Der Jüngstre Tag
an Deck kommen. Wir müssen die Segel einholen, solange wir noch die Kraft dazu haben.«
Mark war so krank, dass er nicht arbeiten konnte. Nur Robert und Jessica konnten Steven helfen. Der fünfjährige Lee, der im Gegensatz zu seinem Cousin Tommy auch an Deck gekommen war, wurde ans Ruder gestellt. Er bekam den Auftrag, das Boot auf Kurs zu halten. Die drei Erwachsenen brauchten über eine Stunde, um die Segel einzuholen, aufzutuchen und festzubändseln.
»Was glaubst du, was es ist?«, fragte Steven Allison.
»Weiß der Teufel. Irgendein Fieber. Ich hab keine Ahnung.«
Mark schnäuzte Blut ins Taschentuch. »Kannst du mir etwas Wasser aus der Kombüse holen?«, fragte er Lee.
Im selben Augenblick ging Steven und Jessica ein Licht auf. »Das Wasser, das wir in Kapstadt in die Tanks gefüllt haben!«
Mark nickte. »Ihr habt recht. Das wird es sein.«
»Bei diesen Symptomen kann ich mir nicht vorstellen, dass es nur von verseuchtem Wasser kommt«, meinte Allison.
»Was auch immer es sein mag, jedenfalls sollten wir das Wasser nicht mehr trinken.«
Doch das Fieber machte alle schrecklich durstig. Was für ein Dilemma – wenn sie nicht an Fieber starben, verdursteten sie womöglich.
»Den Kanister an der Backbordseite des Mastes haben wir in Kapstadt nicht gefüllt!«, sagte Steven plötzlich. »Da ist noch Regenwasser aus den Tropen drin.«
»Bring ihn her und spannt ein Segel, um Regenwasser zu sammeln«, sagte Mark. »Es tut mir leid, dass ich nur hier sitze und Befehle erteile, aber ich bin zu schwach, um zu helfen«, entschuldigte er sich.
In den nächsten zwölf Tagen war die Archangel den Elementen preisgegeben. Manchmal dümpelte das Schiff in der windstillen See, dann wurde es wieder mit nackten Masten hin und her getrieben. Es folgte einem unsteten Kurs, gesteuert von Strömungen und launischen Winden, während die menschliche Fracht gegen das Fieber kämpfte.
Die Bedingungen unter Deck waren unerträglich. Es stank entsetzlich, obwohl alle Luken geöffnet waren. Alle lagen schwitzend in ihren Kojen. Ab und zu schrie jemand, wenn er aus dem Fieberwahn erwachte. Allison, die einzige Person an Bord, die als Krankenschwester ausgebildet war, konnte weder sich noch den anderen helfen. Diejenigen, die keine Verstopfung hatten, litten unter chronischem Durchfall. Kaum jemand schaffte es bis zu den Toiletten. Ihre wenige Kraft nutzten sie, um sich die Kajütenleiter hinaufzuschleppen und etwas Regenwasser aus dem Segel zu schöpfen, das sie über dem Cockpit gespannt hatten. Diejenigen, die es nach oben schafften, trugen die wertvolle Flüssigkeit zu den anderen hinunter, die ihre Kojen nicht verlassen konnten.
Doch irgendwie überlebten sie.
»Was meinst du, was das gewesen ist?«, flüsterte Mark Allison zu, als klar war, dass sie sich endlich erholten.
»Ich weiß es nicht. Ich habe mir alles in Erinnerung gerufen, was ich während meiner Krankenschwesternausbildung gelernt habe. Die einzige Krankheit, zu der die Symptome passen könnten, ist Typhus. Aber diese Krankheit hat schneller um sich gegriffen, als ich es bei Typhus erwartet hätte. Und wenn es Typhus gewesen wäre, hätte ich mit Toten gerechnet, schließlich hatten wir ja keine Medikamente.«
Am Ende der dritten Woche auf See kehrte auf dem Schiff wieder so etwas wie Normalität ein. Steven ermittelte ihren Standort und stellte fest, dass sie noch zwei Drittel des Weges bis Brisbane zurücklegen mussten. Sie reinigten die Kabinen, leerten und desinfizierten die Wassertanks mit dem verseuchten Wasser. Als die Besatzung wieder bei Kräften war, setzten sie die Segel. Steven spannte Planen und verband sie mit Schläuchen, die zu den Einfüllöffnungen der Tanks führten. Sobald es regnete, konnte das System schnell installiert werden. Die zahlreichen Schlechtwetterfronten, die ihnen Regen brachten, ermutigten Mark, den Weg nach Brisbane fortzusetzen und nicht vorher anzulegen.
Als sie Richtung Osten segelten, verbrachte Mark jeden Tag mehr Zeit vor dem Langwellensender und versuchte verzweifelt, Jane zu erreichen. Obwohl sie auf dem Heimweg waren, hatte er kein Glück. Nur statisches Rauschen.
In zwei Tagen sollte die Archangel Brisbane erreichen. Es war eine wunderschöne Nacht. Der Mond war voll und schimmerte auf dem Meer, aber nicht so stark, dass die glitzernden Sterne verblassten. Eine gleichmäßige Brise wehte und die Segel der Archangel waren perfekt gesetzt. Das Schiff segelte fast von allein.
Mark saß mit ausgestreckten
Weitere Kostenlose Bücher