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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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und der größte Teil der Ausrüstung und Einrichtung war weggeschwemmt worden. Das Ausmaß der Zerstörung ließ vermuten, dass sich das Schiff überschlagen hatte. Seine Cousinen müssten großes Glück gehabt haben, wenn sie das überlebt hatten. Doch eine hatte es offenbar nicht überlebt, wie das frische Grab auf dem Rasen bewies. Lee erforschte den Rumpf wie eine geheimnisvolle Höhle. Für Steven war es ein furchtbarer Anblick. Im Inneren fand er eine Spur von verschmiertem, getrocknetem Blut, das hinter dem Tischträger nach unten gelaufen war. Dort, so vermutete er, war eine der Frauen gestorben.
    Ein Gewehrschuss von der Archangel vertrieb Stevens düstere Gedanken. Er verließ mit Lee das Wrack, stellte sich mit ihm auf den Rasen und lauschte auf eine Reaktion. Wenn jemand den Gewehrschuss gehört hätte, hätte derjenige sicherlich laut geschrien oder andere Geräusche gemacht, um auf sich aufmerksam zu machen. Oder vielleicht sah derjenige die Archangel in der Bucht ankern und lief zum Strand?
    Lee und Steven stiegen die Böschung hinunter, um Penny zu helfen, das Dingi an den Strand zu ziehen. Sie lauschten noch immer, warfen Blicke über die Schultern und hofften, jemanden zu entdecken. Hatten Katie oder Sarah über das Wasser nach Gulf Harbour geblickt und sich mit der Frage gequält, ob ihre Kinder überlebt hatten? Er konnte sich ihre Hilflosigkeit und Verzweiflung, weil sie ihre Kinder nicht vor der Flutwelle retten konnten, kaum vorstellen. Sie wussten nicht, dass die Kinder in Sicherheit waren. Es musste unerträglich für sie gewesen sein, nicht zu wissen, was mit ihnen geschehen war.
    »Hast du etwas gehört?«, fragte Penny.
    Steven schüttelte den Kopf.
    »Ehe ich zurückgerudert bin, habe ich mir alles durch das Fernglas angesehen«, fuhr Penny fort. »Ich habe nirgendwo Rauch gesehen und sonst auch nichts.«
    »Wir durchsuchen die Häuser in der Nähe des Wracks«, schlug Steven vor. »Diejenige, die überlebt hat, ist vermutlich mindestens ein paar Tage hiergeblieben. Wir könnten Hinweise finden, was passiert ist und wohin sie gegangen ist.«
    Die drei stiegen auf den Hügel hin. In den ersten beiden Häusern stank es nach verfaulten Algen und feuchten Teppichen. Sie waren leer, doch die offenen Schranktüren und Küchenschubladen ließen vermuten, dass hier jemand nach Essbarem gesucht hatte. Wann das gewesen war, konnten sie aber schlecht sagen. Als Nächstes betraten sie das Haus, neben dem die Raconteur gestrandet war. Es war eines dieser typischen Ferienhäuser, das aus einer sonderbaren Mischung geborgener Materialen gebaut worden war. Der Tsunami hatte das aus Beton bestehende Erdgeschoss überflutet, die Verandatüren des Schlafzimmers herausgerissen und fast alle Möbel weggeschwemmt. Steven stieg den anderen voran die Treppe ins Wohnzimmer hinauf. Von Minute zu Minute wuchs seine Überzeugung, dass die Überlebende landeinwärts geflüchtet sein musste, weg von den Zerstörungen, die das Meer angerichtet hatte.
    Auf den Fotos an den Wänden war die Familie abgebildet, die einst hier Urlaub gemacht hatte: Großeltern, Eltern, Kinder, Enkelkinder und Urenkel, die die einfachen Freuden eines Ferienhauses genossen: Schwimmen und Angeln, Grillen und Spiele im Garten. Ältere, vergilbte Fotos zeigten, wie abgelegen und unberührt der Urlaubsort Oneroa einst gewesen war, ehe sich Bauunternehmer und Immobilienspekulanten auf Waiheke stürzten.
    Während Steven die Fotos betrachtete, erkundeten Penny und Lee das Haus.
    »Hier war kürzlich jemand«, rief Penny aufgeregt aus der Küche. »Auf der Bank liegen Knochen von einem Vogel, den jemand vor nicht allzu langer Zeit gegessen hat.« Steven eilte zu ihr, doch ehe er Penny erreichte, hörten sie Lee aus einem der hinteren Schlafzimmer nach seiner Mutter rufen.
    Penny und Steven liefen zu dem verstörten Kind, das auf eine Gestalt auf dem Bett starrte. Penny ergriff Lees Arm und zog ihn schnell weg.
    Steven schaute ungläubig auf den Leichnam seiner Cousine Katie. Sie hielt eine Pistole in der Hand, und das Kissen unter ihrem Kopf war blutgetränkt. Sie war tot. Da bemerkte Steven, dass das Blut im Sonnenlicht glänzte. Es war noch feucht. Behutsam berührte er Katies Arm. Er war noch ein wenig warm. Sie waren ein paar Stunden zu spät gekommen. Warum hatte sie nicht durchgehalten?
    Der Gedanke an die Katastrophe, die sich hier abgespielt hatte, zerriss Steven das Herz. Die arme Katie. Sarah musste beim Tsunami ums Leben gekommen oder

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