie mich: »Sind Sie bereit?«
    Ich riss mich zusammen. »Ja.«

148.
    Der Monitor wurde zuerst blau und flackerte dann
kurz. Nach ein paar Sekunden war die Hinrichtungskammer mit dem Metalltisch zu
sehen. Das Bild war ein wenig unscharf. Ich hörte, dass eine Tür zur
Hinrichtungskammer geöffnet wurde, worauf ein grauhaariger Mann seinen Kopf in
den Raum streckte und mit Blick auf die Videokamera sagte: »Sind sie bereit,
Tod?«
    »Es kann losgehen«, lautete die Antwort.
    »Tod Simpson und Fred Banks installieren gerade die Kamera.
Sie arbeiten für das gerichtsmedizinische Institut«, erklärte Lacy.
    Jetzt huschten ab und zu verschwommene Finger durchs Bild,
als einer der Männer das Objektiv einstellte, bis er mit der Bildschärfe
zufrieden war. Dann wurde die Kamera für kurze Zeit ausgeschaltet. Als der Film
weiterlief, vergingen wieder ein paar Minuten, bevor die Tür erneut geöffnet
wurde und sechs Gefängniswärter den Todeskandidaten, der sich mit Händen und
Füßen wehrte, in die

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