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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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den Schultern. Dann zog er seine Pistole und
lief in den Tunnel. Ich folgte ihm.
     
    Hinter einem Bogengang versteckt, beobachtete
der Angreifer die Frau, die dem Kommissar folgte, und fluchte. Von seinem Gesicht
tropften Schweißperlen. Nachdem er durch die Katakomben gerannt war, um einer
Gefangennahme zu entgehen, war er völlig außer Atem. Die Polizei hatte
sämtliche Ausgänge abgeriegelt.
    Mit der linken Hand umklammerte er ein blutverschmiertes Messer
mit gezackter Klinge. Er wusste, dass er in der Falle saß, wenn es ihm nicht
gelang, seine Verfolger zu töten. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit
gewöhnt. Er stand hinter dem Pfeiler und sah die Frau, die hinter dem Kommissar
an ihm vorbeilief. Sein Gesicht hellte sich auf. Die Frau hatte keine Waffe. Sie
würde als Erste sterben.
    Als die beiden weiterliefen, verklangen allmählich ihre Schritte.
Der Mann wischte die blutverschmierte Klinge an seiner Jacke ab und grinste. Es
dürfte kein Problem sein, seine Verfolger zu überwältigen. Er gierte danach,
das Messer in ihr Fleisch zu stoßen und zu genießen, wie sie sich krümmten und vor
Schmerzen schrien.
    Doch zuerst musste er seinen Opfern näher kommen. Er wusste
genau, wie er das Überraschungsmoment für seinen Plan nutzen konnte. Neben ihm
an der Wand hing ein Schaltkasten, der den Strom für die Tunnelbeleuchtung
lieferte. Er drückte die Messerspitze in den Schlitz der Schraube und öffnete
den Kasten. Mit der Metallklinge des Messers konnte er die Stromleitung
kurzschließen.

55.
    Ich fühlte mich wie eine Schlafwandlerin, als
ich mir unbeholfen den Weg durch den düsteren Tunnel bahnte, wobei mir nichts
als meine irrationale Angst zur Seite stand. Obwohl ich mir beharrlich
einredete, dass es nichts zu fürchten gab, dass ich hier nicht eingeschlossen
war und die Tunnel jederzeit verlassen konnte, war meine Furcht grenzenlos.
Mein Körper war schweißüberströmt, meine Beine zitterten. Ich musste sofort einen
Ausgang finden – das war meine einzige Chance, nicht durchzudrehen.
    Dann aber kam es noch schlimmer. Nachdem wir drei, vier Minuten
lang um Ecken gebogen und tiefer ins Tunnelnetz eingedrungen waren, hatte ich
das Gefühl, Laval hätte sich verirrt.
    Im Licht der Deckenbeleuchtung überprüfte er die Karte. Von
seiner Nasenspitze tropfte Schweiß. »Stimmt etwas nicht?«, fragte ich und
versuchte, meiner Stimme einen festen Klang zu verleihen.
    Laval schaute mich mit seinen großen braunen Augen an, die mich
an einen traurigen Dackel erinnerten. »Ich … ich bin mir nicht sicher, Madame.«
    »Lassen Sie mich mal sehen.«
    »Ich werde schon irgendwie einen Weg hier herausfinden …«
    Irgendwie? Mein Gott,
wir schlenderten hier nicht durch eine Gartenanlage! Jetzt geriet ich wirklich
in Panik. Ich hielt Laval meine zitternde Hand hin. »Bitte … vier Augen sehen
mehr als zwei.«
    »Also gut.« Laval reichte mir die Taschenlampe. Ich
betrachtete die Karte. Kein Wunder, dass er verwirrt war: Der Plan glich der
Bauzeichnung eines Ingenieurs und war mit winzigen Symbolen übersät, deren
Bedeutung ein Laie unmöglich verstehen konnte: Linien, Kästchen, seltsame
kleine Dreiecke, und das alles verbunden durch ein verworrenes Gitter aus
Linien. Hier und da waren ein paar französische Wörter auf die Zeichnung
gedruckt. »Was bedeuten die Kästchen und Symbole?«
    »Das weiß ich nicht genau«, gestand Laval. »Die Zeit war zu
knapp, um die Techniker zurate zu ziehen. Ich dachte, es sei kein Problem, die
Karte zu lesen, aber da habe ich mich offenbar getäuscht.«
    »Na, großartig.«
    Ich hörte ein leises Plopp, und als ich den Blick
senkte, sah ich Wasser von der Decke in eine große Pfütze zu meinen Füßen tropfen.
Ich schnappte nach Luft. Vielleicht stürzte die Decke gleich ein, und der
Tunnel wurde überflutet …
    Und dann passierte das Schlimmste, das ich mir hätte
vorstellen können. Ich hörte ein Kratzen und spürte, dass irgendwo hinter mir
jemand war. Als ich mich umdrehte, sah ich im Schatten elektrische Funken sprühen.
    Den Bruchteil einer Sekunde später war der Tunnel in
Dunkelheit getaucht.

56.
    In meiner Panik ließ ich die Taschenlampe
fallen, und das Licht erlosch. Ich wollte mich bücken und die Lampe suchen,
brachte aber nur den Mut auf, mit den Armen in der Dunkelheit zu tasten, bis
ich eine feuchte Wand berührte. »Laval …?«, flüsterte ich.
    »Ich bin hier, Madame«, erwiderte eine Stimme.
    Gott sei Dank. »Wo?«
    »Ganz in Ihrer Nähe. Bleiben Sie,

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