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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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sein Knie in den Schenkel und erwischte ihre rechte Schuhspitze mit seinem anderen Fuß. Er hatte sie nicht richtig getreten, er schlidderte nur sozusagen über sie. Doch es war heftig genug, um January zusammenzucken zu lassen.
    “Oje, es tut mir leid”, sagte er schnell, dann fügte er hinzu: “Ich hab dich gewarnt.”
    “Ist schon in Ordnung. Ich bin noch ganz. Wir fangen noch mal an. Und diesmal führe mit dem rechten Fuß. So. Eins, zwei, drei … Eins, zwei, drei … Eins, zwei, drei.”
    Ben trat mit dem rechten Fuß zur Seite, hob bei zwei den linken und versuchte sie bei drei zu drehen. Dabei schob er sie gegen die Wand. Einen Augenblick herrschte Schweigen, während er sie entsetzt anstarrte und wartete, was jetzt kam.
    January sah irgendwie überrascht aus, dann schüttelte sie den Kopf, als wollte sie ihre Gedanken ordnen.
    “Nichts passiert”, sagte sie und stellte sich wieder in Ausgangsposition. “Wir versuchen es noch mal. Denk dran, fange mit dem rechten Fuß an und dann …”
    In zwei Schritten hatte er sie am Sofa vorbeigezogen in Richtung Diele. Als er sie auf eine Kerze zuschleifte, krallte ihm January die Finger in die Schulter. Instinktiv wusste er, dass er was falsch gemacht hatte. Sein Verstand sagte ihm, dass er aufhören sollte und fragen, was es war, aber er befand sich in einer übermütigen Laune, und es war zu spät, um abzubrechen.
    “Oje”, murmelte January, als er sie nach hinten bog. Auf dem Weg nach unten verfing sich ihr Haar im Kleiderbügel, den sie in der Aufwärtsbewegung über den halben Flur schleifte. Er löste sich, als Ben bemerkte, was passiert war, doch bevor er stehen bleiben konnte, fiel er mit lautem Krachen auf den Boden. Der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte Entsetzen und Scham.
    “Tut mir leid. Hast du dich verletzt?”
    January wusste nicht, ob sie lachen oder heulen sollte. Ihr tat der Kopf an der Stelle weh, wo der Bügel ihr am Haar gezogen hatte, und in ihrem linken Fuß hatte sie kein Gefühl mehr. Doch ein Blick in Bens Gesicht zeigte ihr, wer von ihnen am meisten litt.
    “Nein, alles in Ordnung. Weißt du was? Wir versuchen das jetzt mal anders.”
    “Sehr gerne”, erwiderte er.
    “Zuerst ziehst du mal die Schuhe aus.”
    “Ja … Okay.”
    “Ich lege jetzt andere Musik ein.”
    “Dadurch wird es bestimmt nicht besser”, warnte er sie.
    “Muss es aber. Weil, schlimmer kann's nicht werden. Aber abgesehen davon hast du ein Rhythmusgefühl. Das kann ich wirklich bestätigen. Denn immerhin haben wir uns schon mal geliebt und das war fantastisch. Jemand, der so viel Gefühl im Bett zeigt, muss auch Rhythmus in den Füßen haben.”
    Er wusste nicht, ob er jetzt beleidigt oder stolz sein sollte, beschloss aber, später darüber zu entscheiden, während er die Schuhe auszog.
    Kurz darauf brach der Walzer ab, und Willie Nelsons wohlvertraute Whiskeystimme erfüllte den Raum.
    “Ich habe immer an dich gedacht”, sagte Ben.
    January drehte sich zu ihm um. “Tatsächlich? Warum hast du nie was gesagt?”, wollte sie wissen.
    “Nein … Ich meine, es stimmt zwar, aber das habe ich nicht gemeint.”
    Jetzt war January peinlich berührt. “Was denn nun?”, entgegnete sie schnippisch.
    Er zeigte auf den CD-Spieler. “Das Lied … So heißt das Stück, 'Immer an dich gedacht'“.
    January wurde rot. “Ach so.”
    Ben unterdrückte ein Stöhnen. Jetzt hatte er es geschafft. Nicht genug, dass er sie körperlich misshandelt hatte, jetzt hatte er sie auch noch in eine peinliche Situation gebracht. “Vielleicht war das keine so gute Idee”, sagte er. “Ich habe einfach kein Talent für …”
    “Um Himmels willen, halte jetzt den Mund”, schimpfte sie. January kickte ihre Schuhe weg und schmiegte sich an ihn. “Umarme mich.”
    “Jetzt sind wir uns einig”, erwiderte er. “Das kann ich.”
    Als er ihr die Arme um die Taille gelegt hatte, tat sie dasselbe bei ihm. Dann drehte sie den Kopf zur Seite und legte ihre Wange an die Stelle seiner Brust, wo sein Herz am lautesten schlug.
    “Schließ die Augen”, befahl sie.
    “Süße, ich würde dich aber viel lieber ansehen, wenn wir …”
    “Benjamin, sei still. Es geht hier nicht um Sex.”
    “Um was denn?”
    “Bitte! Mach, was ich dir sage.”
    Diesmal verdrehte er die Augen. “Es geht hierbei um deinen Kopf und um deine Füße.”
    “Schließ verdammt noch mal die Augen!”
    Er schloss die Augen.
    “Jetzt denk nicht an mich, sondern höre einfach nur auf die Musik.”
    “Ohne mich

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