Der Jüngstre Tag
handelte.
»Haltet euch bereit, den Anker zu werfen. Das könnt ihr beide machen«, fuhr er Luke und Robert an. Nach einem letzten Blick durchs Fernglas legten sie es zögernd aus der Hand und liefen los. Die am Ufer Versammelten beobachteten ein paar Sekunden die Archangel , bis sie das Rasseln der Ankerkette hörten und der Rost durch die Luft flog, als sie aus der Ankerklüse ausgefahren wurde. Die Frauen packten sofort die Kinder und rannten auf ein paar Häuser auf der anderen Seite der Straße zu.
»Kommt zurück!«, schrie Steven. »Wir sind Freunde!« Aber sie waren zu weit weg und hörten ihn nicht.
Als sie die Ankerkette gesichert hatten, liefen Robert und Luke augenblicklich wieder zum Heck des Schiffs und begannen, das Dingi herunterzulassen.
»Wartet«, rief Mark. »Die Menschen dort am Ufer haben offenbar Angst. Wir wollen nicht, dass sie weglaufen. Es könnte eine Ewigkeit dauern, bis wir sie finden.« Er spürte die Enttäuschung aller an Bord. »Sie kennen sich hier viel besser aus als wir«, erklärte er ihnen. »Wir bleiben ruhig hier sitzen, beweisen ihnen, dass wir nicht gefährlich sind und warten, bis sie zurückkommen.«
»Und wenn sie nicht kommen?«, fragte Robert trotzig.
»Ihre Neugier wird zu groß sein.«
»Und wenn nicht?«
»Wenn sie in ein paar Tagen nicht gekommen sind, rudern wir ans Ufer.«
»In ein paar Tagen!«
Steven beobachtete noch immer das Ufer durch das Fernglas. »Wir brauchen frische Nahrungsmittel. Da hinten auf der Wiese oberhalb der Straße am Strand sind ein paar Kängurus.«
Mark sah die Tiere in der friedlichen Dämmerung grasen. »Es ist auf jeden Fall zu spät, jetzt ans Ufer zu rudern. Vergesst nicht, was beim letzten Mal passiert ist, als ein paar von uns in der Dunkelheit an Land waren.«
»Ich mache uns was zu essen«, sagte Allison, die spürte, dass sich ein Streit anbahnte. »Wir können es uns leisten, heute etwas Besonderes zu kochen.«
»Kängurusteaks wären klasse«, sagte Robert, der auf Unterstützung hoffte, um an Land zu gehen.
»Es gibt Biltong-Fleisch und Kartoffeln. Du und dein Bruder könnt mir helfen«, sagte Allison streng. Sie folgten ihr in die Kombüse, und Robert machte ein noch mürrischeres Gesicht als gewöhnlich.
Mark beobachtete die kleine Siedlung noch immer durch das Fernglas. Die Gemeinschaft schien gut untergebracht zu sein. Er glaubte, auch Latrinen oberhalb des Strandes zu erkennen, und sah Frauen, die Wasser aus einem Brunnen in der Nähe holten. Dann liefen sie sofort zurück zum Haus.
»Ich möchte, dass die Schiffswache heute Nacht fortgesetzt wird«, sagte Mark und drehte sich zu Fergus und Steven. »Wir drei übernehmen unsere üblichen Wachen. Die anderen können schlafen.« Fergus schaute ihn fragend an. »Ich möchte nicht mitten in der Nacht irgendeine Überraschung erleben.«
11
Steven hatte Wache von acht bis zwölf und jede Menge Gesellschaft. Er befolgte Marks Befehl und ließ das Ufer nicht aus den Augen. Nur Mark, der vor seiner Wache von zwölf bis vier noch etwas schlafen wollte, hatte sich nach dem Abendessen hingelegt. Die anderen blieben an Deck und unterhielten sich aufgeregt. Sie warfen immer wieder Blicke ans Ufer und hofften, ein Ruderboot zu hören, dass sich näherte. Ein Feuer am Strand und Licht aus zwei der Häuser am Strand bestätigten, dass zumindest die Bewohner dieser Siedlung nicht davongelaufen waren.
Als der Abend voranschritt, sahen sie Gestalten vor den Feuern am Strand hin und her laufen, aber kein Boot wurde zu Wasser gelassen. Nach und nach gingen die anderen schlafen, bis nur noch Steven und Penny im Cockpit waren. Sie freuten sich, endlich allein zu sein. Das Plätschern der Wellen am Strand war eine willkommene Abwechslung zu den pfeifenden Winden, die sie so viele Tage vor ihrer Ankunft in Brisbane begleitet hatten. Sie waren ein wenig traurig, als Mark fünf Minuten vor Mitternacht die Luke aufstieß, um sie abzulösen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
»Keine Probleme«, versicherte Steven ihm. Er stand auf und streckte sich. »Vor einer halben Stunde war am Strand ein wenig Lärm, aber seitdem haben wir nichts mehr gehört. Die Feuer erlöschen allmählich. Ich nehme an, sie sind alle in die Häuser zurückgekehrt, um zu schlafen.«
»Okay, dann schlaft ihr auch gut.«
Als sie weg waren, überprüfte Mark zuerst sorgfältig den Anker, ehe er sich ins Cockpit setzte. Warum hatte er keine Männer am Strand gesehen? Gab es hier keine? Waren sie zur Jagd
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