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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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Luft; die Brise zerzauste sein Haar, und das Meer glitzerte. Der Maori-Name für diesen Hafen – Waitemata – bedeutete Glitzerndes Wasser, und heute war genau zu sehen, warum. Nach allem, was sie durchgemacht hatten, war es großartig, wieder zu Hause zu sein.
    Als sie sich Waiheke Island näherten, schwammen die Delfine auf der Suche nach neuen Abenteuern davon, und Penny und Lee kehrten ins Cockpit zurück.
    »Und wie gefällt dir der Hauraki-Golf?«, fragte Steven Penny.
    »Er ist herrlich, aber …«
    »Was aber?« Ihre Stimme alarmierte ihn. Penny seufzte. »Ich wünschte, meine Mutter und meine Schwester und alle anderen aus Haver wären hier, um es mit uns zu genießen. Ach, könnte ich doch wenigstens mit ihnen telefonieren, ihnen alles erzählen oder ihnen schreiben.«
    »Du hast doch nicht etwa Heimweh?«, fragte Steven, als sie den Hakaimango Point erreichten und Kurs auf den Strand von Oneroa nahmen.
    Penny begann zu weinen.
    »Komm her«, sagte Steven zärtlich. Er drückte sie an sich, doch sein Blick war auf den langen, goldenen Strand am Ende der Bucht gerichtet. Plötzlich begann sein Herz laut zu klopfen. »Da ist sie! Ich sehe die Raconteur! «

26
    Darüber gerieten alle Gedanken an England in Vergessenheit. Steven sah, dass die Raconteur oberhalb des Strandes neben ein Ferienhaus auf einen Hügel geschleudert worden war. Die auffällig geschwungene Überdachung des Cockpits, an der sich das Licht brach, machte die Jacht unverwechselbar. Am Strand lagen nur wenige andere Wracks.
    Nahe beim Strand ging Steven vor Anker und Penny und Lee halfen ihm, das Dingi ins Wasser zu lassen. Gemeinsam ruderten sie ans Ufer und liefen zur Raconteur .
    Es war ein trauriger Anblick. Die Jacht, die eingeklemmt zwischen den Stützpfeilern der Veranda des alten Ferienhauses lag, hatte den Mast verloren. Der Kiel war gebrochen, die geschwungene Überdachung des Cockpits stark beschädigt, und die Spanten verbogen. Dem Zustand des Schiffes nach zu urteilen, konnte an Bord niemand mehr leben, doch über der Flutmarke waren Fußabdrücke im trockenen Sand. Als Steven sie genauer untersuchte, sah er, dass der Abdruck eines Fußes deutliche Umrisse aufwies, der andere hingegen verwischt war, als hätte die Person ein Bein nachgezogen.
    »Sieh mal!«, rief Penny und zeigte auf einen Erdhügel ein paar Meter vom Heck der Jacht entfernt. Es war nicht ungewöhnlich, dass hier ein Grab war. Nach der Pandemie wurden überall Gräber geschaufelt. Aber dieses Grab sah frisch aus, und der Spaten, mit dem es gegraben worden war, lag noch daneben.
    »Es muss in den letzten zwei oder drei Wochen gegraben worden sein. Jemand hat überlebt«, meinte Steven, als er das Grab untersuchte und versuchte gleichzeitig, seine Trauer nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, denn nun wusste er, dass eine seiner Cousinen tot war. Er hob den Blick zu den Häusern auf dem Gipfel des Hügels, hielt die Hände wie einen Trichter vor den Mund und schrie aus vollem Hals »Hallo«. Lee und Penny schrien ebenfalls. Nachdem sie dreißig Sekunden geschrien hatten, verstummten sie und lauschten, doch nur das Kreischen der Möwen war zu hören.
    »Soll ich zur Archangel rudern und einen Schuss abfeuern?«, schlug Penny vor.
    Steven nickte. »Ja, aber nur einen. Wir haben kaum noch Munition.« Er fragte sich, ob die Überlebende noch Munition hatte, um auf den Schuss zu reagieren. Oder hatte sie sie verbraucht, um streunende Hunde abzuwehren oder zu jagen? Das Vieh war während der Pandemie vermutlich verzehrt worden, und auf einer Insel waren Vorräte sicher schnell aufgebraucht. Aber mit Patronen konnte man Seevögel schießen. Auch von Fischen und Pflanzen konnte man sich ernähren. Vielleicht suchte die Überlebende gerade jetzt auf der Insel nach Gemüse und Früchten. Der Tsunami hatte jeden Garten im Katastrophengebiet ruiniert, und alles, was nicht herausgerissen worden war, war von Salzwasser überschwemmt worden. Sie mussten die Hänge hinaufsteigen, um vielleicht dort noch frisches Gemüse oder Obst zu finden.
    Penny lief zum Strand hinunter und stieß das Dingi ins Wasser, während Steven und Lee aufs Wrack kletterten, um nach Hinweisen zu suchen, wohin Sarah oder Katie gegangen sein könnten. Steven erschütterte zutiefst, was der Tsunami aus diesem wunderschönen Schiff gemacht hatte. Er hatte die Jacht seines Vaters geliebt. Jetzt war sie Schrott. Die Bilge war mit Sand, Wasser und faulenden Fischen gefüllt. Die Schotten waren zertrümmert,

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