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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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fühle ich jetzt schon!« Die Frau in ihr konnte sich nicht enthalten, ihm von der Schwelle her noch diese letzten Worte zuzurufen.
    Sie ging hinaus. Eilig und unhörbar ging ich in die Küche; ich blickte Darja Onissimowna, die auf mich wartete, kaum an und lief die Hintertreppe hinunter und über den Hof auf die Straße. Aber ich sah nur noch, wie sie in die Droschke stieg, die an der Außentreppe auf sie wartete. Ich lief die Straße entlang.

Elftes Kapitel
     
I
     
    Ich lief zu Lambert. Oh, wie gern ich auch meinen Handlungen an diesem Abend und in dieser ganzen Nacht einen Anschein von Logik geben und auch nur den geringsten vernünftigen Sinn darin finden möchte, so bin ich doch selbst jetzt, wo ich alles schon überdenken kann, völlig außerstande, die Sache in ordentlichem, klarem Zusammenhang darzustellen. Es war da ein Gefühl oder, richtiger gesagt, ein ganzes Chaos von Gefühlen, in dem ich mich naturgemäß verirren mußte. Allerdings war da ein Gefühl, das ganz im Vordergrund stand, das mich in seinem Bann hielt und alle anderen Gefühle beherrschte, aber ... soll ich dieses Gefühl bekennen? Ich möchte das um so weniger, als ich nicht überzeugt bin ...
    Ich lief, selbstverständlich in größter Aufregung, zu Lambert und jagte ihm und Alfonsina einen gehörigen Schreck ein. Ich habe immer beobachtet, daß selbst ganz verkommene, moralisch tiefstehende Franzosen in ihrem Hauswesen den größten Wert auf eine gewisse spießbürgerliche Ordnung, auf eine Art höchst prosaischer, ein für allemal eingeführter Lebensweise legen. Indes begriff Lambert sehr schnell, daß etwas vorgefallen war, und geriet in Entzücken, als er mich endlich bei sich sah und mich endlich in seiner Macht hatte. Das, das allein war es gewesen, woran er diese ganzen Tage über Tag und Nacht gedacht hatte! Oh, wie sehr brauchte er mich! Und siehe da, als er schon alle Hoffnung verloren hatte, da erschien ich auf einmal ganz von selbst, und noch dazu in einem solchen Zustand von Verrücktheit – gerade in dem Zustand, in dem er mich brauchte.
    »Lambert, Wein her!« schrie ich. »Wir wollen trinken und Lärm machen! Alfonsina, wo haben Sie Ihre Gitarre?«
    Die nun folgende Szene will ich nicht beschreiben, das ist überflüssig. Wir tranken, und ich erzählte ihm alles, alles. Er hörte gespannt zu. Ich schlug ihm geradezu und aus eigener Initiative eine Verschwörung, ein tolles Komplottvor. Erstens, müßten wir Katerina Nikolajewna durch einen Brief zu uns bestellen ...
    »Das läßt sich machen«, stimmte mir Lambert bei, der an jedes meiner Worte eine Bemerkung knüpfte.
    Zweitens müsse man ihr, um sie von der Richtigkeit der Sache zu überzeugen, in dem Brief eine vollständige Abschrift jenes »Schriftstücks« mitschicken, damit sie ohne weiteres sehen könne, daß man sie nicht betrügen wolle.
    »Ja, das ist erforderlich, das ist notwendig!« bemerkte Lambert beifällig; er wechselte beständig mit Alfonsina Blicke.
    Drittens müsse Lambert selbst sie hinbestellen, von sich aus, als sei er ein Unbekannter, der aus Moskau eingetroffen sei, und ich müsse Wersilow mitbringen ...
    »Wir können auch Wersilow mit hinzuziehen«, stimmte Lambert bei.
    »Wir können nicht, wir müssen!« rief ich. »Das ist unbedingt notwendig. Um seinetwillen wird ja alles in Szene gesetzt!« fügte ich erläuternd hinzu und trank aus meinem Glas einen Schluck nach dem andern. (Wir tranken alle drei, aber ich glaube, ich habe allein die ganze Flasche Champagner ausgetrunken, und sie haben nur so getan.) »Ich und Wersilow werden in einem Nebenzimmer sitzen (Lambert, du mußt dafür sorgen, daß auch ein Nebenzimmer dabei ist!), und wenn sie dann auf alles eingeht, sowohl auf den Kaufpreis in Geld als auch auf den andern Kaufpreis – denn gemein sind die Weiber sämtlich –, dann komme ich mit Wersilow herein, und wir überführen sie, was für ein gemeines Frauenzimmer sie ist, und wenn dann Wersilow ihre ganze Schändlichkeit erkennt, wird er auf einmal von seiner Leidenschaft kuriert sein, und sie, sie jagen wir mit Fußtritten weg. Aber Bjoring müssen wir auch dabei haben, damit auch der sie kennenlernt!« fügte ich in meiner Raserei hinzu.
    »Nein, Bjoring können wir nicht gebrauchen«, wollte Lambert einwenden.
    »Doch! Der muß dabeisein, der muß dabeisein!« brüllte ich wieder. »Du begreifst nichts, Lambert, weil du dumm bist! Es soll gerade einen Skandal in den vornehmen Kreisen geben – dadurch rächen wir uns sowohl

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