Der Jünger
wegen der Gedanken, die ihr dabei durch den Kopf gingen, zog January ihre Hand zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Wir sehen uns”, murmelte sie.
“Das werden wir”, versprach er, dann drehte er sich um und beeilte sich, Meeks und Mitchell einzuholen.
January blickte ihnen nach, bis sie im Wagen verschwunden waren. Selbst als Ben schon außer Sichtweite war, fühlte sie sich noch ganz zittrig.
“Verdammt sei dieser Mann. Er macht mich noch verrückt”, murmelte sie. Dann ging sie zu ihrem Auto und fuhr zurück zur Arbeit.
10. KAPITEL
R ick redete auf der gesamten Fahrt zurück zum Revier ununterbrochen. Er musste immer wieder darauf zurückkommen, dass ihn die Zeichnung des Verdächtigen an jemanden erinnerte, den er entweder verhaftet, befragt oder zumindest irgendwo gesehen hatte.
Der Zeichner saß schweigend auf dem Rücksitz, während Ben abwesend zuhörte, in Gedanken immer noch bei January.
“Ich weiß, dass es noch nicht lange her ist”, sagte Rick. “Es kommt mir vor, als wenn ich versuche, mich an einen Namen zu erinnern, der mir auf der Zunge liegt, wenn du weißt, was ich meine?”
“Ja”, erwiderte Ben.
“Vielleicht gehörte er zu der Gruppe, die wir wegen des toten Drogendealers zum Verhör ins Revier gebracht haben. Kannst du dich erinnern, der, den wir aus dem Potomac gezogen haben, mit den Schuhen verkehrtherum angezogen?”
Ben stoppte vor einer roten Ampel, nahm sich einen Kaugummi, pellte ihn aus der Verpackung und steckte ihn in den Mund, während Rick weiterfaselte.
“He, Ben, weißt du, wen ich meine? Du warst doch derjenige, der das mit den Schuhen bemerkt hat.”
“Ich erinnere mich an den Typen und auch an seine Kunden, die wir geschnappt haben, aber ich kann mich an keinen erinnern, der wie Jesus ausgesehen hat.”
Rick schnaufte frustriert. “Aber wo? Wo?”
“Es wird dir schon noch einfallen. Entspann dich. Du machst dich selber verrückt.”
“Himmel noch mal, so was bringt mich um.”
Die Ampel sprang auf Grün.
Als sie die Kreuzung überquert hatten, stellte Ben fest, dass sie wieder umkehren mussten. Die Straße dahinter war gesperrt. Von hier aus konnten sie eine über zwei Meter hohe Wasserfontäne sehen, die aus der Erde schoss.
Rick stöhnte auf. “Oh Mann, gibt es denn in dieser Stadt keine einzige Straße, in der nicht gebaut wird?”
“Sie bauen nicht, sie reparieren einen Wasserrohrbruch.”
“Ist doch der gleiche Mist”, schimpfte Rick.
“Kein großes Problem, wir fahren am Finanzamt vorbei und …”
Rick wäre fast aus seinem Sitz gesprungen.
“Das ist es! Jetzt weiß ich wieder, wo ich dieses Gesicht gesehen habe! Das war die Reportage über den Typen, der die Angestellten aus dem Finanzamt werfen wollte. Erinnerst du dich? Wir haben in Jerry's Java mittaggegessen, als der Bericht im Fernsehen lief. Die Cops haben diesen Verrückten von der Treppe runtergezerrt. Sie haben sein Gesicht in Großaufnahme gezeigt, und es ging mir nicht aus dem Kopf. Da muss es irgendeine Akte über ihn geben, wenn sie ihn verhaftet haben. Es sollte kein Problem sein, das rauszufinden.”
Ben runzelte die Stirn und bog um die Ecke. Er erinnerte sich an den Vorfall, aber anders als Rick hatte er sich das Gesicht dieses Mannes nicht gemerkt. Er wusste nur, dass ihm durch den Kopf gegangen war, dass es sich lediglich um einen weiteren Straßenprediger handelte.
Seine Nackenhärchen stellten sich plötzlich auf.
Straßenprediger.
Sie suchten nach einem Straßenprediger.
Sollte sich das als so einfach herausstellen? Konnte es sein, dass sie letztendlich über die Lösung gestolpert waren?
“Ich erinnere mich an den Bericht, hab mir aber das Gesicht nicht gemerkt. In welchem Sender kam das, weißt du das noch?”
Rick schüttelte den Kopf. “Nein.”
“Kein Problem, es dürfte nicht schwierig sein, das herauszufinden.”
“Ich kümmere mich darum”, sagte Rick.
Ben sah Rick an und fasste schnell einen Entschluss. Sein alter Partner wollte seinen Fauxpas wiedergutmachen. Es war Zeit, dass er ihm die Gelegenheit dazu gab.
“Ist in Ordnung”, erwiderte er. “Ich werde dem Captain Bericht erstatten und die anderen Reviere überprüfen, um zu sehen, wer ihn festgenommen hat. Du versuchst, eine Kopie von dieser Reportage zu bekommen.”
Rick grinste zufrieden. “Mach ich.”
Wenige Minuten darauf kamen sie am Revier an. Sofort ging Brady Mitchell in die eine Richtung davon, die beiden Detectives in die andere.
Rick Meeks
Weitere Kostenlose Bücher