Der Jüngstre Tag
Cheryl lief die Stufen hinauf und stieß ihm mit der Mistgabel von hinten in die Beine, worauf er auf die Knie fiel. Da er sich noch immer weigerte, den Kopf auf den Block zu legen, riss sie seine gefesselten Beine nach hinten und drückte die Schultern mit der Mistgabel auf den Block.
Mary-Claires Stimme hallte über den Hof. »Kopf ab! Kopf ab!« Die anderen Kinder stimmten in den Gesang ein. Diana nickte Duncan zu. Er hob die Axt, doch dann ließ er die Arme wieder sinken und schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht«, sagte er.
Der Gesang verstummte allmählich. Damian begann zu wimmern.
Diana warf Paul einen Blick zu. »Dann musst du es machen.«
Paul schüttelte den Kopf. Cheryl, die allen anderen außer Diana den Rücken zukehrte, zeigte auf sich, um zu signalisieren, dass sie die Aufgabe freiwillig übernehmen würde. Diana schüttelte fast unmerklich den Kopf und wandte sich dem schluchzenden Greg zu. »Wenn du deinen Bruder hinrichtest, wandle ich deine Todesstrafe in eine lebenslange Gefängnisstrafe mit harter Arbeit um.«
»Nein«, wimmerte Damian.
Greg schluchzte noch lauter.
»Willst du verschont werden oder nicht?«, fuhr Diana ihn an. Greg weinte und schüttelte den Kopf.
»Ich tue es«, bot sich Jasper an.
»Gut«, sagte Diana.
»Dieselben Bedingungen?«
Diana nickte. »Lebenslange Haft mit harter Arbeit.«
»Nein«, sagte Damian wieder und hob den Blick zu seinem Bruder.
»Du hast es verdient zu sterben«, zischte Jasper. »Das hast du dir selbst eingebrockt und mir und Greg auch.«
»Löse Jaspers Fesseln an Händen und Füßen«, befahl Diana Duncan.
»Und ihm dann auch noch die Axt geben, oder was? Er wird uns alle umbringen!«
»Das wird er nicht«, erwiderte Diana zuversichtlich. Duncan zögerte noch immer. »Entweder du richtest Damian selbst hin oder du löst Jaspers Fesseln«, befahl sie. Duncan stellte die Axt an den Block, entfernte die Fesseln von Jaspers Hand- und Fußgelenken und sprang gefolgt von Cheryl vom Karren. Nur Diana blieb ungerührt stehen.
Jetzt, da Cheryls Mistgabel Damian nicht mehr auf den Block drückte, kroch er auf allen vieren von dem Block weg. Er kam nur langsam voran, weil er bemerkte, dass sich sein Darm entleert hatte. Jasper nahm die Axt in die Hand, zog Damian zurück zum Block und stellte einen Fuß auf den Rücken seines Bruders, sodass er sich nicht mehr rühren konnte. Dann hob er die Axt hoch über seinen Kopf und zielte. Die Mitglieder der Gemeinschaft hielten den Atem an und warteten auf den Schlag.
»Leg die Axt weg«, befahl Diana ihm plötzlich. Japser verharrte reglos. »Leg sie hin«, sagte sie noch einmal.
»Er hat es verdient zu sterben«, widersprach Jasper, der die Axt noch immer in die Höhe hielt.
»Das hat er«, stimmte Diana ihm zu. »Aber es ist ein Glück für ihn, dass wir sein Sperma brauchen. Und für dich auch«, fuhr sie fort und drehte sich zu Greg um. »Wir brauchen auch dein Sperma. Aus diesem Grund – und nur aus diesem – wandle ich eure Todesstrafen in lebenslängliche Haftstrafen mit harter Arbeit um.«
Langsam ließ Jasper die Axt sinken und lehnte sie gegen die Seitenwand.
Diana sah zu Duncan hinab, der seine Skimütze abgenommen hatte. »Fessle Jaspers Hände und Füße und bring die drei wieder in ihre Zellen. Sofort nach dem Frühstück finden sich alle Kabinettsmitglieder im Ballsaal ein. Alle anderen gehen wie gewöhnlich an die Arbeit.« Ihr Ton erinnerte einmal mehr an einen Diktator.
Diana stieg vom Karren und ging auf den Eingang der Prunkgemächer zu. Duncan und Paul konnten das Urteil nicht vollstrecken – das hatte ihr Ansehen in der Gemeinschaft noch weiter geschmälert. Diana hingegen hatte den Mut bewiesen, sich in Jaspers unmittelbarer Nähe aufzuhalten, während er eine Axt in der Hand hielt. Derselbe Jasper, der ihnen jahrelang Angst und Schrecken eingejagt hatte. Nachdem er auch noch ihren Befehl, die Axt niederzulegen, befolgt hatte, war Diana unbestrittene Anführerin der Gemeinschaft geworden.
24
»Wenigstens Damian hätte hingerichtet werden müssen«, beharrte Paul. »Nach allem, was er mit meinem Sohn gemacht hat.«
Wie befohlen hatte sich das Kabinett zur vereinbarten Zeit im Ballsaal versammelt. Diana saß wieder am einen Ende des Tisches auf dem großen, vergoldeten Stuhl mit Theresa zu ihrer Rechten und Susan zu ihrer Linken. Paul und Duncan saßen wie schon zuvor am anderen Ende des Tisches.
»Ich verstehe deine Sicht«, sagte Diana. »Damian und seine Brüder
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