Der Jüngstre Tag
Geschirrhandtuch in die Hand, trocknete die Teller ab, die sein Cousin abgewaschen hatte, und stapelte sie auf.
19
Das Frühstück am nächsten Tag folgte einem ähnlichen Ritual wie das Abendessen am Tag zuvor.
»Wartet, bis wir das Tischgebet gesprochen haben«, ermahnte Susan eines der Kinder in so lautem Ton, dass es jeder hörte. Alle waren gezwungen zu warten, bis Diana und Theresa eintrafen. Die Kinder waren hungrig und standen spontan auf, als Diana und Theresa den Großen Saal betraten. Die Erwachsenen folgten instinktiv dem Beispiel der Kinder. Duncan fragte sich zynisch, ob sie aufstanden, um zu beten oder um die Anführerin zu begrüßen.
Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Diana ihr Gedeck so hingelegt hatte, dass es ihren Ansprüchen genügte, ehe sie Theresa zunickte.
»Barmherziger Gott«, begann die, »wir bitten dich, gib unserer Anführerin die Weisheit, uns zu beschützen und zu leiten. Wir danken dir für unsere reiche Ernte und das Essen, das du heute auf unseren Tisch gestellt hast. Amen.«
»Setzt euch bitte hin«, sagte Diana.
Duncan beugte sich zu Paul hinüber. »Sie hätte um die Unterstützung des Kabinetts und nicht um die der Anführerin bitten müssen. Die werde ich auf der Sitzung mal so richtig in die Mangel nehmen«, drohte er.
Um zehn Uhr gingen Duncan und Paul in den Ballsaal. Diana saß bereits auf dem größten vergoldeten Stuhl, der an einem Ende des Boulle-Tisches stand. Duncan und Paul waren beide überrascht, dass Theresa zu ihrer Rechten saß.
»Wo ist Susan?«, fragte Duncan.
»Sie wollte nicht Kabinettsmitglied der Morgans sein«, sagte Theresa. »Ich habe den Kürzeren gezogen.«
»Schade, dass du dann nicht beim Abwasch geholfen hast«, knurrte Duncan, als er sich neben Theresa setzte. Paul entschied sich für den leeren Platz gegenüber von Duncan, wodurch ein Stuhl an Dianas linker Seite frei blieb.
»Mutter und ich haben fast bis Mitternacht versucht, Susan zu überzeugen, den Job zu übernehmen«, erklärte Theresa ihm.
»Genau«, sagte Diana. Duncan erregte offenbar ihren Unmut. »Ich habe über verschiedene Dinge nachgedacht, und Theresa hat mir ihre Ideen mitgeteilt. Gibt es etwas, worüber ihr beide gerne sprechen möchtet, ehe wir zur Tagesordnung der heutigen Sitzung übergehen?«
»Ich dachte, wir würden die Themen als Teil der Sitzung bestimmen«, sagte Paul.
Auch Duncan war schlecht vorbereitet. »Ich möchte über die Jacken sprechen«, stieß er mürrisch hervor.
»Über die Jacken sprechen wir unter dem Punkt Verschiedenes«, erwiderte Diana abweisend und reichte Paul und Duncan eine handgeschriebene Auflistung der Tagesordnungspunkte:
Hauptthemen
* Leitung – Gebäudewartung und -instandsetzung, Strom- und Wasserversorgung
* Leitung – Landwirtschaft und Gärten
* Leitung – Hauswirtschaft
* Religionsminister
* Arzt
* Leitung – Planung, Verwaltung und Personal
* Schulleitung
* Richter
– Häufigkeit und Gestaltung der Kabinettssitzungen
– die Chatfield-Brüder
– Verschiedenes
»Religionsminister!«, rief Duncan. »Was soll denn das?«
»Wir beschäftigen uns der Reihe nach mit jedem Punkt«, erwiderte Diana scharf. »Beginnen wir mit Punkt eins: Ernennung eines Leiters für die Gebäudewartung und -instandsetzung und die Strom- und Wasserversorgung. Duncan, ich finde, du hast die Häuser in den letzten Jahren hervorragend in Schuss gehalten. Ich nehme aber an, du hast nichts gegen einen Wechsel einzuwenden.« Duncan öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch Diana fuhr bereits fort. »Ich würde gerne Pauls elektrotechnisches Wissen ausnutzen und ihm diesen Posten übertragen.«
»Und welchen Posten hast du für mich vorgesehen? Religionsminister?«, fragte Duncan.
»Die wichtigste Aufgabe in der Gemeinschaft ist kurzfristig gesehen sicherlich die Leitung der Landwirtschaft und der Gärten. Die Nahrungsmittelproduktion ist der Schlüssel zu unserem Überleben. Da Mark die halbe Dalton-Familie entführt und Nigel die andere Hälfte ausgelöscht hat, muss jemand anders die Leitung der Landwirtschaft und der Gärten übernehmen. Ich wäre froh, wenn du diesen Posten übernimmst.«
»Ich weiß kaum etwas über Gartenarbeit und schon gar nicht über Landwirtschaft!«
»Von Elektrizität, Klempner- und Holzarbeiten verstehst du auch nicht viel«, erwiderte Theresa halb im Spaß.
»Ich kann dich in die Gartenarbeit einführen«, bot Paul an. »Und meine beiden Töchter wissen, was sie zu tun haben. Sie
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