Der Jünger
gehen konnte, und andererseits, weil Joseph darauf wartete, dass seine Mutter zurückkommen und ihn holen würde.
Nach acht Jahren war er immer noch hier, und heute feierte er seinen vierzigsten Geburtstag. Mutter Mary T. hatte ihm einen Geburtstagskuchen versprochen, und sie würde ihr Versprechen auf jeden Fall halten.
Der Kuchen war in der Klosterküche gebacken worden. Mutter Mary T. hatte ihn im Heim mit Zuckerguss überzogen. Nun brauchte sie nur noch “Happy Birthday, Joseph” auf die Glasur zu schreiben und ein paar Kerzen daraufzustecken, dann wäre alles fertig.
Als sie gerade beim letzten Wort war, kam Joseph in die Küche gerannt. “Mutter Mary, Mutter Mary, du musst kommen. Jemand ist krank.”
Sie legte die Spritze mit dem farbigen Zuckerguss zur Seite, wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab und ging schnell nach draußen.
“Wo denn, Joseph? Zeig es mir!”, sagte sie.
Joseph zeigte zum Liefereingang. Zuerst sah sie nur das Taxi. Dann bemerkte sie, dass jemand über dem Lenkrad zusammengebrochen war.
Als sie den Wagen erreicht hatte, öffnete sie die Tür. Diesen Mann hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Sie tastete an seiner Halsschlagader nach dem Puls und seufzte erleichtert auf, als sie das regelmäßige Pochen spürte. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn.
Da stöhnte er.
“Sir. Sir! Wie heißen Sie? Können Sie mir bitte Ihren Namen sagen?”
“Jay Carpenter.”
Mutter Mary T. ergriff Josephs Arm. “Joseph, du musst für mich ins Haus gehen und Schwester Sarah bitten, den Notdienst anzurufen.”
“Ist er tot?”, fragte Joseph.
“Nein. Jetzt beeil dich bitte! Geh schon!”
Durch seine Behinderung war der Mann sehr langsam, sowohl was seinen Geist als auch seine Bewegungen anging, doch er konnte einfache Anweisungen befolgen. Sicher, dass er schaffen würde, um was sie ihn gebeten hatte, drehte sie sich wieder zu dem Taxifahrer um, der zu ihrer Erleichterung langsam zu sich kam.
“Mr. Carpenter, können Sie mich hören?”
Jay nickte und versuchte, sich auf ihre Worte zu konzentrieren. Diese Stimme kannte er. Seit Monaten hörte er sie in seinen Träumen.
“Mutter … Mutter Mary … Bist du es?”
Mutter Mary T. runzelte die Stirn. Sie glaubte, ihn noch nie gesehen zu haben, dennoch kannte er ihren Namen.
“Ja, ich bin Mutter Mary Theresa. Können Sie mir sagen, was Ihnen fehlt? Sind Sie krank? Oder verletzt?”
Jay schüttelte den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte eine dringende Aufgabe zu erfüllen, konnte sich aber nicht daran erinnern, was es genau war.
“Mr. Carpenter, können Sie mich hören?”
Jay nickte.
“Ruhen Sie sich einfach aus und machen Sie sich keine Sorgen, der Notarzt ist unterwegs.”
“Nein, keinen Arzt”, murmelte er und wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam.
“Sie sind es”, sagte er, als er die Augen geöffnet hatte.
Mutter Mary T. runzelte die Stirn. “Kennen wir uns?”
Jay umfasste ihr Handgelenk.
“Mutter … Können Sie mit mir beten?”
Sie versuchte sich loszumachen, aber sein Griff war erstaunlich fest für einen kranken Mann.
“Ja, natürlich kann ich das”, sagte sie, “aber vorher müssen Sie mich loslassen.”
Jay nickte, ließ sie aber nicht los. Er schaffte es mit einer erstaunlichen Schnelligkeit, aus dem Wagen zu steigen und die hintere Tür zu öffnen.
“Sie setzen sich hier hin”, sagte er und schob sie hinein.
“Ich brauche nicht zu sitzen”, widersprach sie, “lassen Sie mich nur …”
“Setzen!”, befahl er barsch.
Mutter Mary Theresa stolperte, dann fiel sie vorwärts auf den Rücksitz. Als sie aufstehen wollte, wurde sie noch weiter hineingeschoben.
“Stopp! Aufhören! Lassen Sie mich raus! Hilfe!”
Die Tür wurde zugeschlagen und dämpfte ihre Schreie. Hektisch warf sich der Fahrer hinters Steuer. Gerade als sie nach dem Türgriff tastete, hörte sie das trockene Klicken der Zentralverriegelung.
Die Tür ließ sich nicht mehr öffnen, und zu ihrem Entsetzen schloss der Mann auch noch die Trennscheibe zwischen Vorder- und Rücksitz.
Sie schlug mit den Fäusten gegen das Fenster, aber niemand hörte sie.
Dann drehte sie sich zum Fahrer um und hämmerte gegen die Sicherheitsscheibe. Sie sah, wie er in den Rückspiegel blickte.
Ihre Blicke trafen sich.
Da stellte sie fest, dass sie ihn kannte.
Er hatte sich die Haare geschnitten und den Vollbart abrasiert, und seine merkwürdige Kleidung hatte er gegen etwas Moderneres
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