Der Jüngstre Tag
gemeinsam?«
»Wenn wir Glück haben.«
»Du bist ein cleveres Mädchen«, sagte er.
»Vermassel uns bloß nicht die Tour«, warnte sie ihn. »Mach alles, was Virginia sagt. Wenn du mit ihr sprichst, wird sie auf einer doppelten Eskorte bestehen, und das war’s dann.«
»Keine Sorge«, erwiderte Jasper zärtlich und streichelte ihren Bauch. »Ich werde nichts tun, was die Zeit, die wir miteinander verbringen können, gefährdet.« Er wollte sich über sie beugen, doch die Kette an seinem Fußgelenk rasselte und blieb am Metallgestell des Bettes hängen. »Diese verdammte Kugel«, schimpfte er und fügte dann sanfter hinzu: »Stell dir mal die Stellungen vor, die wir ausprobieren könnten, wenn dieses Ding nicht an meinem Fuß hängen würde. Du solltest mal den Schlüssel mitbringen.«
»Keine Chance«, sagte Jennifer und setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. »Ich habe dich genau da, wo ich dich haben will.«
Jennifers Leben ging in eine angenehme Routine über. Sie hätte gerne mehr Zeit mit ihrem Liebhaber verbracht, aber jede vierte Nacht war ein guter Kompromiss. Ungeduldig wartete sie darauf, ihn zu sehen und endlich wieder mit ihm zu schlafen. Wenn er nach seiner sechzehnstündigen Schicht auf der Tretmühle erschöpft einschlief, war sie jedes Mal enttäuscht.
Die Zeit, die sie mit Jasper verbrachte, war das einzig Gute in ihrem Leben. Jennifer ärgerte sich, dass sie nicht zur Leiterin der Landwirtschaft und der Gärten ernannt worden war. Sie stimmte Diana zu, dass Duncan zu schlecht organisiert war, um den Job vernünftig zu machen. Allerdings war sie der Meinung, dass sie den Job mindestens ebenso gut wie Virginia hätte machen können.
Statt Verantwortung zu tragen, hatte Jennifer das Gefühl, nur als »Ersatzkraft«, behandelt zu werden, um die Arbeiten zu übernehmen, die die Anführerin als angemessen empfand. Und oft waren es niedrige, geisttötende Arbeiten, die sie zugeteilt bekam, wie zum Beispiel Wäsche falten, Teller spülen, Kartoffeln schälen oder Küche und Toiletten reinigen. Besonders ärgerte Jennifer sich darüber, wenn sie Dianas Quartier putzen musste. Das erinnerte sie nicht nur daran, wie bescheiden ihr eigenes Quartier und ihr Status waren, sondern auch, wie großspurig Diana lebte.
Während Jennifer sich abplagte, tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass sie zumindest einen Liebhaber hatte und Diana, diese alte vertrocknete Schachtel, nicht. Eigentlich fühlte sie sich wie die glücklichste Frau in der Gemeinschaft. Jennifer war tatsächlich die Einzige, die Sex hatte. Susan, Diana, Paul und Duncan schienen diese Phase überwunden zu haben, und die jüngeren Frauen wurden künstlich befruchtet.
Jennifer glaubte, dass Jasper sie liebte, sie verstand und sich um sie sorgte. Er fragte sie immer, wie die Anführerin sie behandelte, und er tröstete und bemitleidete sie. Oft sagte er Dinge wie »sie schätzt dich nicht«, »du bist ihr nichts schuldig« oder »wenigstens haben wir einander«.
In den meisten ihrer gemeinsamen Nächte sprach Jasper von der Eisenkugel und der Kette. »Wenn dieses verdammte Ding mich nur nicht so einschränken würde«, beklagte er sich immer.
»Es ist gut, dass es dich ein bisschen zügelt«, scherzte sie.
Doch allmählich nutzte sich der Scherz ab, und bald wünschte auch Jennifer, Jasper könnte sich freier bewegen.
»Ich könnte dir die Kugel und die Kette nicht abnehmen, selbst wenn ich es wollte«, sagte sie eines Nachts. »Es gibt nur einen Schlüssel, und der liegt bei Diana im Schreibtisch.«
»Könntest du ihn nicht nachts ›ausleihen‹ und morgens zurückbringen?«
»Auf gar keinen Fall. Ich weiß am Tag zuvor nie, welche Arbeiten ich übernehmen muss. Ich weiß also nicht genau, ob ich den Schlüssel am nächsten Tag auch zurücklegen kann, und Diana würde ihn auf jeden Fall vermissen. Alle wichtigen Schlüssel liegen sorgfältig geordnet in ihrem Schreibtisch, und sie würde die Lücke sofort bemerken. Warum erzähle ich dir das überhaupt? Es wird ohnehin nicht passieren.«
»Wenn du den Schlüssel besorgen könntest, würde ich dich in den siebten Himmel entführen.«
»Du entführst mich schon in den siebten Himmel. Ich habe dir gesagt, dass ich den Schlüssel nicht besorgen kann, ohne dass Diana es bemerkt.«
Jasper dachte nach. »Du könntest in einem Seifenstück einen Abdruck des Schlüssels machen und mir eine Feile und zwei Metallstücke bringen. Dann könntest du alles bekommen, wovon du jemals geträumt
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