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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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eingetauscht, doch es war dieser Priester. Diese kalten, seelenlosen Augen hätte sie überall wiedererkannt. Sie hatte den Mann gefunden, nach dem January so verzweifelt suchte. Aber sie fürchtete, dass es jetzt zu spät war, um es ihr zu erzählen.
    Jay startete den Motor.
    Ein leises Zischen war das Letzte, was die alte Nonne hörte, bevor sie in Ohnmacht fiel.
    Januarys Beitrag wurde erst in allerletzter Minute fertig. Ihre Assistentin rannte selbst damit zu dem gestressten Produktionsleiter, der im Studio bereits fluchte. Er sah sie wütend an, nahm das Band und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
    January seufzte erleichtert, als der Zeitdruck von ihr abfiel, und griff nach ihrer Kaffeetasse, als ihr Telefon klingelte.
    Es war Ben.
    “Hallo”, begrüßte sie ihn. “Sag mir bitte nicht, dass dir heute Abend etwas dazwischengekommen ist. Ohne dich werde ich heute verhungern müssen, abgesehen von all den anderen Dingen, die mir fehlen würden.”
    Sie erwartete, dass er lachen würde, doch er blieb ernst.
    “January … Süße …”
    Ihr Magen zog sich zusammen. Die Ahnung einer Katastrophe schnürte ihr die Kehle zu. “Was ist passiert?”
    “Vor zwei Stunden ist deine Freundin Mutter Mary Theresa gekidnappt worden. Zuletzt wurde sie mit einem Taxifahrer gesehen, der offensichtlich krank war. Sie hat jemanden ins Haus geschickt, um den Notdienst anzurufen. Nachdem die Nachricht weitergegeben worden war, hat sie keiner mehr gesehen, und das Taxi war auch weg.”
    “Oh Gott, oh Gott … Nein. Bitte nicht sie!”
    “Es tut mir leid, Süße. So, wie es aussieht, scheint er jetzt doch anzufangen, Frauen zu entführen. Der Captain meint, er hätte bestimmt gewusst, dass Jude eine Frau ist.”
    “Nein. Falsch. Ganz falsch. So ist das nicht”, stammelte January und begann zu weinen. “Er hat seine Jünger zusammen, jetzt sucht er seine Familie. Das ist offensichtlich. Ihr Name ist Mutter Mary, deshalb muss sie seine Mutter Maria sein.”
    “Ach, verflucht”, murmelte Ben, “warum bin ich darauf nicht gekommen?”
    “Ihr brütet ja noch nicht so lange über dieser Theorie wie ich.”
    “Rick und ich fahren zum Obdachlosenheim.”
    “Ich treffe euch da.”
    “Okay, aber fahr vorsichtig.”
    January packte ihr Handy in die Tasche, stellte die Kaffeetasse zurück auf den Tisch und nahm ihre Handtasche.
    “He, wohin gehen Sie?”, wollte ihre Assistentin wissen.
    “Ich habe gerade einen Tipp für eine neue Geschichte bekommen. Ich berichte Ihnen später davon.”
    “Dem Boss wird das nicht gefallen.”
    “Vertrauen Sie mir. Diese Geschichte ist pures Gold wert – die wird er sich nicht entgehen lassen wollen!”

18. KAPITEL
    J anuary konnte sich nicht mehr an die Fahrt durch die Straßen von D.C. erinnern. Immer wieder gingen ihr die zahllosen Möglichkeiten durch den Kopf, was der kleinen Nonne bereits alles passiert sein konnte.
    Sie hatte immer noch keine Ahnung, was mit den Opfern geschehen war, die der Priester entführt hatte. Aber allein der Gedanke daran, dass die zierliche alte Nonne leiden musste, machte sie ganz krank. Als sie schließlich das Obdachlosenheim erreichte, war sie in Tränen aufgelöst.
    Ihr Wagen kam leicht ins Schleudern, als sie auf den Parkplatz fuhr. Zwei uniformierte Polizisten drehten sich sofort zu ihr um. Einer legte sicherheitshalber die Hand an seine Dienstwaffe, als sie auf January zugingen.
    Ben hatte die quietschenden Reifen gehört und wusste, dass es January war, noch bevor er sie gesehen hatte. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie schrecklich sie sich fühlen musste, und hielt die Polizisten auf, bevor sie den Wagen erreicht hatten.
    “Das mache ich schon”, sagte er schnell und rannte ihr im nächsten Moment entgegen.
    January brachte den Wagen zum Stehen und würgte den Motor ab. Blitzschnell stieg sie aus und rannte los – Ben direkt in die Arme.
    “Oh, Ben, sag mir, dass es ein Missverständnis war. Sag mir, dass ihr sie schon gefunden habt.”
    “Tut mir leid, Süße, aber es ist leider kein Fehler.”
    “Verdammt. Verdammter Mist!”, fluchte sie und machte sich von Ben los. Immer noch tränenüberströmt ballte sie die Hände zu Fäusten. “Erzähl. Sag mir, was du weißt.”
    “Komm mit. Wir sprechen jetzt mit dem einzigen Zeugen.”
    January folgte Ben zu der Stelle zurück, wo sich die Polizisten versammelt hatten. Sie erkannte Captain Borger, ebenso Rick Meeks. Zwei uniformierte Streifenpolizisten standen neben einem Polizeiauto.

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