Der Jüngstre Tag
brauchst, um das Stromsystem zu bauen; wo du diese Dinge herbekommen könntest; die Anzahl der Arbeitskräfte, die dir bei der Konstruktion helfen müssen, sowie eine zeitliche Einschätzung.« Diana formulierte ihre Gedanken in kurzen, prägnanten Sätzen, als sie das Problem umriss. »Ich möchte außerdem, dass du drei Eisenkugeln und Ketten auftreibst.«
»Wo soll ich die herbekommen?«
»Nutz deinen Verstand!«, erwiderte Diana scharf.
»Versuch es mal im Museum«, schlug Susan sanft vor.
Paul hatte sie nun genügend Anleitungen gegeben, und so wandte Diana sich Duncan zu. »Da Paul mehr Zeit braucht, um seinen Plan zu ändern, beschäftigen wir uns heute mit deinem Bericht.«
»Ich habe keinen geschrieben«, erwiderte Duncan.
»Wie soll ich das verstehen?«
»Ich hatte keine Zeit.«
»Natürlich hattest du Zeit.« Diana stand auf, stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich zu Duncan vor. »Deine Unfähigkeit gefährdet diese Gemeinschaft. Das gefällt mir nicht. Wenn du nicht tust, was ich sage, löse ich das Kabinett auf und mache alles allein. Unsere Sitzung wird verschoben. Wir treffen uns morgen früh um zehn Uhr wieder. Bis dahin hast du den Plan fertig.«
»Das ist zu wenig Zeit!«, protestierte Duncan.
»Du hast die ganze Nacht Zeit. Dir hat es doch gefallen, dass die Chatfield-Brüder sechzehn Stunden am Tag arbeiten. Das kannst du auch.«
Gefolgt von Susan und Theresa stürmte Diana hinaus. Paul und Duncan saßen am Tisch und starrten sich an.
»Was glaubt sie, wer sie ist?«, sagte Duncan wütend.
»Sie glaubt, sie ist die Anführerin.«
»Sie ist genauso schlimm wie Nigel.«
»Vielleicht benimmt sie sich genauso schlimm.«
»Sie ist genauso schlimm.«
»Sie bemüht sich wenigstens, uns das Leben angenehmer zu machen. 42-Volt-Elektrizität eröffnet uns eine ganz neue Welt. Es geht voran.«
Duncan verärgerte Pauls Begeisterung. »Könnte ich mal einen Blick auf deinen Plan werfen und mir vielleicht ein paar Ideen holen?«
»Ich habe auch noch keinen Plan gemacht«, gab Paul schüchtern zu.
»Sieht so aus, als hätten wir eine lange Nacht vor uns«, sagte Duncan, ehe er aufstand und hinausstürmte.
25
Am nächsten Tag zogen die Crew der Archangel und die Kinder aus Gulf Harbour in die drei benachbarten Häuser auf dem Rücken des Marina Hill. Mark und Zoë wohnten in dem großen mittleren Haus. Die Kinder wurden im Haus landeinwärts unter Quarantäne gestellt, und die restlichen Mitglieder der Archangel- Crew belegten das Haus zur Seeseite.
Mark hatte wahnsinnige Angst, die Kinder könnten vergessen, dass sie unter Quarantäne standen, und dadurch sein Experiment gefährden. Auf einer nahe gelegenen Baustelle fand er eine Rolle Flatterband mit der Aufschrift »GEFAHR – EINTRITT VERBOTEN«, das er am Aufgang zum Haus der Kinder um Pfähle schlang. Er befestigte es auch an dem Zaun zwischen seinem Haus und dem der Crew, um den Erwachsenen noch einmal vor Augen zu führen, dass es keinen körperlichen Kontakt zu ihm und Zoë geben durfte, bis sie in die Basisgruppe integriert wurden. Da Mark vorhatte, mit Zoë im Haus zu bleiben, bot er an, für die gesamte Gemeinschaft zu kochen und dass alle Mahlzeiten am Rande jedes Grundstücks abgeholt werden konnten.
Ungefähr eine Woche später lichteten Steven, Penny und Lee den Anker der Archangel und segelten in den Hauraki Gulf, um die Raconteur zu suchen. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte Steven wenig Hoffnung, Jane oder seine Cousinen Sarah und Katie zu finden. Die Reise in den Golf bot ihm aber Gelegenheit, mit Penny und Lee allein zu sein, und dafür war er dankbar. Zum ersten Mal konnten sie wie eine richtige Familie zusammenleben.
In Haver hatten Steven und Penny ihre Beziehung geheim gehalten. Sie hätten Nigel um Erlaubnis bitten können zusammenzuleben, doch Nigel hasste Steven und hätte die Beziehung sicherlich verboten. Und selbst mit seiner Erlaubnis hätte Nigel sich das Recht vorbehalten, Penny zu »entjungfern« – eines seiner Privilegien als »Lordschaft des Anwesens.« Dieser Erlass war so inakzeptabel wie unsinnig. Es konnte keine Entjungferung mehr geben, da Penny vor der Pandemie verheiratet gewesen war und Lee zur Welt gebracht hatte. Für Nigel war es nur eine weitere Möglichkeit, seine Untergebenen zu schikanieren.
Ihr gemeinsames Leben seit der Flucht aus Haver hatten sie in den beengten Quartieren der Archangel verbracht, wo sie auf engstem Raum mit ihren Verwandten hausten. Jetzt waren sie
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